Gespräch des Tages

Bausparkassen - Allfinanz war einmal

Es war einmal ein "bank und markt"-Kongress, damals, als Allfinanz zum Geschäftsmodell der Finanzwirtschaft werden sollte. Es sprachen da in der Alten Oper in Frankfurt die großen Männer der Szene. Zum Beispiel Eckart van Hooven für die Deutsche Bank, Karl Friedrich Hagenmüller für die Dresdner und vor allem Walter Englert für Wüstenrot. Er schilderte eindrucksvoll, wie gut die eigene Wüstenrot-Versicherung mit Unterstützung der Allianz das Bausparen ergänzte. Und er kündigte an, die eigene Spezialbank für Zwischenfinanzierungen alsbald in das breitere Filialgeschäft hineinwachsen zu lassen. Van Hooven antwortete Englert unverzüglich: Er werde sofort eine eigene Bausparkasse gründen und nicht einen Wüstenrot-Bausparvertrag mehr verkaufen. Gesagt, getan. Und die Dresdner, die immer erst einmal zu sehen beliebte, was der Nachbar so machte, folgte.

Die beiden Großbanken gingen die ergänzende Sache namhaft an. Die Deutsche Bank kaufte sich Hans Wielens ein, der im WestLB-Konzern groß und unruhig geworden war. Die Dresdner holte sich Rüdiger Wiechers, der ebenfalls im Westen und dann bei der Helaba das Fach Bausparen geprägt hatte. Die Commerzbank beteiligte sich über ein paar Ecken an der Leonberger Bausparkasse und stellte dort sogar einen Vorstand. Die beiden großen Bayern wähnten sich über ihre damals noch glänzenden Hypothekenabteilungen dem Geschäft Baufinanzierung bereits ausreichend verbunden. Die Hypotheken- und Wechsel-Bank betrieb zwar mit der Heimstatt eine eigene Kasse. Aber so richtig verantwortlich dafür fühlte sie sich selten.

Die Großbankbausparkassen sind in der Folge nicht erfolglos gewesen. Sie sorgten durchaus für neues Leben in den Tarifstrukturen und wurden nie müde, den richtigen Retailern in den Banken die Vorzüge der langfristigen Kundenbindung via Bausparvertrag zu erklären. Sogar spezielle Bauspar-Außendienste gab es ab und an. Dennoch hat das Großbank-Bausparen keineswegs in dem Ausmaß reüssiert, wie etwa der Vertrieb von Landesbausparkassen bei den Sparkassen und der von Schwäbisch Hall bei den Genossenschaften. Es ist bis heute eine Randerscheinung geblieben, eine Art Beipack wie die Produkte der Versicherungs-Bausparkassen in der Assekuranz.

Der große Spezialist Wüstenrot dagegen hat stets Bausparkassen hinzugekauft. Die Heimbau in Köln früher schon. Die Münchner Victoria, in der Teile der Heimstatt steckten. Die Leonberger dann über den Erwerb der Württembergischen Versicherungen. Und jetzt eben die "alte" Bausparkasse der Dresdner. Die Abwicklung folgt dabei einem einheitlichen Muster: So ein Bausparbetrieb "an sich" ist durch die ziemliche Homogenität aller Bausparprodukte furchtbar wenig wert. Höchst kostbar dagegen sind die Vertriebswege. Und davon kann eine Bausparkasse offenbar überhaupt nicht genug haben. Denn was die Bankfilialisten und die Versicherungsvertreter an Bausparpolicen so im Schreibtisch, auf dem Schirm und in der Mappe haben, scheint ihnen einigermaßen gleichgültig zu sein. Das heißt: Die jeweilige Marke zählt wenig. Wie oft mag der Allianz-Außendienst zum Beispiel schon einmal Wüstenrot-Verträge verkauft haben? Der Chronist schätzt drei- oder viermal. Man kennt sich und wundert sich nicht mehr. K. O.

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