Gespräch des Tages

Kartenzahlungsverkehr - Zu Manfred Krüger

"In dieser Branche weiß man nie, ob der Wettbewerber von heute nicht morgen schon Freund und Verbündeter ist," hat Manfred Krüger, der scheidende Concardis-Chef eben in seinem Abschiedsdank gesagt. Niemand, der ihm nicht zunicken könnte. Denn seit nun schon rund einem halben Jahrhundert ändert sich die Welt des Kartenzahlungsverkehrs in Deutschland wie anderswo zwar ununterbrochen, aber eben nur auf der Arbeitsbühne. Da kann jemand wie der gelernte Sparkassenmann Krüger durchaus ein ganzes Berufsleben emsig arbeiten, innovativ und erfolgreich in vielen Details. Aber das Hauptproblem der ganzen Angelegenheit löst sich dadurch nicht: Mit Karten, durch Karten ist gemeinhin schrecklich wenig Geld zu verdienen, so wenig, wie etwa vergleichsweise in einer ewig andauernden Niedrigzinsphase.

Ziemlich lange und ziemlich aufgebracht ist man der Meinung gewesen, dies sei nur ein spezielles, weil hausgemachtes deutsches Übel. Es liege dieser Mangel in der massenhaften Verbreitung der Scheck- und Kontokarten begründet, mit denen die deutsche Kreditwirtschaft den kartenbezogenen Kundenkontakt reißfester stärken wollte, statt die Karte selbst zum besonderen Geschäftszweig auszubauen. Aber das stimmt so einfach nicht. Denn auch den richtigen Kreditkartenländern in West- und Südeuropa sind die einst so guten Preise längst versaut, die Disagien versenkt, die Fees gekürzt und gekürzt, die Debits fast eine freie Zugabe. Und immer sind die Ursachen für den Ertragsverfall dieselben: Die Verfügung über Kartengeld und Kartenbequemlichkeit wird vom verehrten Kunden als eine ihm allemal zustehende Selbstverständlichkeit betrachtet, für die "eigentlich" nichts zu zahlen ist. Und die feine Europäische Union in ihrem Traum von der Single Euro Payments Area, die vermengt schlicht alles miteinander. Sie kombiniert "Verbraucherschutz" mit Bankenkritik und Währungspolitik mit Strukturdiktatur zum schönen Ergebnis der fast kostenlosen Karten für jedermann - als Anspruch.

Das alles beherrschende Instrument des Kartenmarketings ist trotz aller Verbeugungen vor den Fortschritten in der Kartentechnik, in der Kartensicherheit, in der Karten-Convenience bis heute der Preis geblieben oder geworden. Das aber ist ausgerechnet der sensibelste Teil des ganzen Geschehens. An dieser Entwicklung respektive Zustandsbalsamierung sind Unternehmungen wie Concardis und Leute wie Manfred Krüger keineswegs unschuldig. Denn je mehr sie sich im Wettbewerb anstrengten, immer noch kundenfreundlicher zu werden, desto mehr heizten sie die werte Konkurrenz an, schnell gleichzuziehen. Und am Schluss da steht dann doch wieder der Preis.

Die Gründungsväter des nationalen Kartenwesens, Eckart van Hooven, Wolfgang Grüger, Wolfgang Starke und Ulrich Weiss, die haben das Unglück wohl gerochen; sie wollten die ganze Sache deshalb als einheitliche nationale Infrastruktur betreiben, in einer einzigen nationalen oder höchstens noch europäischen Zahlungsverkehrsgesellschaft, der GZS, quasi beitrags- nicht marktfinanziert. Sind alle zusammen, die sich heute nach vielen Abspaltungen, Teilfusionen, Neugründungen um die Karte kümmern, im Ergebnis weitergekommen? Manfred Krüger hat es bestimmt andauernd versucht. K.O.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X