Immobilienfinanzierung: pbb und ...

Philipp Hafner, Quelle: Verlag Helmut Richardi

Wer erinnert sich noch an die ersten Prognosen zu Beginn der Corona-Pandemie Mitte März? Was wurden da mitunter nicht alles an Schreckensszenarien für die Immobilienmärkte entworfen: "Massenhafte Mietausfälle", gefolgt von "Notverkäufen" und einem "Asset Meltdown der Immobilienwerte" war eine gern bemühte Wirkungskette. Selbst das infolge anhaltender geldpolitischer (Über-)Flutungsmaßnahmen längst überwunden geglaubte Gespenst "Kreditklemme" wurde von einigen Beobachtern wieder hervorgezaubert.

Auch wenn man den Tag bekanntlich nie vor dem Abend loben soll, so wirken zumindest diese arg pessimistischen Einschätzungen inzwischen erfreulicherweise ziemlich übertrieben. "Die Situation auf dem Immobilienmarkt stellt sich deutlich positiver dar, als anfänglich befürchtet", resümierte Berlin-Hyp-CEO Sascha Klaus vor Kurzem in einem virtuellen Pressegespräch. Einen wesentlichen Anteil daran haben ebenjene Immobilienfinanzierer, die den für die Branche so wichtigen Zugang zu Fremdkapital offen halten und bislang alles in allem bemerkenswert solide durch die Corona-Krise manövrieren. Ja, die Kreditrisikovorsorge steigt allerorten, doch handelt es sich dabei zumeist um vorsorgliche, modellbasierte Zuführungen - Einzelwertberechtigungen aufgrund handfester Störungen im Zins- und Tilgungsdienst sind bei den berichtenden Instituten auch nach dem dritten Quartal 2020 noch immer Mangelware.

Bei der Deutschen Pfandbriefbank etwa beschränken sich die konkreten Sorgen unverändert auf die Finanzierung von vier UK-Shoppingcentern, wobei die bereits vor Corona aufgrund des allgemeinen Strukturwandels im Einzelhandel erste Bewertungsabschläge erlitten hatten. Die Risikovorsorge im dritten Quartal summierte sich damit auf sehr moderate 14 (Q3/19: 10) Millionen, auf Neunmonatssicht wurden bislang Zuführungen in Höhe von 84 (2019: 10) Millionen Euro getätigt. Unterm Strich stand für die Garchinger im dritten Quartal dank einer abermals guten operativen Performance - das Zinsergebnis stieg vor allem dank der zinsgünstigen TLTRO-III-Tender der EZB weiter auf nunmehr 126 (Q3/19: 112) Millionen Euro - ein Vorsteuerergebnis von 75 Millionen Euro zu Buche. Damit toppte die pbb gar das entsprechende Vorjahresquartal (70 Millionen Euro). Auf neun Monate hochgerechnet fällt der Vorsteuergewinn wegen der deutlich höheren Risikovorsorge in den ersten sechs Monaten 2020 mit 106 (2019: 187) Millionen Euro dann aber natürlich doch merklich ab.

Wenig überraschend gilt dies auch für das Neugeschäft: 4,4 Milliarden Euro an Finanzierungen hat die pbb im Jahresverlauf bislang neu ins Buch genommen, 2019 waren es zum selben Zeitpunkt schon 7,2 Milliarden Euro. Es ist letztlich ein Spiegelbild der in vielen Ländern reduzierten Aktivitäten am Transaktionsmarkt. Immerhin stimmen hier mittlerweile die Konditionen wieder: Die Bruttoneugeschäftsmargen der pbb sind 2020 von Quartal zu Quartal angestiegen und erreichten per Ende September ein durchschnittliches Niveau von gut 180 (2019: 160) Basispunkten.

Der Ausblick von pbb-Chef Andreas Arndt fällt gewohnt verhalten optimistisch aus: Er rechnet 2021 mit Druck auf die Immobilienwerte, was wiederum zu steigenden RWA auf Bankenseite führen dürfte. Alles in allem sollte sein Haus aber "ohne nennenswerte Blessuren durchkommen". Gut zu wissen, dass das Nachfolgeinstitut der Hypo Real Estate gegen Corona gewappnet ist. ph

(Fortsetzung hier)

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