Online-Banking

Ausweichreaktionen

In den Jahren 2011 bis 2017 konnte man den Eindruck haben, bei der Verbreitung des Online-Banking in Deutschland sei eine Sättigungsgrenze erreicht. In diesem Zeitraum hatte sich die Nutzungsquote bei 44 oder 45 Prozent eingependelt. Eine in der zweiten Mai-Hälfte dieses Jahres durchgeführte GfK-Umfrage im Auftrag des Bankenverbandes weist für 2018 jedoch wieder einen deutlichen Anstieg bei der Nutzung des Online-Bankings aus. Erstmals wird demnach 2018 die 50-Prozent-Quote erreicht. Auf die höchste Nutzungsquote kommen dabei die privaten Banken (64 Prozent). Bei den Volks- und Raiffeisenbanken sind es 51 Prozent und bei den Sparkassen 46 Prozent der Kunden, die ihre Bankgeschäfte online abwickeln.

Die kräftige Steigerung seit der letzten Umfrage im Februar 2017 könnte die direkte Folge der Preisstrategien sein, die viele Banken und Sparkassen im Zahlungsverkehr verfolgen. Wo Kontomodelle, die auch beleghafte Zahlungen beinhalten, deutlich teurer werden, da steigt die Bereitschaft, sich dem Online-Banking zuzuwenden. Aus den Zahlen lässt sich insofern auch ablesen, wie gering die Zahlungsbereitschaft der Deutschen im Zahlungsverkehr immer noch ist und in welchem Maße deshalb bei Preisanhebungen mit Ausweichreaktionen zu rechnen ist.

Die Zahlen zeigen indes auch noch etwas anderes: Wenn jeder Zweite in Deutschland das Online-Banking nutzt, dann bedeutet das im Umkehrschluss auch, dass die Hälfte der Kunden es nicht nutzt. Erwartungsgemäß sind das vor allem die älteren Kunden. Während die Nutzungsrate in allen Altersgruppen zwischen 18 und 49 Jahren deutlich über zwei Drittel der Kunden liegt, bleibt sie unter den 50- bis 59-Jährigen knapp unter der Hälfte (mit 47 Prozent sogar zwei Prozentpunkte weniger als im Februar 2017). Und in der Altersgruppe 60 plus erledigt nur knapp jeder Vierte (23 Prozent) seine Bankgeschäfte online.

Für die Filialbanken bedeutet das eine Herausforderung. Natürlich müssen sie mit Blick auf die jüngeren Kunden ihre digitalen Angebote immer weiter entwickeln. Die herkömmlichen Kanäle werden sie aber auf absehbare Zeit nicht ohne Weiteres einstellen können, ohne die Grundversorgung jener Kunden zu gefährden, die sich durch das Online-Banking überfordert fühlen oder immer noch Sicherheitsbedenken haben.

Denn die Sicherheitsbedenken der Menschen sind immer noch hoch. Wie im Vorjahr bezeichnen 15 Prozent der Befragten das Online-Banking als "überhaupt nicht sicher", weitere 37 Prozent (5 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr) als "nicht so sicher". Dieser Anstieg der Quote derer, die sich unbehaglich fühlen, korrespondiert vermutlich nicht von ungefähr mit der Zunahme des Anteils der Online-Banking-Nutzer um 5 Prozentpunkte. Gut möglich, dass es vor allem die Neu-Nutzer sind, die immer noch Sicherheitsbedenken haben - vor allem dann, wenn sie sich nicht aus Bequemlichkeitsgründen, sondern aus preislichen Erwägungen heraus dazu entschieden haben, ihre Bankgeschäfte online abzuwickeln.

Vermutlich kann man davon ausgehen, dass bei diesen Kunden die Bedenken mit zunehmender Erfahrung abnehmen werden. Noch aber liegt der Anteil jener Kunden, die Sicherheitsbedenken haben, regelmäßig über oder (wie 2017 mit 47 Prozent) nahe an der 50-Prozent-Marke. Weil Sicherheit in allen Umfragen seit Jahren das Hauptargument dagegen ist, Bankgeschäfte online zu erledigen, ist also davon auszugehen, dass es noch eine ganze Weile dauern wird, auch die Älteren zu überzeugen. Service wird deshalb wohl bis auf weiteres ein Kostenblock bleiben. Hier lässt sich vermutlich nur begrenzt mit weiteren Preismaßnahmen gegensteuern. Denn dabei ist immer auch der negative Imageeffekt zu berücksichtigen. Red.

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