Gespräch des Tages

Landesbanken - Gewisse Planungssicherheit

Es bedeutet für die Bayern-LB zumindest eine deutliche Erhöhung des Freiheitsgrades, ihre Geschäftsentwicklung und Zukunftsaussichten ohne die Ungewissheit des Ausgangs des Brüsseler Beihilfeverfahrens bewerten zu können. Zwar ist nach dessen formalem Abschluss Ende Juli mit den anderen wichtigen Akteuren noch nicht im Einzelnen geklärt, wie die Auflagen der EU-Kommission umgesetzt werden. Aber mit der eingeforderten Rückzahlung von fünf Milliarden Euro an hartem Kernkapital an den Freistaat Bayern in zwei Stufen innerhalb von sieben Jahren sind schon feste Schritte verknüpft, etwa die Verkäufe der LBS an die bayerischen Sparkassen bis Ende 2012 und des rund 92-Prozent-Anteils an der Wohnungsbaugesellschaft GWB AG im Rahmen eines diskriminierungsfreien Verfahrens bis Ende 2013. Dass die Bilanzsumme gegenüber den mehr als 421 Milliarden Euro zum Jahresende 2008 um rund die Hälfte reduziert werden soll, wird ebenso akzeptiert wie die starke regionale Geschäftsausrichtung auf Bayern und Deutschland sowie auf Aktivitäten mit Deutschlandbezug.

Bis auf eine Bilanzsumme von 307 Milliarden Euro ist das Deleveraging per 30. Juni dieses Jahres schon geschafft, unter anderem durch Verkauf oder Reduzierung des Anteilsbesitzes an Tochterunternehmen, darunter das unsägliche HGAA-Engagement, die Saar-LB, die LB Swiss, die Deka-Bank-Anteile und die DKB Immobilien AG. Einer Veräußerung weiterer nicht strategischer Töchter wie der zuletzt so risikobelasteten ungarischen MKB und der LB-Lux stehen die Münchener aufgeschlossen gegenüber. Genauso klar und bestimmt kommt aber auch die Ansage, an der Deutschen Kreditbank als wesentlichem strategischem Teil des Kerngeschäftes festhalten zu wollen. Diesbezüglichen Diskussionen im Sparkassensektor über Arbeitsteilung und Gemeinschaftsprojekte will man in München offenbar standhalten. Entsprechend sportlich wertet jedenfalls CFO Stephan Winkelmeier in seinem Halbjahresbericht die Spekulationen um einen Einstieg der Deka-Bank ins Zertifikategeschäft als Bereicherung des gruppeninternen Wettbewerbs.

Im ersten Halbjahr hat die Bayern-LB ein Ergebnis vor Steuern von 174 (244) Millionen Euro geschafft. Dabei wird der Rückgang des Zinsüberschusses auf 858 Millionen Euro um 12,2 Prozent nicht zuletzt der Flaute im Ungarn-Geschäft zugeschrieben. Der Zuwachs des Provisionsüberschusses um 12,1 Prozent auf 140 Millionen Euro ist durch den Rückgang der Zahlungen für SoFFin-Garantien begünstigt. Die Risikovorsorge im Kreditgeschäft von 204 (112) Millionen Euro wird der Auflösungen des Vorjahres wegen als Normalwert eingestuft. Und der Verwaltungsaufwand von 850 (733) Millionen Euro ist durch eine Rückstellung verzerrt - 133 Millionen Euro für den verlorenen Prozess vor dem Bundesarbeitsgericht im Pensionsstreit. Mit Blick auf das zweite Halbjahr 2012 erwartet die Bayern-LB zwar ein positives Ergebnis vor Steuern im Kerngeschäft, verzichtet aber wie so viele Institute lieber auf einen konkreten Ausblick auf das Restjahr. Interessant ist gleichwohl eine Bemerkung zur Liquiditätslage. Die Refinanzierung der Landesbank für 2012 sei abgeschlossen, die derzeitige Liquiditätslage entsprechend komfortabel. Wenn dabei aber 40 Millionen Euro an Liquiditätskosten eingeräumt werden, gibt das einen Eindruck, was geringere Unsicherheit derzeit kosten kann.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X