Sie ist durchaus etwas Besonderes. Vielleicht hätten sie manche, die sie heute machen, rechnen, verkaufen, gelegentlich noch etwas auflagenstärker, etwas gewichtiger in ihrem Einfluss auf das, was man so "Politik und Wirtschaft" nennt, etwas lauter, spannender in ihren Aussagen machen können. Aber - dann wäre das alles eben nicht mehr die Börsen-Zeitung, die für ihre, für unsere Ziele so gut und nötig ist. Als sie 1952 und damit erst runde vier Jahre nach der "Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen" zunächst als eine Art kommentiertes Kursblatt aller acht deutschen Börsenplätze erschien, war vielleicht schon damit die Basis ihres Publikationsstils vorgegeben: Eine nüchterne, durchaus sachgemäße und damit "trockene" Berichterstattung des Geschehens, allmählich ergänzt um Analyse, Wertung und bald auch "erste Information" über ver- und zugedeckte Unternehmensgeheimnisse. Will ein wenig verkürzt heißen: Was in der Börsen-Zeitung steht, pflegt zu stimmen.
Sie nutzt den Vorzug, keine Tageszeitung "für alle" (und seien es vermeintlich die klügsten Köpfe) zu sein, sondern nur für eine einst edle, heute vielleicht besser eine spezielle Auslese. Und wenn auch die alltägliche große Konkurrenz zweifellos besser geworden ist in den letzten Jahren, in der Währungspolitik wie in der Bilanzkritik, im eigentlichen Börsenteil wie bei den Bankstrukturen - in der Börsen-Zeitung steht es immer noch ein bisschen genauer, noch ein bisschen umfangreicher und oft auch noch ein bisschen früher. Denn anders als anderswo hat schon der vorletzte Verleger fein in "seine" Redaktion investiert, vor allem auch draußen. Und dass der jetzige Verleger, drängend und fordernd allemal, mögliche betuliche Reserven auszuräumen beliebt, tut dem Blatt gut, solange es nicht "peppig" werden muss. Dann nämlich braucht man - siehe oben - die Börsen-Zeitung nicht. Aber manchmal poltert sie doch auch schon ganz kräftig. Die Kreditwesen-Redaktion gratuliert herzlich und voller Respekt. K. O.