Im Blickfeld

LBS Bayern: in Treue getrennt

Für die LBS Bayern geht eine mehr als dreieinhalb Jahre währende Phase der Unsicherheit zu Ende. Wenn die Landesbausparkasse zum kommenden Jahreswechsel von der Bayern-LB auf die Bayerischen Sparkassen übergeht, wird dies jedoch keine endgültige Trennung sein, wie seinerzeit die der LBS West aus dem Schoß der WestLB. Überhaupt ist in der LBS-Zentrale in der Münchener Arnulfstraße weder Abschiedsschmerz noch Abschiedsfreude spürbar, Erleichterung über die künftige Perspektive des eigenen Hauses aber gleichwohl. "Für uns - und für die Kollegen der Bayern-LB - gibt es endlich Klarheit über die Zukunft", gibt Franz Wirnhier, der Sprecher der LBS-Geschäftsleitung, gleich eingangs der Bilanzpressekonferenz seiner Zufriedenheit Ausdruck.

Wie diese Zukunft aussieht? Abgesehen davon, dass die bayerischen Sparkassen, die bis vor drei Jahren indirekt über die Bayern-LB mit 50 Prozent an der LBS beteiligt waren und deren Anteil sich zwischenzeitlich aufgrund der milliardenschweren Landeshilfen auf fünf Prozent verwässerte, demnächst 100 Prozent an der Bausparkasse halten werden, ändert sich für die LBS eigentlich so gut wie nichts. Nachdem der Baufinanzierer rund 40 Jahre lang ein integraler Bestandteil der Landesbank war, sollen die Brücken vorerst nicht abgerissen werden. Zwar sind zahlreiche Aufgaben und Prozesse - die Kollektivsteuerung sowieso, aber auch Recht, Personal und anderes - bisher schon innerhalb der LBS eigenständig gemanagt worden, doch gibt es noch Leistungen, welche die Landesbank weiterhin für die LBS erbringen wird und umgekehrt.

Während die LBS in Münster seinerzeit von ihrer Landesbank lediglich mit dem Nötigsten in die Selbstständigkeit entlassen wurde - was den Erwerbern nur billig war, ist die LBS Bayern Teil einer Paketlösung. Mit mehr als 800 Millionen Euro liegt ihr Preis so ziemlich in der Mitte dessen, was Käufer und Verkäufer an Preisvorstellungen kundtaten. Und da es auch um die Umwandlung stiller Einlagen der Sparkassen bei der Landesbank geht, hat die LBS gute Chancen, mit soliden Polstern auf eigene Füße gestellt zu werden.

Und in noch einem Punkt unterscheidet sich die Münchener von dem Münsteraner Loslösung: Für die LBS Bayern sind die Sparkassen bereits der mit Abstand wichtigste Vertriebspartner. Vier von fünf neuen LBS-Bausparverträgen im Freistaat vermitteln die Sparkassen. 2011 waren das Policen im Wert von 6,9 Milliarden Euro Bausparsumme - ein Plus von 3,3 Prozent. Im gleichen Zeitraum setzte der eigene Außendienst eine Bruttobausparsumme von 1,25 Milliarden Euro ab.

Auch in Bayern wird inzwischen versucht, beide Vertriebskanäle punktuell zusammenzuführen, um innerhalb der Sparkassenkunden die Potenziale für das Bausparen besser auszuschöpfen. So sind über die sogenannte integrierte Marktbearbeitung, bei der rund 60 LBS-Handelsvertreter direkt in den Sparkassen tätig sind, Bausparverträge über 415 Millionen Euro abgeschlossen worden. Das entspricht einem Zuwachs um 20 Prozent. Von der demnächst vollständigen und direkten Zugehörigkeit zu den Sparkassen darf sich die LBS dennoch eine intensivere Marktbearbeitung erhoffen, auch wenn die Effekte kleiner als seinerzeit bei den Münsteranern sein dürften.

Eine Lehre wird die Münchener LBS jedoch genauso wie ihre Schwester aus Münster ziehen: Als Vertriebspartner und Eigentümer wünschen die Sparkassen neben angemessenen, marktüblichen Absatzprovisionen auch attraktive Renditen auf ihr Investment. Wie dieser Spagat erklärt und bestmöglich gemeistert werden kann? Münster kann bei Bedarf sicherlich argumentativ unterstützen.

Die Zahlen der LBS Bayern sind gewohnt solide: Im Nettoneugeschäft steht ein Plus von 7,6 Prozent auf 7,65 Milliarden Euro, die sich auf rund 232 000 Verträge verteilen. Speziell die Einführung eines bonifizierten Jugendtarifs im November 2010 machte sich beim Absatzzuwachs bemerkbar.

Insgesamt stieg damit die Zahl der eingelösten Verträge um 1,4 Prozent auf 2,04 Millionen, die eine um 4,8 Prozent höhere Bausparsumme von 57,2 Milliarden Euro repräsentieren. Zur Auszahlung kamen aus Kollektivmitteln 13 Prozent mehr Bausparguthaben in Höhe von 1,15 Milliarden Euro und 7,9 Prozent mehr Bauspardarlehen im Volumen von 690 Millionen Euro. Außerkollektive Finanzierungen legten um 31,9 Prozent auf 654 Millionen Euro zu. Abgeschlossen wurde 2011 mit einem um 13,1 Millionen Euro über dem Vorjahr liegenden Betriebsergebnis vor Risikovorsorge in Höhe von 70 Millionen Euro und einem um 28 Millionen Euro gesteigerten Jahresüberschuss von 68 Millionen Euro, was auch dem Bilanzgewinn entspricht.

Für 2012 peilt die LBS wieder ein Bruttoneugeschäft in einer Größenordnung von acht Milliarden Euro an. Dass dieses Ziel durchaus ein realistisches ist, macht bereits das erste Halbjahr deutlich. Zwischen Januar und Juni wurden rund 165 000 Bausparverträge der LBS Bayern mit einer Bausparsumme von insgesamt 4,7 Milliarden Euro abgesetzt. Im Vergleich zur ersten Hälfte des Vorjahres entspricht dies Zuwächsen um 22,3 respektive 3,6 Prozent. Ob und wie sich diese Wachstumsstory künftig fortsetzen wird, hängt ab 2013 mehr noch als bisher davon ab, wie entschlossen die Sparkassen im Freistaat ihre LBS als Asset weiterentwickeln und in ihre Vertriebskonzepte integrieren. Potenziale gibt es auch in Bayern noch zur Genüge auszuschöpfen. L.H.

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