Gespräch des Tages

Landesbausparkassen - Münchener Freiheit

Es ist beschlossen: Bayerns Sparkassen beteiligen sich nun doch an den Kosten zur Umstrukturierung der Bayerischen Landesbank und streben zukünftig wieder einen "noch festzulegenden, nennenswerten Anteil" an. Nach milliardenschweren Unterstützungen hält der Freistaat aktuell 94,03 Prozent an der Bayern-LB, während die Sparkassen nur noch mit 5,97 Prozent engagiert sind. Mit 90 Prozent Zustimmung haben die 72 Sparkassen in Bayern nun beschlossen 1,65 Milliarden Euro einzubringen. Dazu sollen Medienberichten zufolge 832 Millionen Euro unter anderem an stillen Einlagen bei der Landesbank in hartes Kernkapital gewandelt und für die übrigen 818 Millionen Euro die LBS in München unter ihre Fittiche genommen werden. Allerdings hatte Bayerns Finanzminister Söder verhandlungstaktisch die LBS zwischenzeitlich auf einen Wert von einer Milliarde Euro taxiert.

Ende 2012 soll die Landesbausparkasse in die Selbstständigkeit entlassen werden. Damit vollzieht sich auch in Bayern eine Entwicklung, wie sie in anderen Bundesländern schon wesentlich früher erfolgte. Mittlerweile gehören von den zehn Mitgliedern der LBS-Gruppe außer der bayerischen nur noch die LBS Hessen-Thüringen, die LBS Saar und die LBS Nord nicht mehrheitlich den regionalen Sparkassen. Verglichen mit der Situation vor gut zehn Jahren lässt sich somit durchaus ein Trend erkennen. Denn in dem Maße wie die Sparkassen einerseits als Vertriebswege für die öffentlichrechtlichen Bausparkassen an Bedeutung gewonnen haben, lernten andererseits die Sparkassen die Cross-Selling- und Kundenbindungspotenziale des Bausparens schätzen. Dabei wuchs natürlich der Wunsch, die Baufinanzierer noch stärker in die eigenen Strukturen einzubinden. Zudem dürfte auch eine Rolle spielen, künftig nicht allein an den Vermittlungsprovisionen zu verdienen, sondern auch an den Gewinnausschüttungen und dem möglichen Wertzuwachs der LBS partizipieren zu können.

Aber auch für die LBS Bayern selbst - so zeigen es zumindest die Erfahrungen bei anderen Landesbausparkassen - bietet die Transaktion enorme Chancen. Vor allem im Vertrieb hat sich immer wieder gezeigt, dass die Kundenberater gerade bei erklärungsbedürftigen und individuellen Produkten wie einer privaten Baufinanzierung eher geneigt sind, Produkte aus der eigenen Gruppe zu verkaufen, als für Dienstleister zu vermitteln, zu denen nur eine mittelbare Beziehung besteht. Nichtsdestotrotz war gerade die LBS Bayern in den vergangenen Jahren gerade im Neugeschäft sehr aktiv. Mit mehr als 108000 Neukunden und einer Bruttobausparsumme von mehr als acht Milliarden Euro ist die Rekordjagd der vergangenen Jahre auch 2011 erfolgreich fortgesetzt worden. Von daher mag sich die Bayern-LB zwar ungern von ihrer Tochtergesellschaft trennen, doch dürfte ihr der Abschied mit einem anständigen Brautgeld versüßt werden. Immerhin versechsfachte die Münchener LBS ihren Gewinn im vergangenen Jahr auf 60 Millionen Euro und stärkte ihr Eigenkapital auf über 600 Millionen Euro. Dank des starken Neugeschäfts nahm auch der Vertragsbestand von 54,6 auf 57,2 Milliarden Euro zu. Ob das Wachstum in diesem Tempo beibehalten werden kann, ist jedoch fraglich. Denn bis die internen Prozesse und Strukturen auf die Anforderungen des künftigen Eigentümers angepasst sind, bleibt nur noch ein halbes Jahr. Und dass die Bausparkasse beim Verlassen der Bay-ern-LB nur mit dem absolut nötigsten Kapitalpolster ausgestattet sein wird, darf als gewiss gelten. Deshalb werden die bayerischen Sparkassen wohl noch ein paar Jahre Geduld haben müssen, bis ihre LBS einen signifikanten Ergebnisbeitrag auskehren kann und den Kaufpreis wieder verdient hat. L. H.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X