Vor Ort

Verbünde in Köln und Bonn: öffentlichrechtliche Dominanz

Das größere der beiden öffentlich-rechtlichen Häuser mit Sitz in der Region Köln, Bonn und Rhein-Sieg ist die Sparkasse Köln-Bonn. Mit einer Bilanzsumme von 29,28 Milliarden Euro rangierte sie im Jahr 2006 in der DSGV-Rangliste auf Platz zwei - direkt vor den Kollegen von der Kreissparkasse Köln, die 2006 eine Bilanzsumme von 22,85 Milliarden Euro auswiesen - und hinter der Hamburger Sparkasse mit 33,96 Milliarden Euro. Im Geschäftsjahr 2007 erhöhte sich der Größenabstand zwischen den beiden Kölner Instituten weiter: Die Bilanzsumme der Sparkasse Köln-Bonn wuchs um 2,32 Milliarden Euro auf 31,61 Milliarden Euro, die der Kreissparkasse lediglich um 0,03 Milliarden Euro auf 22,88 Milliarden Euro.

Ein Blick auf die Rentabilität der beiden Häuser zeigt jedoch, dass schiere Größe nicht alles ist. Während die Kreissparkasse für 2007 eine Cost Income Ratio von 63,9 (im Vorjahr 62,9) Prozent ausweist, musste die Stadtsparkasse etwa 71,7 (im Vorjahr 72,5) Cent ausgeben, um einen Euro zu erwirtschaften.

Bei der Vorstellung der Zahlen für 2006 war der Vorstandsvorsitzende Dietmar Binkowska noch zuversichtlich, die Kennzahl innerhalb von drei Jahren deutlich Richtung 60 Prozent bewegen zu können. Das wird ihm nicht mehr gelingen, denn er soll die Führung der NRW-Bank übernehmen. Deren Präsidialausschuss hat sich Anfang Juli für den gelernten Großbanker - 1988 bis 1995 Deutsche Bank, 1995 bis 2002 HVB und 2002 bis 2003 Commerzbank - als Nachfolger für Ulrich Schröder entschieden, den es zur KfW zieht. Die Sparkasse Köln-Bonn betreut etwa eine Million Privat- und Geschäftskunden und rund 2 000 Private-Banking-Kunden. Das Kreditinstitut hat im vergangenen Jahr rund 1,2 Milliarden Euro an privaten Baufinanzierungen vergeben sowie 1,5 Milliarden Euro Kredite an Unternehmen. Es wies für 2007 einen gegenüber dem Vorjahr um 1,7 Prozent verringerten Bruttoertrag in Höhe von 681,7 Millionen Euro aus. Gleichzeitig reduzierte sich jedoch auch der Aufwand - um 2,9 Prozent auf 480,8 Millionen Euro -, sodass ein leicht erhöhtes (plus 1,3 Prozent) Betriebsergebnis vor Bewertung in Höhe von 189,1 Millionen Euro stehen blieb.

Sonderbelastungen fressen das Ergebnis 2007 auf

Das zeigt: Die Sparkasse Köln-Bonn muss vor allem am Ertrag arbeiten. Die Stichpunkte sind hier - wie in vielen anderen öffentlich-rechtlichen oder genossenschaftlichen Häusern auch - die konsequente Ausrichtung am Kunden sowie eine offene Begleitung der Verbraucher. Ob das ausreicht? Viel wichtiger für den künftigen Vorstandsvorsitzenden wird sein, was Binkowska schon im November 2007, ein halbes Jahr nach seiner Amtsübernahme - und mithin zu dem Zeitpunkt als die Kölner Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Untreue gegen seinen Vorgänger Gustav Adolf Schröder zu ermitteln begann - ankündigte: Die betriebswirtschaftlichen Belange des Hauses müssen endlich vor den Interessen der Träger Vorrang haben.

Der Hintergrund: Die Sparkasse Köln-Bonn hat stark mit Altlasten zu kämpfen, die unter Schröder entstanden sind. Dieser wirkte seit dem Jahr 1989 als Vorstandsvorsitzender der Stadtsparkasse Köln und nahm 2005 nach der Fusion der Kölner mit der Stadtsparkasse Bonn den Chefsessel ein. Ein starkes Engagement der Sparkasse in der Kölner Medienbranche wird in weiten Teilen der Öffentlichkeit auf die allzu enge Verbindung Schröders mit dem kommunalen Träger, der Stadt Köln, zurückgeführt.

Ein gesteigertes Betriebsergebnis nach Bewertung und Risikovorsorge (plus 10,1 Prozent) von 68,4 Millionen Euro wurde bei der Sparkasse Köln-Bonn 2007 denn auch durch negative Sondereffekte mehr als vollständig aufgefressen. Insgesamt verbuchte die Bank Sonderbelastungen durch Beteiligungen im Wert von über 140 Millionen Euro, davon 106,5 Millionen Euro für die Rheinparkmetropole, das sind die ehemaligen Rheinhallen der Köln-Messe. 22,3 Millionen Euro mussten in die Beteiligung am Studiobetreiber Magic Media Company gepumpt werden und 10,5 Millionen Euro in den Golfclub Gut Lärchenhof.

Kein Wunder, dass Binkowska nach einem tiefen Griff in die Reserven beschwor, man wolle die Beteiligungen baldmöglichst abwickeln, um sich wieder aufs Tagesgeschäft konzentrieren zu können.

Kapitalspritze der Städte Köln und Bonn in Prüfung

Für das laufende Jahr sind allerdings weitere Belastungen zu erwarten. Zumal da neben selbst eingebrockten Suppen auch eine fremde auszulöffeln ist: Der Stützungsfall WestLB belastete die Bilanz 2007 mit 42 Millionen Euro. Noch einmal ungefähr genauso viel soll 2008 für diesen Zweck abgeschrieben werden - nach heutigem Stand der Dinge. Ein schwacher Trost ist es hierfür, dass zwischen den beiden großen Kölner Sparkassen und ihrer Landesbank, der WestLB, eine klare Absprache besteht: Man mache sich keinen Wettbewerb im Massengeschäft beziehungsweise im Private Banking. Allerdings insbesondere die WestLB-Tochter Weberbank wird diesbezüglich immer wieder kritisch beäugt.

Angesichts der derzeitigen Probleme wird denn auch in den Städten Köln und Bonn über eine Kapitalspritze in Höhe von 300 Millionen Euro für die Sparkasse beraten. Hier werden aktuell noch zahlreiche Prüfungen und Gutachten durchgeführt, anschließend müssen die Räte der beiden Städte über das Vorhaben entscheiden.

Für das mittelfristig geplante Wachstum reiche die derzeitige Kapitalausstattung aus, so die Vertreter der Sparkasse. Im als nicht unwahrscheinlich bezeichneten - Fall einer allgemeinen Kreditverknappung könne man jedoch die Kölner und Bonner Unternehmen nicht zusätzlich auffangen. Das frische Kapital versetze die Sparkasse aber in die Lage, Motor der regionalen Wirtschaft zu bleiben. Feines Marketing!

Sparkasse der Stadt Siegburg wählte Kreissparkasse Köln zum Partner

Als Motor der regionalen Wirtschaft möchte sicher auch die Kreissparkasse Köln gesehen werden. Sie ist als Zweckverbandssparkasse 1923 aus der Taufe gehoben worden. Das Haus entstand aus einem Zusammenschluss der Spar- und Darlehnskasse des Landkreises Köln (gegründet 1869) sowie der Kreissparkasse Mülheim am Rhein (gegründet 1856).

Bis heute sind sechs Kreissparkassen, sieben Stadtsparkassen und neun Gemeindesparkassen darin aufgegangen. Als ältestes Vorgängerinstitut gilt die Sparkasse der Stadt Wüpperfurth - gegründet 1853 und 1938 in den Zweckverband aufgenommen.

Als vorerst letztes Institut kam die Sparkasse Hennef 2006 zum Konglomerat hinzu. Nur drei Jahre zuvor hatte die Sparkasse der Stadt Siegburg nach einem Seniorpartner gesucht und sich für die Kölner Kreissparkasse entschieden - durchaus zum Missfallen der Stadtsparkassen in Köln und Bonn, die ebenfalls ein Auge auf die Siegburger Bank geworfen hatten.

Das Geschäftsgebiet der Kreissparkasse umfasst heute den Rheinisch-Bergischen-Kreis, den Rhein-Erft-Kreis, den Rhein-Sieg-Kreis und den Oberbergischen Kreis. Auf dieser Fläche wohnen rund 1,6 Millionen Menschen in 42 Städten und Gemeinden. Das Institut weist seine Kundenzahl mit 650 000 aus, etwa jeder zweite Einwohner im Geschäftsgebiet habe seine Hausbankverbindung bei der Kreissparkasse Köln. Der Slogan des Instituts lautet "In der Region - Für die Region".

Neben den Retailkunden werden in der Sparkasse auch etwa 1 400 Private-Ban-king-Kunden betreut. Voraussetzung für eine Einstufung in diesen Kundenkreis ist ein freies Vermögen von etwa einer Million Euro - für ein öffentlich-rechtliches Haus ist das eine relativ hoch angesetzte Grenze für die Eingliederung in die gehobene Kundengruppe.

Doch nicht nur im Private Banking, sondern auch im Retailbereich will sich das Institut als wertiger Anbieter positionieren. So bietet sie beispielsweise kein kostenloses Girokonto an, stattdessen wurde im März 2008 ein Girokonto mit Geld-zurück-Garantie eingeführt. Ist der Kunde innerhalb der ersten sechs Monate nach Abschluss des Girokontos unzufrieden, erhält er die Kontoführungsgebühren für diesen Zeitraum zurück. Das Prinzip haben sich die Sparkässler wohl bei den Mitbewerbern, in diesem Fall der VR Bank Rhein-Sieg abgeguckt. Die hat eine ähnliche Garantie schon im Juli 2007 eingeführt.

Um Kunden zu binden, nimmt die Kreissparkasse Köln am Bonusprogramm T-Points teil: Durch die Nutzung ausgewählter Finanzdienstleistungen der Kreissparkasse sammeln die Verbraucher Punkte, die in Sach-, Erlebnis- oder Finanzprämien (zum Beispiel für die Reduzierung des Girokontopreises) eingelöst werden können.

26 Geschäftsstellen auf die Stadtsparkasse übertragen

Die Kreissparkasse betreibt heute lediglich drei ihrer insgesamt 216 Geschäftsstellen innerhalb Kölns, doch auch die Hauptstelle der Bank liegt in der Stadt. Bis in die achtziger Jahre existierten insgesamt 29 Geschäftsstellen der Kreissparkasse im Stadtgebiet. 26 dieser Filialen wurden jedoch im Dezember 1983 auf die damalige Stadtsparkasse Köln, heutige Sparkasse Köln-Bonn übertragen. In offiziellen Erklärungen wird der Vorgang als Spätfolge der kommunalen Neugliederung im Jahr 1975 bezeichnet.

Dass die Konkurrenz im Speckgürtel der beiden rheinländischen Städte weniger hart ist als in den Stadtgebieten selbst, trägt wohl nicht unwesentlich zur Profitabilität der Kreissparkasse bei. Mit einer Aufwand-Ertrag-Relation von 63,9 Prozent liegt das Haus einen Hauch vor der durchschnittlichen Cost Income Ratio aller deutschen Sparkassen, die der DSGV für 2007 mit 65,3 Prozent ausweist.

Unter den größeren Kreissparkassen befinden sich jedoch auch verschiedene Häuser, die wesentlich bessere Aufwand-Ertrags-Verhältnisse ausweisen können, beispielsweise die Kreissparkasse Ludwigsburg mit 54,3 Prozent und die Mittelbrandenburgische Sparkasse Potsdam mit 52,7 Prozent.

Belastungen durch WestLB sind 2007 verarbeitet

Im operativen Geschäft musste die Kreissparkasse Köln 2007 ein eher durchwachsenes Jahr verkraften. Nach vorläufigen Zahlen sank der Bruttoertrag leicht von 594 Millionen Euro im Vorjahr auf 563 Millionen Euro. Doch auch der Gesamtaufwand reduzierte sich: von 377 Millionen Euro im Jahr 2006 auf 363 Millionen Euro 2007. So verblieb ein Betriebsergebnis vor Bewertung von 200 (im Vorjahr 217) Millionen Euro, ein Bewertungsergebnis von 116 (im Vorjahr 120) Millionen Euro und ein Gewinn vor Steuern von 84 (97) Millionen Euro.

Insgesamt bringt die Sparkasse 64 Millionen Euro zur Stützung der WestLB auf, davon waren sieben Millionen bereits durch Rückstellungen abgedeckt, der Rest wurde vom Jahresergebnis 2007 aufgefangen. Daher wird die Ausschüttung an die Kommunen für das vergangene Jahr um rund die Hälfte auf 3,6 Millionen Euro (im Vorjahr 7,4 Millionen Euro) heruntergefahren. Die Belastungen durch die West-LB sind damit - anders als bei den Kollegen von der Stadtsparkasse - bereits im Geschäftsjahr 2007 verarbeitet.

Dass der direkte Vergleich und Wettkampf die beiden S-Nachbarn durchaus belebt, zeigt sich immer wieder. Die beiden Kölner Sparkassen vermitteln beispielsweise ein ungewöhnlich hohes Volumen an Neugeschäft an den Verbundpartner Deutsche Leasing. Bei der Sparkasse Köln-Bonn waren es für 2007 rund 138,4 Millionen Euro, bei der Kreissparkasse Köln 134,4 Millionen Euro. Zum Vergleich: Die größte deutsche Sparkasse Haspa folgt mit 75,5 Millionen Euro vermitteltem Neugeschäft und mithin mit deutlichem Abstand. Ein Grund: In beiden Kölner Häusern existieren eigene Leasing-Abteilungen, was auch in der Vergleichsgruppe der Großsparkassen nicht selbstverständlich ist.

Auch personelle Verknüpfungen spielen bei dem erhöhten Engagement fürs Leasing eine Rolle - insbesondere bei der Kreissparkasse. Deren ehemaliger Vorstandsvorsitzender Hans-Peter Krämer stand dem Aufsichtsrat der Deutschen Leasing vor. Sein Nachfolger in der Kreissparkasse, Alexander Wüerst, folgt ihm in dieser Tradition: Er hat dort derzeit den stellvertretenden Vorstand des Aufsichtsrates inne.

Trotz allen Wettbewerbs gehen die beiden Kölner Sparkassen aber auch sehr vernünftig miteinander um. Seit 1999 beispielsweise kooperieren sie im Backoffice, wickeln gemeinsam ihren Zahlungsverkehr in der Sparkassen Service Gesellschaft ab. Seit dem laufenden Jahr geben beide Banken in einem gemeinsamen Projekt die FC-Sparkassen-Card an ihre Kunden heraus, eine Debitkarte mit Bildmotiven des 1. FC Köln. Die Sparkasse Köln-Bonn hat davon bisher etwa 25 000 Stück emittiert, die Kreissparkasse Köln etwa 11 000 Stück.

Fünf Genossenschaftbanken in Köln, zwei in Bonn

Unter den Genossenschaftsbanken herrscht im Raum Köln, Bonn und Rhein-Sieg - wie in so vielen anderen städtisch geprägten Regionen - ein fröhliches Neben- und Gegeneinander. Während sich in der Stadt Köln die Geschäftsgebiete von immerhin fünf regionalen genossenschaftlichen Instituten überschneiden, sind es in Bonn nur zwei. In den Speckgürteln der beiden Metropolen tummeln sich jedoch diverse weitere regionale Volks- und Raiffeisenbanken (siehe Karten auf Seite 24 und 26). Außerdem zählen die Sparda-Bank West sowie die PSD Bank Köln die Region zu ihrem Geschäftsgebiet.

In der gesamten Stadt Köln ist die Kölner Bank eG tätig. Sie führt hier 30 Geschäftsstellen. Das Institut, das nach BVR-Zahlen für 2007 eine Bilanzsumme von 1,52 Milliarden Euro ausweist, befand sich zu Beginn des Jahrtausends in herben Schwierigkeiten. Im Kreditportfolio hatten sich zu große Einzel engagements und enorme Risiken angesammelt - dafür sorgte eine Fokussierung auf die Baubranche und Unternehmen außerhalb der Stadt.

Ertragslage bleibt angespannt

Der genossenschaftliche Verbund sprang während der Misere mit Bürgschaften ein. Insgesamt mussten vom BVR Kredite in Höhe von rund 140 Millionen Euro abgeschirmt werden. Bis heute wurden etwa 75 Millionen Euro an die Sicherungseinrichtung zurückgegeben, im Geschäftsjahr 2007 waren es alleine 13,7 Millionen Euro. Das Kreditportfolio sei inzwischen restrukturiert, die Vermögenslage des Hauses geordnet, so Sebastian Prinz Schoenaich-Carolath (siehe Interview Seite 15), der die Bank seit fünf Jahren führt. Als Sanierer hatte er vorher bereits in der Ulmer sowie der Berliner Volksbank Erfahrungen gesammelt.

Die Ertragslage des Hauses ist und bleibt jedoch auch gegenwärtig noch angespannt. Der Zinsüberschuss ist 2007 um 4,4 Prozent auf 35,4 Millionen Euro gesunken. Er leidet unter starkem Wettbewerb und ungünstiger Zinsstrukturkurve - wie in anderen Häusern auch. Die Bank weist einen durchaus ordentlichen Provisionsüberschuss von 15,5 Millionen Euro aus, der rund 1,04 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme ausmacht. Die vergleichbaren Banken im Rheinisch-Westfälischen Genossenschaftsverband erreichen nach Angaben der Kölner Bank bei dieser Kennzahl lediglich einen Wert von 0,77 Prozent.

Die Cost Income Ratio von rund 85,7 Prozent für das Jahr 2007 (im Vorjahr waren es 87,3 Prozent) spricht allerdings eine deutliche Sprache: Die Kosten sind zu hoch. Für 2007 betrugen die Personalaufwendungen 26,2 (im Vorjahr 27,9) Millionen Euro, die Sachaufwendungen 17,5 (im Vorjahr 17,0) Millionen Euro. Die Bank erwirtschaftete ein Betriebsergebnis von 7,8 Millionen Euro.

Unter Schoenaich-Carolath hat sich das Institut eine neue Ausrichtung gegeben, die sich im Slogan "Kölner Bank - Ihre Volksbank in Köln" manifestiert: Die Bank betreut rund 90 000 Kunden, vornehmlich im privaten und gewerblichen Mittelstand. Der eigene Marktanteil wird auf sieben bis acht Prozent eingeschätzt. Zu Beginn der Neustrukturierung wurden teilweise auch drastische Maßnahmen ergriffen: Im Jahr 2004 wurden 1 500 Mitglieder ausgeschlossen, die nicht in der Gegend in und um Köln

wohnten und keine Geschäfte mit dem Haus machten. Passive Mitglieder aus der Region hingegen sollen durch das Programm "Köln erleben" aktiviert werden. Außerdem folgt die Bank dem Trend, Debitkarten mit regionalen Motiven herauszugeben. Sie setzt auf die Heimatverbundenheit der Kölner und bietet ihren Kunden ein Bild des Doms auf der ec-Karte an. 30 000 solcher Motivkarten wurden im vergangenen Jahr im Zuge des turnusgemäßen Austausches von Debitkarten ausgegeben.

Trotz ihrer ausdrücklichen Ausrichtung auf den Mittelstand hat die Bank 2007 einen Bereich namens Topkunden-Betreuung eingeführt, in dem Firmenkunden, vermögende Private und Angehörige freier Berufe bedient werden. Um die wohlhabenden Kunden aus Köln und Umgebung bemühen sich demnach beide Großsparkassen sowie die große - wenn auch geschwächte - Volksbank Kölns. Auch in diesem Kundensegment hat dementsprechend der Wettbewerbs- und somit der Preisdruck zugenommen. Zumal auch renommierte Privatbanken wie beispielsweise Sal. Oppenheim ihren angestammten Sitz in der Stadt haben.

Die zweitgrößte Genossenschaftsbank in Köln ist die Volksbank Köln-Nord eG. Sie weist für 2007 eine Bilanzsumme von 360 Millionen Euro aus und betreibt insgesamt acht Filialen in Köln, davon fünf im Norden und drei im Südosten der Stadt. Eine weitere Geschäftsstelle wird in Dormagen unterhalten. Die Bank fährt derzeit eine Zwei-Marken-Strategie, das heißt sie firmiert unter dem Namen Volksbank Köln-Nord, führt aber auch eine Zweigniederlassung Porzer Raiffeisen-Volksbank.

Während in der im Internet zu findenden Unternehmensbroschüre noch im Juni 2008 die Rede davon war, dass das Haus angemessene Preise berechne und dadurch die eigene Selbstständigkeit sichere, ist es derzeit in einer Fusion mit der nach Bilanzsumme rund doppelt so großen Raiffeisenbank Frechen-Hürth eG begriffen. Die Vertreterversammlungen haben schon zugestimmt, im August sollen die Verträge unterzeichnet werden. Dann tritt die Fusion rückwirkend zum 1. Januar 2008 in Kraft. Auslöser für die Verschmelzung dürfte die Tatsache sein, dass in beiden Instituten in naher Zukunft ein Vorstandsmitglied in den Ruhestand eintritt: in der Volksbank Köln-Nord ist das Gerd Beling, in der Raiffeisenbank Peter Hintzen.

Das Geschäftsgebiet der Raiffeisenbank Frechen-Hürth eG erstreckt sich derzeit auf die Kreise Pulheim, Frechen und Hürth, westlich von Köln. Das Haus betreibt eine Mehrmarkenstrategie: Es führt eine Zweigniederlassung Raiffeisenbank Brauweiler-Sinthern und eine Zweigniederlassung Volksbank Kerpen. Nach dem Zusammengehen mit der Volksbank Köln-Nord kommt dieser Name ebenso als Zweigniederlassung hinzu wie die Porzer Raiffeisen-Volksbank. Die ausgeprägte Namensvielfalt werde vor allem aus Rücksicht auf die Mitglieder der zusammengeführten Banken beibehalten, so der Tenor aus dem Haus. Für bessere Übersicht und leichte Handhabung dürfte sie kaum sorgen.

In der Domstadt ist neben der Kölner Bank und der Volksbank Köln-Nord auch die - nach ihrer Bilanzsumme von etwa 146 Millionen Euro nur etwa ein Zehntel so große - Volksbank Dünnwald-Holweide eG ansässig. Sie betreibt vier Filialen im rechtsrheinischen Köln.

Anlagekunden von der Sparkasse gewonnen

Die Wettbewerbssituation wird in dem Haus als typisch großstädtisch empfunden, als stärkster Konkurrent gilt die Sparkasse Köln-Bonn. Dass das öffentlichrechtliche Institut aktuell mit Problemen zu kämpfen hat, spüren die Volksbanker durchaus: Im Anlagebereich habe man Kunden von der Sparkasse gewinnen können. Bei den Krediten halte man jedoch mit der Risikobereitschaft des großen Hauses nicht mit - und verliere daher auch Kunden an das S-Institut.

Eine Debitkarte mit einem Kölner Motiv ist auch bei dieser Bank in Planung. Das bekannteste Wahrzeichen der Stadt, der Dom, fällt als Motiv jedoch aus, dieses Bauwerk befindet sich außerhalb des Geschäftsgebietes auf der anderen Rheinseite. Die Bank nutzt das Corporate Design des genossenschaftlichen Verbundes, setzt sich jedoch in der Ausgestaltung des Internetauftritts durch zahlreiche Elemente von anderen Volks- und Raiffeisenbanken ab.

Im Südwesten der Stadt Köln sitzt die Raiffeisenbank Junkersdorf eG, ein kleines Institut mit einer Hauptstelle, aber ohne Filialen und einer Bilanzsumme von 64 Millionen Euro. Sie darf in der genossenschaftlichen Organisation getrost als Sonderfall gelten: Werden doch bei ihr viele Konten von Verbandsmitgliedern und WGZ-Mitarbeitern geführt.

Außerdem ragt das Geschäftsgebiet der mit einer Bilanzsumme von 865 Millionen Euro deutlich größeren VR Bank Rhein-Erft eG, Brühl, in die Stadt hinein. Ältester Vorgänger dieses Instituts ist der Berzdor fer Spar- und Darlehnsverein, das Institut ist heute ein Konglomerat aus 21 ver schiedenen Volks- und Raiffeisenbanken. Die letzte Fusion fand im Jahr 2003 statt, als die VR Bank Brühl-Erftstadt mit der Raiffeisenbank Wesseling zusammenging.

Die Bank betreibt insgesamt 17 Geschäftsstellen, doch nur eine davon auf dem Stadtgebiet: in Köln-Meschenich. Das Gebäude war zu früheren Zeiten Sitz des Meschenicher Darlehnskassen-Vereins, der 1986 in die spätere Volksbank Brühl und 2003 in die VR Bank Rhein-Erft fusioniert wurde. Die Filiale in Meschenich wurde im Jahr 2006 komplett umgebaut und dabei verkleinert. Die von der Bank nicht mehr benötigten Gebäudeteile werden heute vermietet.

Kreditgenossen und Sparkasse kooperieren

Der große Platzhirsch unter den Volksbanken in Bonn und der näheren Umgebung ist die Volksbank Bonn Rhein-Sieg eG. Ihr Vorgängerinstitut wurde im Jahr 1901 von Pfarrer Peter Herkenrath gegründet, der gegen die eng begrenzte finanzielle Situation der Handwerker vorgehen wollte. Der Name Handwerkerbank zu Bonn eGmbH wurde jedoch schon zwei Jahre nach Gründung in Volksbank in Bonn eGmbH verändert, womit eine Öffnung zum gewerblichen Mittelstand und für breitere Bevölkerungskreise einherging.

Schon während der Zeiten des Zweiten Weltkriegs pflegten die Genossenschaftsbanker einen freundschaftlichen Umgang mit den öffentlich-rechtlichen Kollegen: Sie kamen gegen Kriegsende im Keller der Kreissparkasse unter - als ihr eigenes Gebäude bei Luftangriffen zerbombt wurde. Heute betreiben sie eine SB-Stelle gemeinsam mit der Sparkasse Köln-Bonn.

Um dem wachsenden Wettbewerb zu begegnen, begann in den siebziger Jahren eine Phase der Konsolidierung genossenschaftlicher Institute im Umkreis der Stadt Bonn. Diese Phase der Zusammenschlüsse hielt bis in die neunziger Jahre an, sodass die Volksbank Bonn Rhein-Sieg auf dreizehn verschiedene Vorgängerinstitute zurückblicken kann. 14 ihrer insgesamt 36 Filialen (davon fünf SB-Stellen) befinden sich auf dem Bonner Stadtgebiet.

Heute wirbt die Bank unter dem Slogan "Nur wir sind Bonn/Rhein-Sieg" für ihre Dienste und betreut rund 130 000 Kunden. Das Kreditinstitut wies für 2007 eine Bilanzsumme von rund 2,06 Milliarden Euro aus. Als Hauptwettbewerber werden bei der Genossenschaftsbank die beiden Sparkassen betrachtet, die nach ihren jeweiligen Fusionen stark gewachsen sind.

Dem Haus ist es jedoch nach eigener Aussage in den vergangenen Jahren gelungen, Kunden zurück zu gewinnen, die zu Direktbanken wechselten, denen dort jedoch die persönliche Betreuung fehlte. Im laufenden Geschäftsjahr soll im Ver trieb vor allem das Thema Abgeltungssteuer zur Ansprache der Kunden genutzt werden.

Trendwende im Zinsgeschäft geschafft

Im vergangenen Geschäftsjahr schaffte die Bank jedenfalls - anders als die meisten anderen Primärinstitute des genossenschaftlichen Verbundes - eine Trendumkehr: Ihr Zinsüberschuss stieg um 18 Prozent auf 49,4 Millionen Euro (im Vorjahr waren es 41,8), der Provisionsüberschuss auf 18,8 Millionen Euro (Vorjahr 18,3). In der gleichen Zeit erhöhten sich die Verwaltungskosten um 4,5 Prozent auf 51,0 Millionen Euro. Nach Abzug des Bewertungsergebnisses und unter Einbezug der außerordentlichen Faktoren ergab sich aber ein verringerter Bilanzgewinn von rund 8,3 (Vorjahr 8,7) Millionen Euro.

Nach ihrer Bilanzsumme von rund 480 Millionen Euro ist die zweite in der Stadt sitzende Bank, die VR-Bank Bonn eG, nur etwa ein Viertel so groß wie die Volksbank Bonn Rhein-Sieg. Der große Nachbar machte auch bereits Avancen für eine Fusion, doch die ist in der VR-Bank ausdrücklich "kein Thema". Es herrsche kein wirtschaftlicher Druck für eine solche Maßnahme. Im Geschäftsjahr 2007 hat das Institut einen Gewinn von 1,9 Millionen Euro ausgewiesen - nach 1,4 Millionen Euro im Vorjahr. An die rund 11 300 Mitglieder wurden Dividenden in Höhe von 6,5 Prozent gezahlt - insgesamt etwa 450 000 Euro. Alles in allem betreut das Haus zirka 33 000 Kunden und betreibt zwölf Filialen.

Nicht direkt in Bonn ansässig, jedoch in weiten Teilen des nördlichen Speckgürtels der ehemaligen Bundeshauptstadt tätig, ist die VR-Bank Rhein-Sieg eG. Ihr ältestes Vorläuferinstitut ist die Volkskasse Mondorf, die 1886 gegründet wurde. Insgesamt setzt sich das heutige Haus aus acht Vorläufern zusammen, die im Verlaufe des 20. Jahrhunderts zusammenfusioniert wurden. Ihr Slogan lautet "Nähe ist uns wichtig". In den Jahren 2003 und 2004 befand sich die Bank in einer Restrukturierungsphase, nachdem Probleme im Kreditgeschäft aufgetaucht waren.

Service mit Geld-zurück-Garantie

2006 bewegte sich das Risikoergebnis im Kreditgeschäft mit 5,6 Millionen Euro erstmals wieder im angemessenen Rahmen. Das Institut wies 2007 bei einer Bilanzsumme von 1,57 Milliarden Euro einen Zinsüberschuss von 32,07 Millionen und einen Provisionsüberschuss von 13,65 Millionen Euro aus. Das Vorsteuerergebnis belief sich auf 11,7 Millionen Euro.

Heute schreibt sich die Bank besondere Kundenfreundlichkeit auf die Fahnen. Im Falle eines Ausbleibens derselben werden die Kunden entschädigt. So werden beispielsweise neue Kunden mit Girokonten nach sechs Monaten befragt: Sind sie unzufrieden, erhalten sie die Kontoführungsgebühren für das erste halbe Jahr zurück. Die Garantie wurde in dem Haus im Juli 2007 eingeführt. Bis März 2008 war noch kein Beschwerdefall eingetreten.

Im Umfeld der Stadt Bonn und dem Kreis Rhein-Sieg befinden sich zahlreiche weitere regionale Genossenschaftsbanken: unter anderem die Spar- und Darlehnskasse Aegidienberg eG, Bad Honnef, die Rosbacher Raiffeisenbank eG, Windeck, die Raiffeisenbank Rheinbach-Voreifel eG, Rheinbach, die Volksbank Wachtberg eG, Wachtberg und die Raiffeisenbank Much-Ruppichteroth eG, Much. Zumindest im Marketing geben sich diese Institute jedoch geschlossen: Viele von ihnen betreiben ein gemeinsames Mitglieder- Bonusprogramm. Die Federführung über das gemeinsame Projekt hat die VR Bank Rhein-Sieg, die zweitgrößte unter den Partnerbanken. Das Mehrwertprogramm wird über eine eigene ec-Karte in der Farbe orange betrieben. Partner sind verschiedenste Unternehmen aus dem Bereich Freizeit, also Sport, Kultur und Gastronomie. Handelsunternehmen nehmen nicht teil. Für sie ist die Einstiegsklausel von mindestens zehn Prozent Rabatt zu hoch.

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