Zahlungsverkehr

Masterpass für alle

Der Zahlungsverkehr ist dasjenige Geschäftsfeld, in dem Banken und Sparkassen den Wettbewerb durch Nichtbanken am stärksten spüren und fürchten. Zwar genießen sie gegenüber den neuen Wettbewerbern immer noch einen Vertrauensvorschuss seitens der Kunden. Dieser aber wird nicht ausreichen, wenn die Angebote an Attraktivität nicht mithalten können. Nirgends ist Schnelligkeit bei der Einführung innovativer Angebote deshalb so wichtig wie im Zahlungsverkehr, um den Anschluss nicht zu verlieren.

Beispiele hierfür sind die Wallet-Lösungen von Visa und Mastercard. Sie stehen zwar zur Verfügung; doch noch längst nicht alle Kartenemittenten bieten Karteninhabern die Nutzung an. Das will Mastercard nun ändern: Seit Mitte November können sich alle Karteninhaber in Deutschland für Masterpass registrieren, unabhängig davon, ob ihre eigene Hausbank diesen Service anbietet. Hierfür wurde auf der Privatkundenseite der Mastercard-Website eine entsprechende Maske eingerichtet. Nach der Registrierung können Karteninhaber dann im Internet nur mit Nutzernamen (meist die eigene E-Mail-Adresse) und Passwort bezahlen. Damit schließt die Kreditkartenzahlung in Sachen Bequemlichkeit zu Paypal auf.

Ist es richtig, dass die Kartenorganisation viele Kartenemittenten mit dieser Entscheidung gewissermaßen rechts überholt, um sie zu ihrem Glück zu zwingen? Der Chronist meint ja. Denn es ist nun einmal so, dass der Zahlungsverkehr im Allgemeinen und das Kartengeschäft im Besonderen für viele Banken und Sparkassen noch immer keine besondere Priorität genießt und Innovationen deshalb langsam zur Umsetzung gelangen. Dafür aber ist angesichts des rasanten Wandels des Umfelds keine Zeit. Deshalb kann es ganz gut sein, wenn der Innovationsfreudigkeit von außen ein wenig Dampf gemacht wird. Auch beim Thema Kontaktlos-Technologie haben schließlich erst die gesetzten Termine Bewegung in die Strategien der Emittenten gebracht.

Dass der Zeitpunkt für die Deutsche Kreditwirtschaft nicht eben günstig kommt, ist gleichwohl unbestritten. Gerade bemüht man sich, dem Kunden die Bequemlichkeit und Sicherheit von Paydirekt im Vergleich mit anderen Online-Bezahlverfahren klar zu machen, da kommt Mastercard mit Masterpass und Zero-Liability, also der Freistellung des Kunden von jeglicher Haftung für missbräuchliche Zahlungen ab 2016, und überträgt die beiden Hauptargumente für Paydirekt damit auf die Kreditkarte. Die Vermarktung von Paydirekt wird dadurch möglicherweise nicht einfacher. Und dennoch: Wenn die Angebote der Kreditwirtschaft in Sachen Zahlungsverkehr gleich mit zwei alternativen Bezahloptionen attraktiver werden, kann das im Wettbewerb mit den Nichtbanken sicher nicht schaden. Red.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X