Im Blickfeld

Bausparen: zurück zur Normalität

Nach einem für das Bausparen schwierigen Jahr 2009 mit immerhin zehn Prozent Absatzrückgang haben die Bausparkassen 2010 erwartungsgemäß zum Wachstum zurückgefunden. Sogar alte Spitzenstände rücken wieder in den Bereich des Möglichen. So ist im Bruttoneugeschäft die magische Marke von 100 Milliarden Euro Bausparsumme bereits in Reichweite. Dass die Zuwachsraten mitunter sogar zweistellig sind, hat gute Gründe: Erstens suchen die Kunden nach den Erfahrungen der Finanzmarktkrise sichere Kapitalanlagen. Zweitens gewinnen mit wachsenden Inflationserwartungen Immobilieninvestitionen an Bedeutung. Drittens sorgen positive Konjunkturaussichten und eine günstige Beschäftigungsentwicklung für eine wachsende Nachfrage nach Eigenheimen. Viertens ist der Investitionsbedarf bei Modernisierungen im Wohnungsbestand groß. Und fünftens: Auch die staatliche Anerkennung des selbst genutzten Wohneigentums als förderwürdige Altersvorsorge haben die Bausparkassen geschickt und konsequent als Verkaufsargument für das Bausparen genutzt.

So wuchs das Bausparneugeschäft der zum Genossenschaftsverbund gehörendenBausparkasse Schwäbisch Hall, die zugleich die größte Einzelbausparkasse im Markt ist, im Jahr 2010 um 13,6 Prozent auf 28,7 Milliarden Euro. Diese Bausparsumme verteilt sich auf 902000 Verträge, das sind 100 000 Abschlüsse mehr als im Jahr zuvor. Damit baute das Institut seinen Marktanteil um einen halben Prozentpunkt auf 28,6 Prozent aus. Auf Wohn-Riester-Policen entfielen 13,7 Prozent. Insgesamt wurde Altersvor-sorge-Bausparen über 112000-mal verkauft, das sind knapp 14 Prozent mehr als 2009. In der Baufinanzierung, die auch im Auftrag der Partnerbanken vermittelte Finanzierungen umfasst, wurden 10,8 Milliarden Euro beziehungsweise neun Prozent mehr als im Vorjahr zugesagt.

Mit 33,5 Prozent verzeichnete die zur Wüstenrot & Württembergische Gruppe gehörendeWüstenrot Bausparkasse wohl das größte Plus im Bruttoneugeschäft der Branche. Insgesamt wurden Verträge über eine Bausparsumme in Höhe von 14,7 Milliarden Euro abgeschlossen. Im Nettoneugeschäft, also bezogen auf die eingelösten Verträge, fällt die Steigerung mit knapp 36 Prozent auf 11,4 Milliarden Euro sogar noch höher aus. Allerdings beruht dieser Anstieg im Gegensatz zu den Wettbewerbern nicht allein auf organischem Wachstum, sondern hat seine Ursachen auch in Zukäufen von Bausparkollektiven und Vertriebskanälen. So hatte Wüstenrot im April 2010 die Allianz Dresdner Bauspar AG mit ihren 670 000 Bestandskunden übernommen und sich deren Vertriebspartner gesichert. Seit September 2010 ist Wüstenrot exklusiver Bauspar-Produktlieferant der Commerzbank und seit Jahresbeginn 2011 werden Wüsten-rot-Policen auch über die Allianz, die Oldenburgische Landesbank und freie Finanzvertriebe vermittelt. Ein Wohn-Riester-Absatz von 50 000 Verträgen über eine Bruttobausparsumme von rund 1,5 Milliarden Euro bedeutet eine Steigerung um 160 Prozent bei der Stückzahl und 104 Prozent bei der Summe. Damit ist mittlerweile jeder zehnte Neuvertragsabschluss Altersvorsorge-Bausparen. Das Baufinanzierungsgeschäft wurde in der W&W-Gruppe um 4,4 Prozent auf 4,3 Milliarden Euro ausgeweitet.

Die zur Postbank gehörendeBHW Bausparkasse hat im vergangenen Jahr die Zahl der Bausparabschlüsse von knapp 340 000 auf 356 000 gesteigert. Diese Verträge hatten eine Bruttobausparsumme von insgesamt 12,1 Milliarden Euro ein Plus von 12,8 Prozent. Dabei wurden zunehmend höhere Bausparsummen pro Vertrag abgeschlossen. So erhöhte sich die durchschnittliche Bausparsumme von rund 32000 auf 34000 Euro. 2010 wurden insgesamt 5,3 Milliarden Euro an Baugeldern ausgezahlt, während es im Vorjahr noch 5,6 Milliarden Euro gewesen waren. BHW betreut rund drei Millionen Kunden, die über vier Millionen Bausparverträge über ein Volumen von 108,3 Milliarden Euro abgeschlossen haben.

Die Gruppe der zehn Landesbausparkassen (LBS) schloss im abgelaufenen Jahr 1,32 Millionen Verträge - ein Plus von 4,8 Prozent - ab, die eine Bausparsumme von 34,6 Milliarden Euro hatten - plus 6,6 Prozent. Dabei stieg der Absatz von Wohn-Riester-Verträgen bundesweit um über 40 Prozent, sodass diese mittlerweile rund 15 Prozent des Neugeschäftsvolumens der LBS ausmachen. Die durchschnittliche Bausparsumme nahm um zwei Prozent auf rund 26300 Euro zu. Die zehn Landesbausparkassen führten zum Jahresende für ihre neun Millionen Kunden insgesamt 10,9 Millionen Bausparverträge - ein Rückgang um 0,5 Prozent - über eine Bausparsumme von 264,6 Milliarden Euro - plus 2,1 Prozent.

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