VERBRAUCHERSCHUTZ

Marktwächter warnen vor Mini-Krediten

"Banking mit Freunden" lautet das Motto der Fidor Bank - daher die "Community" im Online-Auftritt der Bank, in der sich Kunden austauschen können, und daher wohl auch das Angebot des Mini-Kredits "Geld-Notruf". So, wie Freunde einander bei einem Engpass kurzfristig kleine Summen leihen, so tut das auch die Bank. Beim ersten Mal können 100 Euro für einen Zeitraum von 30 Tagen "auf Knopfdruck" geliehen werden - täglich und rund um die Uhr, mit einer 60-Sekunden-Kreditentscheidung. Nach erfolgreicher Rückzahlung können beim zweiten Mal 199 Euro für 60 Tage aufgenommen werden.

Eine Besonderheit dabei ist der Fixpreis anstelle eines Zinssatzes. Für 100 Euro Kredit berechnet die Bank 6 Euro Entgelt, bei 199 Euro sind es 8 Euro. Eingezogen wird der Kreditbetrag samt Gebühr am Ende der Laufzeit automatisch vom Girokonto. Getreu dem Bankmotto wird das Kollektiv belohnt, wenn die Mini-Kredite reibungslos zurückgezahlt werden. Bei einer Quote von 95 Prozent wird jedem Kreditnutzer mit ordnungsgemäßer Rückzahlung ein Euro auf dem Girokonto gutgeschrieben. Der Preis hängt somit vom Verhalten aller ab.

Die Verbraucherschützer vom Marktwächterteam der Verbraucherzentrale Sachsen überzeugt dieses Konzept nicht. Abgemahnt haben sie die Bank allerdings nicht deswegen, sondern wegen verschiedener Klauseln in den AGB, mit denen sie die Voraussetzungen und die Höhe der Geldbeträge sowie der Kosten bei laufenden Verträgen einseitig ändern konnte, sowie aufgrund der als zu hoch beanstandeten Mahn- und Servicekosten des Angebotes. Hier berechnete die Bank jeweils drei Euro für einen ersten "Überfälligkeits-Alert" sowie für die anschließende "Zahlungserinnerung", im Extremfall also neun Euro innerhalb weniger Tage. Die Bank hat mittlerweile eine vollständige Unterlassungserklärung zu den beanstandeten Punkten abgegeben.

Die Bekanntgabe dieser Tatsache haben die Marktwächter jedoch zugleich zur Kritik an den Konditionen und einer generellen Warnung vor Minikrediten genutzt. Sie sprächen vor allem Verbraucher in angespannter finanzieller Situation an und das wiederum berge die Gefahr der Aufnahme weiterer Verbindlichkeiten, wenn der Kredit, mit dem der momentane Bedarf gedeckt wurde, nach kurzer Zeit zurückgezahlt werden muss.

Weiterer Kritikpunkt sind die Konditionen - wenngleich die nicht Gegenstand der Abmahnung waren - vermutlich sehr zum Bedauern der Marktwächter. Kurzzeitkredite bis maximal 199 Euro sind nämlich rechtlich kein Verbraucherdarlehen und unterliegen damit auch nicht den gleichen gesetzlichen Vorgaben. Im Vergleich mit dem klassischen Dispo sei das Angebot der Fidor Bank jedoch sehr teuer, rechnet Kerstin Schulz, Teamleiterin Marktwächter Finanzen bei der Verbraucherzentrale Sachsen, vor. Selbst bei einem Dispozins von 12,5 Prozent käme eine vergleichbare Kontoüberziehung auf Kosten von 1,04 anstatt von 6 Euro.

Wer sich zu diesen Konditionen von Kredit zu Kredit hangelt, der kann damit tatsächlich auf beträchtliche Summen kommen. Doch dafür ist der "Geld-Notruf", wie es der Name schon sagt, auch nicht gedacht. Und mangelnde Transparenz kann man dem Angebot jedenfalls nicht vorwerfen. Red.

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