Kreditwesen-Weintipp

Next Generation: 101 junge Winzer, die jeder kennen sollte. ANDREAS ADAM / WEINGUT A. J. ADAM - MOSEL -

Der oft beschworene Gegensatz zwischen Tradition und Fortschritt trifft nicht den Kern des Weinbaus. Letztlich geht es in einer großen Weinbaukultur wie der Mosel darum, Weine herzustellen, die all jenen glückliche Stunden schenken können, die nicht einfach Konsumenten, sondern, mehr noch, Kenner, Liebhaber, Sympathisanten und Weinverrückte sind. Der Wein bewirkt das, weil er Geist und Seele erreichen kann und wir dabei etwas Neues erfahren - über den Schiefer, die Mosel, den Riesling, den Herbst, die Hitze, den Hagel, den Winzer - und über uns selbst. Insofern ist die Tatsache, dass Andreas Adam aus Neumagen-Dhron seinen Ries ling wie im 19. Jahrhundert herstellt, zunächst marginal. Pfahlerziehung, Bütte, Korbpresse, Spontangärung und Fuderfass - das alles ist nicht deshalb notwendig, weil es vorindustriell und romantisch klingt. Es ist sinnvoll, solange dabei Wein entsteht, der unsere Sinne fordert, sodass wir guten Gewissens von einem Kulturgut mit Geschichte sprechen können, statt von einer Banalität.

In der Spitzenlage Dhron-Hofberger pflegt Winzer Adam knapp drei Hektar Reben, die doppelt so alt sind wie er selbst. Die Lage wurde im 19. Jahrhundert zu den besten der Mosel gezählt, bevor im 20. Jahrhundert die Tradition zerstört und sogar Fasswein produziert wurde. Der junge Adam kann das nicht wiedergutmachen, aber anders und besser. Er ist bei einigen der Besten dieses Landes in die Lehre gegangen, bei Heymann-Löwenstein, van Volxem, St. Urbans-Hof und J. J. Adeneuer. Er hat Weinbau und Önologie studiert und ist dann nicht in Südafrika Winemaker geworden, sondern ins enge Tal der Mosel zurückgekehrt. Die Frage nach seiner Funktion im Gut beantwortet er so: "Master of all". Sein Lieblingswein ist der Hofberg Riesling feinherb aus dem Jahrgang 2008. Die Trauben stammen von sechzigjährigen Rebstöcken, und der Wein entwickelt am Gaumen eine veritable Eleganz, die von köstlicher Frucht und geschmeidiger Kraft getragen wird.

Porträt: Michael Link; Flasche: Thomas Jupa für Tre Torri Verlag Weintipp aus der Zeitschrift:

FINE Das Weinmagazin - Special No.1

Hrsg. Ralf Frenzel Tre Torri Verlag

Noch keine Bewertungen vorhanden


X