Bankenchronik

24. November 2009 bis 7. Dezember 2009

Die US-amerikanische Großbank J. P. Morgan Chase übernimmt auch die zweite Hälfte des seit fünf Jahren zusammen mit dem Finanzdienstleister Cazenove Group geführten Gemeinschaftsunternehmens J. P. Morgan Cazenove. Wie beide Häuser mitteilten, erhalten die Cazenove-Aktionäre 5,35 britische Pfund je Aktie. Die Invest-mentbanking-Einheit in der Londoner City ist so mit insgesamt zwei Milliarden Pfund beziehungsweise 2,2 Milliarden Euro bewertet.

Der in den Niederlanden ansässige Zahlungsverkehrsdienstleister Equens, an der auch die genossenschaftliche DZ Bank beteiligt ist, und der französische Crédit Agricole haben bestätigt, eine Konsolidierung ihrer jeweiligen Plattformen zu prüfen. Ein Exklusivvertrag ist bereits abgeschlossen worden. Bei einer Zusammenlegung ihrer Aktivitäten kämen Equens und Cedicam, das Tochterunternehmen des Crédit Agricole und der Caisses Régionales für Zahlungsverkehr, auf ein gemeinsames Volumen von 15 Milliarden Zahlungen. Die Verhandlungen sollen im kommenden Jahr abgeschlossen sein; eine Vereinbarung bedürfe zudem der Zustimmung der zuständigen Aufsichtsbehörden und der Mitarbeitervertretungen.

Der Rückversicherer Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft Aktiengesellschaft in München (Munich Re) bereitet nach eigenen Angaben die vollständige Übernahme der börsennotierten Erstversicherungstochter Ergo Versicherungsgruppe AG, Düsseldorf, vor. Nach dem Erwerb eines Beteiligungspakets von der

Bayerischen Hypo- und Vereinsbank AG (HVB), München, hält das Unternehmen nunmehr mehr als 99 Prozent der Anteile, sodass die verbleibenden Minderheitsaktionäre über ein Squeeze-out-Verfahren hinausgedrängt werden können. Die zum Konzern der Hessischen Landesbank gehörende Frankfurter Sparkasse

bietet ihren Kunden, die bei ihr Zertifikate von Lehman Brothers gekauft haben, den Rückkauf dieser Papiere zu 50 Prozent des Nominalwertes an. Ähnliches hatte diesen September bereits die Sparkasse Hannover getan. Die rund 5 000 betroffenen Kunden wurden schriftlich benachrichtigt. Die bis zum 22. Dezember 2009 befristete Offerte richtet sich auch an diejenigen Kunden, die bislang noch keine Ansprüche geltend gemacht oder die eine Kulanzzahlung von bisher unter 50 Prozent des Nominalwertes angenommen haben. Die Frankfurter Sparkasse hat ein Budget von insgesamt 44 Millionen Euro bereitgestellt (siehe auch Bilanzen in diesem Heft).

Für eine nicht genannte Summe übernimmt der US-amerikanische Finanzdienstleister State Street den Anbieter Mourant International Finance Administration (MIFA). Nach der Transaktion, deren Abschluss für das erste Quartal 2010 in Aussicht gestellt wurde, verwaltet State Street nach eigenen Angaben rund 600 Milliarden US-Dollar im Bereich Alternative Investments. MIFA administriert Kundengelder in Höhe von 170 Milliarden US-Dollar.

Anfang Dezember dieses Jahres hat die HSH Nordbank AG, Hamburg und Kiel, ihre Restructuring Unit gestartet. Als eigenständige Organisationseinheit innerhalb der Landesbank soll die Restructuring Unit die künftig nicht mehr zur Kernbank gehörenden nicht-strategischen Portfolios des Instituts verantworten und sukzessive abbauen. Mittels der neuen Einheit soll die Bilanzsumme in der Kernbank auf rund die Hälfte reduziert werden. Mit dem Jahresabschluss 2009 wird die Restructuring Unit auch als eigenes Segment in der Bilanz der HSH Nordbank ausgewiesen.

Die WGZ Bank AG, Düsseldorf, hat ihr Kernkapital wie angekündigt um 202 Millionen Euro auf nunmehr 2,4 Milliarden Euro erhöht. Damit liegt die Kernkapitalquote in der Unternehmensgruppe bei 9,0 Prozent, nach 8,1 Prozent zum 30. September dieses Jahres.

Einstimmig haben sich die EU-Staaten auf eine Reform der Finanzaufsicht in Europa verständigt. Nach dem Beschluss der Finanzminister können die neuen EU-Aufsichtsbehörden für Banken, Versicherungen und Börsen Standards vorschreiben. Sie können außerdem nationale Behörden und individuelle Institute zur Einhaltung des EU-Rechts zwingen. Im Krisenfall allerdings wird das Durchgriffsrecht auf die Einzelinstitute gestrichen. Zudem können die Mitgliedstaaten Anordnungen der EU-Aufseher an die nationale Ebene kippen. Gleichzeitig kündigte das Europäische Parlament in Straßburg Widerstand gegen das Vorhaben an, da die Abgeordneten eine Verwässerung der Kompetenzen der neuen EU-Aufsichtsstellen befürchten. Im Jahr 2010 plant die österreichische Raiffeisen International (RI) den Start einer Direktbank in ausgewählten Ländern Zentral- und Osteuropas, die bereits EU-Mitglieder sind. Die Tochter der Raiffeisen Zentralbank (RZB) will so vor allem Privatkunden ansprechen und sich zumindest anfangs auf Einlagenprodukte spezialisieren. Die österreichische Finanzmarktaufsicht habe bereits die Banklizenz erteilt. Das neue Institut soll mit 30 Mitarbeitern in Wien ansässig und als Tochter der Raiffeisen International unter österreichischer Lizenz tätig sein.

Zum 7. Dezember dieses Jahres hat die Asset Protection Agency, das Versicherungsprogramm der britischen Regierung für angeschlagene Banken, ihre Arbeit aufgenommen. Als erstes Institut will die mehrheitlich vom Staat kontrollierte Royal Bank of Scotland das sogenannte Asset Protection Scheme, also die Bad-Bank- Variante, in Anspruch nehmen.

Sieben aktiven beziehungsweise ehemaligen Vorständen der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), Stuttgart, wirft die zuständige Staatsanwaltschaft vor, das Vermögen der Bank pflichtwidrig durch Geschäfte mit US-amerikanischen Hypothekenanleihen gefährdet oder geschädigt zu haben. Die Papiere hätten unkalkulierbare Risiken dargestellt, heißt es weiter. Der mögliche Schaden sei noch nicht bekannt, wird aber auf einen Millionenbetrag geschätzt.

Voraussichtlich Mitte kommenden Jahres will die Frankfurter Deka-Bank, zentraler Fondsproduzent der Sparkassen, ihre Aktivitäten im Management und in der Verwaltung von Fonds zusammenlegen. Dazu sollen die beiden Töchter Deka Investment GmbH und Deka Fundmaster Investmentgesellschaft mbH fusionieren. Die daraus hervorgehende Deka Investment GmbH vereinigt dann das Management der Publikums- und Spezialfonds und die Betreuung der Master-KAG-Mandate unter einem Dach.

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