Gespräch des Tages

Managergehälter - Das Beispiel Mainz 05

Deutschland geht es gar nicht so schlecht: Die Wachstumsaussichten werden immer besser, vor allem im verarbeitenden Gewerbe zieht die Auftragslage spürbar an, die Arbeitslosigkeit ist immer noch auf einem niedrigen Stand und alles staunt über die kleine aber feine rheinland-pfälzische Landeshauptstadt Mainz - begeistern die spielwitzigen und nimmermüden Profis der "05er" doch ganz Bundesdeutschland. Das hat natürlich etwas damit zu tun, dass jeder fast automatisch zum "Kleinen" hält und sich herzlich mitfreut, wenn die sogenannten Großen über ebendiesen stolpern. Aber es ist mehr, es ist eine breite Sympathiewelle, die den Mainzer Fußballern entgegenschlägt. Das liegt daran, dass hier immer noch eine sehr große Volksnähe zu spüren ist, dass mit kleinen Etats und geschicktem Haushalten viel bewegt wird, dass eine echte Mannschaft auf dem Platz steht, die nicht aus elf Einzelspielern, sondern aus einem mehr als 20-köpfigen Kader besteht und dass dort ein zwar junger, aber keineswegs unerfahrener Lenker die Zügel in der Hand hält und immer die richtige strategische Antwort parat hat. Mit so etwas kann sich das Volk anfreunden, gar verbrüdern.

So weit, so gut. Wenn da nur die Banken nicht wären. Über die Kreditwirtschaft jubelt niemand - im Gegenteil. Spott, Häme und Zorn ob der (vermeintlichen) Ungerechtigkeiten zwischen den "Versagern" auf der Bankenseite und dem Rest von Deutschland liefern seit Monaten Schlagzeilen, an den Stammtischen, in den Wohnzimmern. 1000 Euro zusätzliche Pension im Monat bei Entlassung, eine jährliche Alterssicherung von 240000 Euro für gerade mal 18 Monate Arbeit, 25 Millionen Boni für die Mitarbeiter einer Pleitebank. Für all das gibt es sicherlich plausible Gründe, doch ist es den Bürgern nicht vermittelbar. Und ist es wirklich immer nötig? Natürlich möchte ein Manager, der den sicheren Platz in einem Unternehmen für ein "Himmelfahrtskommando" aufgibt, eine Absicherung. Natürlich kann man Mitarbeitern mit Sonderzahlungen danken oder sie sogar für weitere Aufgaben motivieren. Doch stimmen die Relationen?

Vielleicht wäre es für das ein oder andere Institut mit Blick auf das eigene Image einmal gut, sich mit dem Erfolg von Mainz 05 auseinanderzusetzen. Die Truppe wird höchstwahrscheinlich nicht Deutscher Meister, sie wird auch nicht Champions League spielen. Das ist aber auch gar nicht schlimm, denn das ist nicht das primäre Ziel. Manche Banken dagegen meinen immer noch, ganz oben mitspielen zu wollen (gar nicht mal zu können) und leisten sich demzufolge sündhaft teures Personal. Um im "Kampf um Talente" bestehen zu können, akzeptieren sie fast jeden Preis, denn der Markt will es ja so. Doch muss man die Mitarbeiterstruktur und das Gehaltsgefüge nicht dem Markt, sondern den eigenen Ansprüchen anpassen. Die Mainzer brauchen keine Spieler von internationalem oder gar Weltniveau - viel schöner ist es doch, zu beobachten, wie hier junge Sportler sich vielleicht einmal zu solchen Größen entwickeln. Für das Mannschaftsgefüge ist das allemal besser als ein lustloser Superstar, dessen Launen niemand wirklich ertragen kann. Auch den meisten deutschen Banken stünde eine sympathische, begeisterungsfähige und motivierte Mitarbeiterschar gut zu Gesicht. Die mag es natürlich geben, doch der Eindruck der raffgierigen Supermänner überwiegt derzeit leider. Vor allem die Kommunikation der Banker über ihr Tun, über die Gründe und Hintergründe muss deutlich besser werden, soll die Entfremdung zwischen Banken und Gesellschaft nicht weitergehen. Ein bisschen mehr Zurückhaltung wäre (vorübergehend) auch nicht schlecht - sonst wird es vielleicht doch noch zur schlechtesten Lösung für alle kommen, nämlich staatlich festgelegten Maximallöhnen.

PS: Das Thema betrifft nicht nur Banken. Es muss ebenso erlaubt sein, die Entlohnung eines Insolvenzverwalters in Höhe von 32 Millionen Euro ob ihrer Verhältnismäßigkeit zu hinterfragen, auch wenn dieser davon noch sein Team zu bezahlen hat.

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