Gespräch des Tages

BHF-Bank - Neustart mit Handicap

Es gibt Entscheidungsprozesse, die sich so lange und zäh hinziehen, dass selbst die auf noch so kleine Neuigkeiten spezialisierten Medien das Interesse daran verlieren, immer und immer wieder dem aktuellen Stand der Dinge nachzuspüren. Zu dieser Art Endlosschleife hat sich in den vergangenen Jahren der Verkaufsprozess der BHF-Bank durch die Deutsche Bank entwickelt bevor die traditionsreiche Tochter nach Zustimmung der BaFin im Februar dieses Jahres an ein Käuferkonsortium ging, das von der belgischen Beteiligungsgesellschaft RHJ International (RHJI) angeführt wird. Mit Stefan Quandt, der chinesischen Fosun Group und dem RHJI-Mitgründer Timothy Collins konnten weitere Co-Investoren präsentiert werden. Neuer Hauptaktionär der BHF-Bank ist die RHJI-Tochter Kleinwort Benson Group, die nach ihrer zeitweiligen Einbindung in die Dresdner Bank heute in neuer Ausrichtung auf das Private Banking und Wealth Management hauptsächlich auf dem britischen Markt aktiv ist.

Zur Erinnerung: Schon mit der vollständigen Übernahme des traditionsreichen Kölner Privatbankhauses Sal. Oppenheim durch die Deutsche Bank im März 2010 war am Markt lebhaft diskutiert worden, was diese Zusammenführung wohl für die Zukunft der BHF-Bank bedeuten würde. Letztere war ihrerseits in den Jahren 1998 und 1999 zunächst teilweise und dann mehrheitlich von der niederländischen ING-Gruppe und dann ab 2004 vom Bankhaus Oppenheim übernommen und seither in einer Zweimarkenstrategie als Teil der "größten unabhängigen Privatbank Europas" weitergeführt worden. Kurz vor Jahresende 2010 hatten dann die Deutsche Bank und die Liechtensteiner LGT Group Exklusivverhandlungen über einen Verkauf bekannt gegeben. Als die kurz vor einem Abschluss stehende Transaktion im Frühjahr 2011 nach einem Inhaber-Kontrollverfahren, bei dem die BaFin die Herkunft der Mittel für den Erwerb und die Zuverlässigkeit des Erwerbers geprüft hatte, gescheitert war, erwog die Deutsche Bank zunächst eine Integration in das eigene Haus. Ende September 2012 wurde dann mit der Kleinwort Benson Group ein neuer Interessent präsentiert. Dass sich der Verkaufsprozess dann noch einmal über fast eineinhalb Jahre bis Ende Februar 2014 hinzog, und dabei unter anderem der amerikanische Vermögensverwalter Blackrock aus dem Käuferkonsortium ausgestiegen ist, lag einmal mehr an den Offenlegungspflichten, mit denen die BaFin der Transaktion zu einer nachhaltig tragfähigen Geschäftsgrundlage verhelfen wollte.

Wenn der Vorstandsvorsitzende der BHF-Bank Björn Robens nun wenige Monate nach dem äußerst zähen Abschluss des Verkaufsprozesses eine Aufbruchstimmung in seinem Haus beschwört, mag das in der Tat auf bessere Möglichkeiten zu einem Neuanfang hindeuten. Aber nach einer rund 15-jährigen Einbindung in diverse in- und ausländische Bankhäuser mit all den damit verbundenen Neu- und Umstrukturierungen sowie einer anhaltenden Unsicherheit bei Mitarbeitern und Kunden ist sicher keine Euphorie angesagt. Es gilt erst einmal den Status quo zu halten und auf dieser Basis wieder ein eigenes Profil zu entwickeln, wie es sich die Bank vor dem Verlust ihrer Eigenständigkeit im Nachkriegsdeutschland erworben hatte. Die Zielrichtung ist dabei klar formuliert. Die Bank mit ihren rund 1 000 Mitarbeitern und etwa 40 Milliarden Euro Assets under Management will wieder zu einer klassischen Adresse für Unternehmerfamilien mit einem liquiden Vermögen von mehr als zehn Millionen Euro werden.

Wie stark der Wandel der vergangenen Jahre war mag man schlicht an der Bilanzsumme sehen, die mit knapp acht Milliarden Euro in den vergangenen Jahren um ein Vielfaches zurückgeführt wurde. Damit einher ging die Abschaffung des Eigenhandels, die deutliche Schrumpfung der Geschäftsfelder Asset Servicing und Financial Markets und nicht zuletzt die Neuausrichtung der IT mit der dieser Tage anstehenden Grundsatzentscheidung für ein neues Kernbankensystem.

Dass die BHF-Bank mit ihrer noch laufenden Neuaufstellung im Asset Management und in der Vermögensverwaltung jenseits der großen Bankkonzerne für Unternehmerfamilien attraktiv sein kann, ist unbestritten. Und auch das Standing sowie das Netzwerk des Co-Investors Fosun in China können sich als nützlich erweisen. Aber es gibt viele andere unabhängige Vermögensverwalter, die all diese heutigen Marktchancen ebenfalls professionell nutzen wollen. Eine Messlatte für die künftige Ausrichtung der BHF-Bank hat Björn Robens kürzlich vor dem Internatinalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten gleich mehrfach mit sportlichem Respekt genannt - die Kölner Vermögensverwaltung Flossbach von Storch AG. Ein direkter Vergleich über die kommenden Jahre wird zeigen, wie viel des demonstrativen Selbstbewusstseins der BHF-Bank nur ein Hoffnungswert ist oder einen echten Neuanfang bedeutet.

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