VERTRIEBSPOLITIK

Naspa zieht die Notbremse

Das Timing hätte ungünstiger kaum sein können: Nur gut eine Woche, nachdem Taunussparkasse und Frankfurter Volksbank ihre Kooperation bei kleinen Geschäftsstellen der Öffentlichkeit vorgestellt haben, musste die Nassauische Sparkasse verkünden, dass sie bis zum Jahresende 15 Filialen ganz schließen und 10 weitere in SB-Standorte umwandeln sowie 9 bisherige SB-Standorte ganz schließen wird. Schließung oder Rückbau von insgesamt 34 der bisher 145 Finanz-, Service- und SB-Centern - das ist schon ein Paukenschlag. Schließlich betrifft das fast ein Viertel des bisherigen Filialnetzes (die 15 Private-Banking-Center und 3 Firmenkunden-Center nicht mitgerechnet).

Ganz im Regen stehen lassen will die Naspa die Kunden in den betroffenen Ortschaften nicht. Ob diese die Kundenbetreuung durch Berater, die für die Beratung nach Hause kommen und den Kunden auch Bargeld nach Hause bringen, wirklich als "zusätzlichen Service" empfinden, wie es in der Presseverlautbarung heißt, oder nicht doch eher als mageren Ersatz, wird die Zukunft zeigen. Und es wird auch von der Preisgestaltung für den "Geld-nach-Hause-Service" abhängen. Die Modernisierung der verbleibenden Filialen und die Eröffnung zweier neuer in Niedernhausen und Hattersheim wird gerade weniger mobile Kunden wohl auch nicht trösten.

Es ist gar keine Frage: Für eine Flächensparkasse wie die Naspa, die als zehntgrößte Sparkasse in Deutschland bisher das drittgrößte Filialnetz aller Sparkassen unterhält, stellt das veränderte Nutzungsverhalten der Kunden eine besonders große Herausforderung dar. In der Fläche weiterhin Präsenz zu zeigen ist naturgemäß umso schwieriger, je größer diese Fläche ist. Handeln tut deshalb not. Wenn sich das Modell der "Finanzpunkte" von Taunussparkasse und Frankfurter Volksbank bewährt, könnten ähnliche Kooperationen in Zukunft vielleicht auch für die Naspa eine Option sein, um nicht noch stärker "Tabula rasa" in Sachen Geschäftsstellen machen zu müssen. Nicht umsonst ist das Konzept der "Finanzpunkte" bundesweit auf enormes Interesse gestoßen. Der zeitliche Zusammenfall beider Konzepte im Großraum Rhein-Main - Kooperation hier, drastischer Rückbau dort - lässt die Naspa im Vergleich jedoch nicht im besten Licht dastehen. Während man den Partnern im Taunus zumindest Kreativität zuschreiben kann, sieht die Maßnahme der Naspa eher nach Notbremse aus. Red.

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