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Taunus-Sparkasse - Rekorde zum Abschied

Natürlich Italien - was sonst könnte dem Chef einer erfolgreichen mittelgroßen Sparkasse im Speckgürtel Frankfurts den Abschied verderben. Zwar hat kein Engagement in Staatsanleihen der Italiener die Bilanz der Taunus-Sparkasse verhagelt. Ganz so schlimm war es nicht. Aber die herbe 0:2-Niederlage der deutschen Fußballer gegen die Azzurri just am Abend des glorreichen Abschieds von Hans-Dieter Homberg schlug doch so manchem der Gäste ein kleines bisschen auf die Stimmung. Ansonsten gab es nichts zu mäkeln am Wirken von Homberg.

Das dritte Rekordergebnis in Folge zum Abschied ist standesgemäß. Die gesamte Entwicklung der Bank in den dreizehn Jahren Hombergs an der Spitze kann sich sehen lassen. Der systematische Aufbau des Immobiliengeschäfts als fünftes Standbein war klug, die Risikopolitik zurückhaltend und damit kaum belastend. Die Bank steht heute breiter und solider da, als sich das so mancher Ende der neunziger Jahre gedacht hatte. Und all das in einer Re gion, die sich über mangelnden Wettbewerb wahrlich nicht beklagen kann. Allein in den vergangenen fünf Jahren stieg das Betriebsergebnis nach Bewertung und vor Steuern von 19,6 Millionen Euro auf 40,2 Millionen Euro. Die Reserven nach § 340 f und g wurden im gleichen Zeitraum von 5,3 Millionen Euro auf 20,7 Millionen Euro gestärkt. Die Aufwand-Ertragsrelation sank von 73,4 Prozent auf 62,5 Prozent, die Eigenkapitalrendite vor Steuern verbesserte sich von 9,0 Prozent auf 14,3 Prozent. Das Kreditgeschäft stieg auf 2,95 (2007: 2,58) Milliarden Euro, dem steht ein Einlagevolumen von 2,81 (2,37) Milliarden Euro gegenüber.

Hatten viele zu Beginn von Hombergs Amtszeit als Vorstandsvorsitzender angesichts der strukturellen Probleme der Bank erwartet, es gehe vor allem darum, das Institut geordnet in eine Fusion mit einer der anderen Rhein-Main-Sparkassen zu führen, freut man sich heute über die Eigenständigkeit. Nach dem Zusammenschluss der damaligen Kreissparkasse des Hochtaunus-Kreises mit ihrem Pendant im Main-Taunus-Kreis ist eine weitere Beseitigung der Gemengelagen, die noch 2008 von der Regierung vehement gefordert wurde, längst kein Thema mehr. "Es hat sich bewährt, selbstständig zu bleiben, auch wenn es nicht immer einfach war. Die beiden Landkreise und Landräte haben den Wunsch und die Erwartung, dass das auch künftig so bleibt", so der Landrat des Hochtaunus-Kreises, Ulrich Krebs. P.O. Diesen Wunsch und diese Erwartung zu erfüllen wird für Hombergs Nachfolger Oliver Klink keine große Herausforderung sein. Schwieriger wird es dagegen sicherlich, den beeindruckenden Track record fortzusetzen.

Zum einen werden gerne viele gute Dinge in die Abschlussbilanz des Vorgängers gepackt, manch eher verwässernde Faktoren dagegen in die Zukunft verlagert. Vielleicht war das bei der Taunus-Sparkasse ein klein wenig auch so. Zum anderen werden die Rahmenbedingungen nicht einfacher. Das niedrige Zinsniveau drückt auf die Margen, die regulatorischen Anforderungen belasten durch zusätzliche Kosten. Zum anderen ist das Niveau der Taunus-Sparkasse inzwischen hoch, was weitere Steigerungen erschwert.

Übertriebenen Erwartungen baut Homberg denn auch gleich vor: "Das Rekordjahr 2011 war sicherlich ein Ausnahmejahr. Ein solcher Rekord ist kein Selbstläufer und wird sich aller Voraussicht nach kurzbis mittelfristig nicht wiederholen lassen." Doch Oliver Klink wird sicherlich eigene Schwerpunkte setzen können und wollen. Und die Perspektive, 2012 wieder die Zahlen von 2010 zu erreichen, sind nicht die schlechtesten Startbedingungen - immerhin war dies das vorletzte Rekordjahr, übertroffen nur vom Abschiedsjahr Hombergs. P.O.

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