Zu viel Optimismus?

Auch als grundsätzlich positiv denkender Mensch bekommt man beim Blick in das elektronische Postfach irgendwie ein komisches Gefühl. Egal wer der Absender ist, jeder berichtet über Rekordergebnisse. Sei es bei den Umsätzen im Frankfurter Büroimmobilienmarkt oder bei Neuvermietungen von Schrebergärten in Wanne-Eickel. Rekorde über Rekorde. Wo es keine Rekorde gibt, ist bei der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum oder bei der Erneuerung der Verkehrsinfrastruktur. Negative Auswirkungen hat der Boom auf die Eigentums- und Mietpreise. In vielen deutschen Großstädten tun sich Durchschnittsverdiener, trotz extrem günstiger Finanzierungskosten, zunehmend schwer, sich ihren Traum von den eigenen vier Wänden zu erfüllen. Problematisch ist es auch, dass die gleichen Durchschnittsverdiener dort auch für eine passende Wohnung deutlich steigende Anteile ihres Einkommens verwenden müssen. Hier liegt viel sozialer Sprengstoff.

Negative Auswirkungen zeigen sich auch zunehmend bei den Immobilienkrediten. Die Kredite vergebenden Banken verzeichnen aufgrund des enormen Wettbewerbs sinkende Margen und es besteht die Tendenz zu rückläufigen Risikostandards. Es gibt aufseiten vieler Investoren aufgrund der Niedrigzinsen und des Ausweichens auf höher rentierliche Assetklassen, wie die Immobilien, häufig sehr viel Eigenkapital. Damit ist die Nachfrage nach übermäßig viel Fremdfinanzierung gar nicht allzu ausgeprägt, was beruhigend ist. Zugenommen hat aber in den vergangenen Jahren die Zahl der Finanzierungen die die Eigenkapitalkosten der Banken eigentlich nicht mehr einspielen können. Vor diesem Hintergrund ist die Ankündigung der Bundesbank, auch wenn es derzeit nicht nötig erscheint, den Einsatz regulatorischer Vorsichtsmaßnahmen in Form makroprudenzieller Instrumente zu prüfen, vielleicht eine Warnung zur rechten Zeit. Auch für 2016 werden von den Marktteilnehmern teilweise neue Rekorde prognostiziert; sie wären gut beraten, in einem zunehmend hektischen Umfeld die nötige Vorsicht walten zu lassen. Rekord hin oder her, entscheidend ist, was nach Risikokosten am Ende übrig bleibt. ber

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