Blickpunkte

Sparkassen: Ballungsschwierigkeiten in Rhein-Main

2008 war wahrlich nicht das beste Jahr für die großen Sparkassen im Rhein-Main-Gebiet. Die Frankfurter Sparkasse musste in größerem Umfang Wertpapiere umklassifizieren und so Abschreibungen in großem Stil vermeiden, um wenigstens noch ein leicht positives Ergebnis darstellen zu können. Der Naspa in Wiesbaden half nur ein tiefer Griff in die Reserven, damit unter dem Strich eine schwarze Null stand. Und die Taunus-Sparkasse musste einige Immobilien, in denen sich Filialen befinden, verkaufen, um ebenfalls einen Verlust zu vermeiden. Da ist es nur ein schwacher Trost, dass man in der Kurstadt auf jegliche Bilanzkosmetik verzichten konnte und nur nach dem strengen Niederstwertprinzip bewertet hat.

Unübersehbar ist S-Banking in Ballungszentren noch stärker von der gegenwärtigen Lage betroffen als die Kollegen "vom Lande". Sparkassen in Metropolregionen wie Rhein-Main können von der Zinsspanne allein nicht mehr auskömmlich leben, dafür ist der Wettbewerb zu hart.

Die Margen im Einlagengeschäft und auch in der Wohnungsbaufinanzierung haben sich zu ihrem Nachteil verändert, da den Häusern häufig die Möglichkeiten fehlen, den Kampfkonditionen der vielfältigen Wettbewerber entsprechend zu begegnen. Das heißt in unschöner Konsequenz, eine Ballungsraum-Sparkasse kann vom Brot-und-Butter-Geschäft alleine nicht mehr leben. "Sparkassen, die auf diesem Segment beharren, werden es sehr schwer haben. Die Institute müssen das Provisionsgeschäft ausbauen", stellte der Vorstandsvorsitzende der Taunus-Sparkasse, Hans-Dieter Homberg, denn auch fest. Sein Institut erzielt mittlerweile rund 30 Prozent der Erträge aus dem Wertpapierbereich, der über Jahre hinweg konstant ausgebaut wurde. Darüber hinaus liefert das ebenfalls lange Zeit gepflegte Immobiliensegment halbwegs stabile und auskömmliche Erträgnisse.

Nichtsdestotrotz sind die Zinsüberschüsse deutlich zurückgegangen, was durch den Anstieg der laufenden Erträge aufgefangen wurde. Da die Taunus-Sparkasse als eine der wenigen Sparkassen kreditlastig ist, braucht sie in größerem Umfang Swapgeschäfte für die Eigenanlagen als die Kollegen. Aus diesen Swapgeschäften, also der Zinsbuchsteuerung, wurde im vergangenen Jahr ein Ertrag von 3,8 Millionen Euro erzielt, der 2009 noch höher ausfallen soll.

Überhaupt ist man in der Kurstadt vor der Höhe relativ zuversichtlich: Hochrechnungen zufolge steigt der Zinsüberschuss wieder um rund sechs Millionen Euro, der Provisionsüberschuss bleibt nahezu stabil und die Kosten steigen moderat. Das bedeutet unter dem Strich ein um knapp fünf Millionen Euro besseres Betriebsergebnis vor Bewertung. Allerdings ist noch nicht absehbar, wie eine drohende Rezession in Form höherer Wertberichtigungen in die Gewinn- und Verlustrechnung durchschlagen wird. Doch das ist nicht das Thema 2009, sondern wohl erst 2010. Aber auch hier ist man recht entspannt. "Das bringt Sparkassen nicht um", so Homberg.

Zieht man sich die Brille des Verbraucherschützers auf, so kann man die gegenwärtige Anzeigenkampagne pro Kreditpolitik der Taunus-Sparkasse sicherlich auch kritisch beurteilen. Zwar liest es sich gut, dass zum 1. Juli dieses Jahres endlich die Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank durch Absenkung der Standardkonditionen im Kreditgeschäft um 0,75 bis 1,75 Prozentpunkte an die Kunden weitergegeben wurde. Allerdings wurden die Einlagenzinsen schon Anfang Mai angepasst. P. O.

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