Gespräch des Tages

Hypo Real Estate - Riskante Vertrauensspiele

Hinterher ist man zwar immer schlauer, aber die Arbeit der Abteilung Investor Relations der Hypo Real Estate passt im Zuge der Subprime-Krise so gar nicht zu dem Image, das die erst im Jahr 2003 gegründete und im gleichen Herbst ins Handelsregister eingetragene Bank bisher an den Kapitalmärkten pflegte. Aus der Abspaltung von Teilen des gewerblichen Immobilienfinanzierungsgeschäftes der HVB Group entstanden, präsentierte sich das Institut jederzeit voll in der damals noch relativ frischen IAS/IFRS-Welt verankert. Frei von verborgenen Altlasten konnte bei der Bilanzberichterstattung ohne Vorbehalte offen über den Start und die Bedingungen des Hauses am Markt gesprochen werden. Und im Zweifelsfall hatte man immer den Eindruck, eher ein wenig mehr an Informationen zu erhalten als zwingend gefordert.

Dass diese erfrischende Transparenz im Zuge der Subprime-Krise offensichtlich nicht gegeben war und der Mitte Januar 2008 verkündete Abschreibungsbedarf augenscheinlich ohne jede Vorwarnung an die einschlägigen Kreise öffentlich wurde, machte die Enttäuschung bei Analysten und Anlegern vielleicht doppelt groß. Sicherlich liefert die zumindest unglückliche Kommunikation mit dem Kapitalmarkt einen erheblichen Erklärungsbeitrag zum doch gewaltigen Ausmaß des Kurssturzes der Aktie um gleich 35 Prozent an einem einzigen Börsentag und dem erneuten überproportionalen Misstrauensbeweis im Zuge der allgemein so trüben Kursentwicklung des "Schwarzen Montags" (21. Januar 2008). Ob es nun die trügerische Hoffnung war, den mit bisher 390 Millionen Euro wirklich nicht so dramatischen Wertberichtigungsbedarf im Rahmen des hauseigenen Neubewertungsprozesses bis zur Veröffentlichung der Zahlen noch glätten beziehungsweise ausgleichen zu können und/oder der sanfte Druck aus Bankenaufsicht und der Wirtschaftsprüfungsszene, die zur Veröffentlichung ohne gebührende Vorbereitung führte, bleibt für die Außenwirkung unerheblich. Bei den großen amerikanischen Investmentbanken, die in den letzten Wochen und Monaten reihenweise Abschreibungen und Verluste in Milliardenhöhe verkündet haben, hat die Veröffentlichung der Zahlen die Märkte letztlich kaum noch erschreckt. Die Lage war vielmehr dank sensibler Investor-Relations-Arbeit häufig schon antizipiert und in den Aktienkursen entsprechend eingepreist. Im Falle der Hypo Real Estate hingegen haben diese elementaren Mechanismen einer professionellen Kommunikation mit dem Kapitalmarkt versagt. Sie haben einen in dieser Höhe unnötigen Kurseinbruch verursacht und Anwälte mit Schadensersatz-Prozessen auf den Plan gerufen. Es wird viel Zeit und Mühe kosten, das Vertrauen der Anleger und Analysten zurückzugewinnen.

Dass die Vorstandsriege der Hypo Real Estate dann gleich nach dem Kursdesaster nahezu geschlossen Aktien des eigenen Unternehmens gezeichnet hat, kann man ebenfalls ganz unterschiedlich werten. Es lässt sich einerseits sicherlich als ehrenwerte Geste des obersten Managements einstufen, voll an die Leistungs- und Zukunftsfähigkeit des eigenen Hauses und seines Geschäftsmodells zu glauben. Sollte sich dieser Vertrauensbeweis in das Unternehmen bei einem möglichen Kursanstieg in der Zukunft als glücklicher, weil lukrativer Starttermin dieses neuen Engagements erweisen, dürfte andererseits die Kritik die Zeichner eines Tages wieder einholen. Die Transaktionen werden dann möglicherweise in eine Kategorie mit Beigeschmack gerückt, vergleichbar etwa mit der von Klaus Zumwinkel beim Einlösen seiner Post-Optionen im Herbst vergangenen Jahres - nur waren deren Auswirkungen sicherer, nämlich gegenüber den Normalzeiten von vorneherein realisierte Gewinne.

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