FIRMENKUNDENGESCHÄFT

SGVHT: KfW-Kredite in die Fläche gebracht

In der Pandemie zahlt sich der dezentrale Ansatz der Sparkassenorganisation aus, sagt Gerhard Grandke, Geschäftsführender Präsident des Sparkassen- und Giroverbands Hessen Thüringen (SGVHT). Nur dezentrale Kreditinstitute wie die Sparkassen seien in der Lage, ein Hilfsprogramm wie die KfW-Schnellkredite in die Fläche zu bekommen.

Grandke macht das an Zahlen fest. Etwa die Hälfte aller Anträge auf KfW-Kredite komme von Unternehmen und Selbstständigen, die durch eine Sparkasse betreut werden. Insgesamt habe die KfW bis Mitte Mai Anträge von Sparkassenkunden in Hessen und Thüringen in Höhe von 303 Millionen Euro genehmigt. Davon entfallen 68,6 Millionen Euro auf den KfW Schnellkredit, bei dem die Hausbank komplett von der Haftung freigestellt wird. Das heißt im Umkehrschluss: Bei mehr als 3 Viertel der Kredite stehen die Sparkassen mit in der Haftung.

Insgesamt haben die Sparkassen in Hessen und Thüringen in den Krisenmonaten März und April 2020 ihr Neukreditgeschäft trotz (oder wegen) des Shutdowns deutlich ausgeweitet. Die Darlehenszusagen stiegen im Vergleich zu den beiden Vorjahresmonaten insgesamt um 24,4 Prozent auf knapp 3,1 Milliarden Euro. Bei Unternehmen und Selbstständigen betrug das Plus 34,4 Prozent, bei Privatpersonen 14,0 Prozent. Die Darlehensauszahlungen erhöhten sich insgesamt um 14,5 Prozent auf über 2,5 Milliarden Euro nach oben, bei den Firmenkunden um 21,8 Prozent und bei den Privatkunden um 11,8 Prozent.

Somit erhöhten sich die Kreditbestände der Sparkassen zum 30. April 2020 insgesamt um 1,7 Prozent auf 80,4 Milliarden Euro (Unternehmen und Selbstständige: plus 2,1 Prozent; Privatpersonen plus 1,6 Prozent).

Bei 34 751 Darlehen wurden die Zins- und Tilgungszahlungen für 3 Monate ausgesetzt. Das Stundungsvolumen beläuft sich auf insgesamt 150,3 Millionen Euro. Vor allem Privatpersonen haben von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht, um die Einkommensverluste abzufedern. 19 497 Anträge mit einem Stundungsbetrag von 31,8 Millionen Euro entfallen auf private Darlehen, bei gewerblichen Darlehen waren es 15 254 Anträge über 118,5 Millionen Euro. Diese Zahlen, so Grandke, beweisen, dass die Menschen sich in schwierigen Zeiten auf die Sparkassen verlassen können.

Vielen Unternehmen und Privatkunden dürfte mit den genannten Maßnahmen tatsächlich erst einmal geholfen sein. Und dass das alles angesichts überwiegend geschlossener Filialen per telefonischer oder Videoberatung geregelt werden konnte, ist ein Zeichen für Agilität.

Die eigentliche Herausforderung dürfte den Sparkassen - und nicht nur ihnen - jedoch noch bevorstehen, wenn sich die längerfristigen Folgen der Krise zeigen. Eine solche Ausweitung des Kreditgeschäfts in außergewöhnlichen Zeiten wie diesen kann bei noch so gutem Risikomanagement nur mit erhöhten Risiken einhergehen. Schließlich wird sich in vielen Fällen gar nicht voraussagen lassen, wie sich die wirtschaftliche Situation betroffener Unternehmen in den nächsten Monaten und Jahren entwickeln wird oder ob Beschäftigte, die jetzt in Kurzarbeit geschickt werden, je wieder dauerhaft an ihren Arbeitsplatz zurückkehren können oder doch in der Arbeitslosigkeit landen, weil ihr Arbeitgeber in die Insolvenz geht und in einer Corona-gebeutelten Branche schwer ein neuer Arbeitsplatz zu finden sein wird.

All diese Unwägbarkeiten werden die Bilanzen von Banken und Sparkassen vermutlich auf Jahre hinaus belasten. Die kräftige Ausweitung des Kreditgeschäfts ist deshalb vermutlich nur zum Teil eine gute Nachricht. Immerhin: Der Einlagenüberhang und damit der an die EZB zu zahlende Negativzins dürfte durch diese Entwicklung zumindest kräftig abgebaut werden. Ob dadurch auch in die Diskussion um die Berechnung von "Verwahrentgelten" für private Kunden wieder etwas mehr Ruhe hineinkommt? Red.

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