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Sparkassen - Der Fristentransformation sei Dank

Was für die großen Investment- und Wholesale-Banken die günstigen Kapitalmarktbedingungen, ist für die Platzbanken aus den beiden Verbünden die Fristentransformation: der ersehnte Ertragsbringer. Und das ist auch gut so, denn ohne die günstigen Verhältnisse der Zinsstruktur könnte kaum ein wenig Speck auf die Rippen der teils doch ganz schön abgemagerten Institute kommen. Und das ist bitter nötig, denn die harten Zeiten mit höheren Ausfallraten im Kreditgeschäft und steigenden Zinsen kommen erst noch. Erst recht in den strukturschwachen Gebieten.

Gut aus der Affäre hat sich da bislang die Kreissparkasse Göppingen gezogen. Denn bei einem Marktanteil von "deutlich über 50 Prozent" in ihrem Geschäftsgebiet trifft sie der dramatische Rückgang der badenwürttembergischen Wirtschaft um rund acht Prozent natürlich besonders hart. Im Landkreis Göppingen, einer stark exportlastigen Region, stieg die Arbeitslosigkeit binnen Jahresfrist von vier auf fast sechs Prozent.

Das ging bislang an der Kreissparkasse fast vorbei: Der Jahresüberschuss stieg um 6,3 Prozent auf rund 6,5 Millionen Euro. Tragende Säulen waren zum einen deutlich geringere Bewertungsänderungen im Wertpapiergeschäft sowie ein stolzer Anstieg des Zinsüberschusses um zwölf Millionen Euro auf 101,5 Millionen Euro. Der Fristentransformation sei Dank! Wäre da nicht noch die schwächelnde Landesbank - die Zahlen wären noch besser. Allein vier Millionen fehlen im Zinsüberschuss durch die Nichtausschüttung der LBBW im Geschäftsjahr 2009.

Zwar wurde auch das Kreditgeschäft den Zahlen nach kräftig ausgeweitet (plus 3,9 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro), doch ist auch dies getragen von einem Sondereffekt. So wurde 2009 ein Rekordvolumen an Förderkrediten der L-Bank und der KfW unter das Volk gebracht. Und der Zuwachs im Einlagengeschäft resultiert zu einem guten Teil von Unternehmen, die Liquidität durch den Abbau von Lagerbeständen bei der Kreissparkasse geparkt haben.

Für den neuen Vorstandsvorsitzenden Harriolf Teufel, der die Geschicke des Instituts seit Anfang des Jahres als Nachfolger des früheren S-Bundesobmanns Jürgen Hilse leitet, sind das alles in allem herausfor dernde Startbedingungen. Und er tut gut daran, sich nicht von diesem Ergebnis des abgelaufenen Jahres blenden zu lassen.

Da auf der Einnahmenseite nicht viel zu erwarten ist - nach wie vor leidet der Provisionsüberschuss unter der Zurückhaltung der privaten Anleger, es drohen steigende Zinsen und damit geringere Einnahmen aus der Fristentransformation und bei der Wahrnehmung von Marktchancen im Anlagegeschäft ist die Bank traditionell bewusst zurückhaltend - rückt die Kostenseite in den Fokus. Strukturen werden überprüft, auch die Filialstrukturen, Prozesse werden gestrafft und effizienter gestaltet und das Produktmanagement überarbeitet. P. O.

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