Gespräch des Tages

Finanzplatz - Neiderweckend

Wahrscheinlich, so hat der hessische Ministerpräsident Roland Koch neulich gesagt, könne ein börsennotiertes Unternehmen eine höhere Marktkapitalisierung vorzeigen, wenn es sich hauptsächlich an den Weltbörsen von New York und London handeln lasse, statt in Frankfurt am Main. Falls er damit Recht hätte, hieße die Folgerung schlicht: Preise und Kurse eines Marktes sind immer umso höher, je mehr Anlagemittel sich dort treffen.

Oder noch etwas anders gedreht: Die Konkurrenz der Assetmanager dieser Welt treibt die Werte nach oben. Somit als Finanzplatzkonsequenz schließlich: Wenn von den deutschen Dax-Werten bis hin zu den Neuemittenten alle "im Prinzip" wissen, dass ihre Kapitalisierung in Frankfurt niedriger bleiben wird, als im nun auch noch um Euronext vermehrten Angelsächsischen - wenn sie aber dennoch Frankfurt präferieren, woran liegt's dann? Reto Francioni, der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Börse meint, "an der besseren Qualität durch Neutralität, Investorenschutz und offizielle Preise".

Der Finanzplatz Deutschland würde unter diesem Blickwinkel betrachtet nur mit seinen inneren Vorzügen gegen die äußeren Vorteile der Wettbewerber konkurrieren. Das ist eine wahrlich spannende Herausforderung für seine Akteure! Einen von ihnen, nämlich Rüdiger von Rosen als Geschäftsführenden Vorstand des Deutschen Aktieninstituts DAI, hat Roland Koch soeben mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt - für die Daueraufgabe in der Sache. Eine feine Randbemerkung des geübten Laudators dabei besagte: Auszeichnungen wie diese hätten auch die Funktion, bei anderen den Neid zu wecken. Nämlich auch endlich selbst mehr für das Gemeinwesen zu leisten.K.O.

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