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Fintechs und Banken: Kein Kampf der Systeme

Der deutsche Fintech-Markt ist mit 346 Start-ups im europäischen Vergleich hinter Großbritannien der zweitgrößte und hat zuletzt um etwa 150 Prozent jährlich zugelegt. Das geht aus einer Studie der Universitäten Regensburg und Trier im Auftrag des Bundesfinanzministeriums hervor. Das Gesamtmarktvolumen der in Deutschland tätigen Finanztechnologie-Unternehmen betrug demnach 2015 allein in den Segmenten Finanzierung und Vermögensmanagement rund 2,2 Milliarden Euro. Prognosen zufolge könnte es bis 2035 auf 148 Milliarden Euro wachsen. Das aktuelle Marktpotenzial für die Fintechs schätzen die Wissenschaftler für die Segmente Finanzierung und Vermögensmanagement auf 1,7 Billionen Euro.

Die gute Nachricht für Banken: Einen "Kampf der Systeme" zwischen Banken und Fintechs kann die Studie nicht nachweisen - allein schon deswegen, weil 87 Prozent der befragten Banken bereits mit Fintechs kooperieren und dies auch in Zukunft anstreben. Das gilt auch für viele der jungen Unternehmen, sodass es bereits zu vielen engen Kooperationen (bis hin zu Übernahmen durch Banken) gekommen ist, in deren Rahmen die Fintechs bisherige Bankdienstleistungen ergänzen.

Wie sich die Fintech-Branche insgesamt entwickelt, wird der Studie zufolge entscheidend von den regulatorischen und technologischen Rahmenbedingungen abhängen. Als Beispiel werden Online-Legitimation und -Identifikation genannt. Sollte sich hier ein technisch sicheres Verfahren etablieren, das gleichzeitig leicht anwendbar und kostengünstig ist und die Anforderungen der Aufsicht und des Geldwäschegesetztes erfüllt, dann dürfte sich dies deutlich positiv auf die weitere Entwicklung von Fintechs in mehreren Teilsegmenten auswirken. Bezüglich der regulatorischen Rahmenbedingungen zeigt ein Blick in andere Länder, in denen von Deutschland abweichende gesetzliche Grundlagen gelten, dass beispielsweise im Crowdinvesting unter anderem Konditionen deutlich größere Volumina erreichbar sind.

Letztendlich hängt der Erfolg der jungen Unternehmen jedoch vor allem vom Nutzen für die Kunden ab. Dieser bemisst sich bei Robo Advice oder Social Trading vor allem daran, ob sich durchschnittlich positive, dem Risiko angemessene Renditen erzielen lassen. Und dieser Nachweis steht teilweise noch aus. Die Gewinnschwelle lässt sich in manchen Fintech-Segmenten zudem erst bei sehr hohen Kundenzahlen beziehungsweise einem hohen Volumen an verwaltetem Vermögen oder vermittelten Finanzierungen erreichen. Wie viele Fintechs mittelfristig wirtschaftlich profitabel werden, bleibt deshalb abzuwarten.

Sollte die bisherige dynamische Entwicklung anhalten, wollen die Wissenschaftler nicht ausschließen, dass sich daraus neue systemische Risiken entwickeln könnten. Dann werden unter Umständen in der Zukunft regulatorische Eingriffe nötig, um potenzielle Gefahrenquellen zu verhindern, etwa im Bereich Social Trading, in dem es denkbar ist, dass ein Marktteilnehmer durch die vielen ihm folgenden Personen bei bestimmten Wertpapieren starke Kursschwankungen verursachen kann. Daneben können durch die Verbriefung und Refinanzierung von Darlehen unterschiedlicher Teilsegmente neue Sekundärmärkte erschlossen werden, die gegebenenfalls zu mehr Liquidität, aber auch zu neuen Risiken, wie einer unangemessenen Bepreisung bestimmter Tranchen bei einer Verbriefung, führen können. Red.

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