Im Blickfeld

Kalkuliertes Vertrauen

Benchmarks, Kennziffern, Qualitätsmanagement, Audits, Zertifizierungen wenn Immobilieneigentümer mit Dienstleistern wie Asset, Property oder Facility Managern kooperieren, kommt es vor, dass die Beteiligten geradezu mit einer Flut von Instrumenten überschüttet werden. Ähnliches gilt auf der nächsten operativen Ebene, wenn Immobilien-Dienstleister mit Lieferanten oder Nachunternehmern zusammenarbeiten wollen. Es herrscht oftmals ein gewisses Grundmisstrauen, ob die jeweiligen Leistungen auch tatsächlich mit der notwendigen Qualität fristgerecht geleistet werden können.

Im gleichen Atemzug wird aber immer häufiger von strategischen Partnerschaften gesprochen, von Gesprächen und Handeln auf Augenhöhe. Hierin liegt zunächst ein offenkundiger Widerspruch. Vertrauen muss an erster Stelle stehen und ist die Grundlage von Partnerschaften. Controllinginstrumente sollten ergänzende Hilfsmittel darstellen, die das Vertrauen stützen, es in ein kalkuliertes Vertrauen verwandeln, das durch Daten hinterlegt wird. Werden sie hingegen wie so häufig zum Selbstzweck erhoben, tritt Misstrauen an die Stelle von Vertrauen.

Vertrauen umfasst die Bereitschaft, sich auf die Leistungen, Handlungen oder auch die Bezahlung des anderen zu verlassen. Kalkuliertes Vertrauen meint einen Vorschuss, der sich im Laufe der Partnerschaft von einem kalkulierten Risiko zu einer "sorgenfreien" Partnerschaft entwickelt. Hieraus folgen zwei Schlüsse. Zum einen erfordert eine strategische Partnerschaft vor Beginn einen entsprechenden Vertrauensvorschuss. Dieser beidseitige Vertrauensvorschuss kann auf Zielen und Zahlen sowie einer intensiven Prüfung des potenziellen Unternehmens beziehungsweise Partners basieren.

Zum anderen muss eine strategische Partnerschaft langfristig angelegt sein, damit sich der Vertrauensvorschuss bestätigen kann. So sollten beispielsweise Leistungspartnerschaften mit Verknüpfung von Kern- und Sekundärprozessen im Facility Management mit Mindestlaufzeiten hinterlegt werden. Fünf Jahre sind hier ein durchaus angemessener Zeitraum. In der Praxis stehen wir aber häufig sehr viel kürzeren Laufzeiten gegenüber - schnelle Leistung für kleines Geld ist gefragt.

Das Plädoyer: Die Welt wird immer komplexer und vernetzter. Dies gilt auch für die Immobilienwelt, gerade was den zunehmenden Grad der Spezialisierungen, technologischen Entwicklungen, Informationsübertragung und Kommunikation angeht. Unternehmen kommen immer seltener ohne spezialisierte Partner aus. Strategische Partnerschaften sind daher ein sinnvoller Weg, um die Zukunft zu gestalten und abzusichern. Ist dabei kein Vertrauen vorhanden, kontrollieren sich die Unternehmen in übertriebenem Maße. Dies geht zulasten der Wertschöpfung - und die Partnerschaft wird scheitern. Eine gemeinsame Zukunft erfordert ein kalkuliertes Vertrauen unter den Partnern. Damit sind im Übrigen nicht nur die Unternehmen selbst gemeint, sondern zudem die handelnden Personen. Denn es geht letztlich immer auch um Beziehungen zwischen Menschen.

Peter Heuer, Geschäftsführer, Piepenbrock Facility Management, Osnabrück

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