Gespräch des Tages

Persönliches I - Bayerisches Drama

Neun Jahre, drei Ministerpräsidenten, drei Finanzminister, drei Landesbank-Chefs - das sind Zahlen zum Wirken von Siegfried Naser an der Spitze der bayerischen Sparkassen, die die Bewegung rund um Bayerns öffentlich-rechtliche Bankengruppe einschließlich ihrer heute so unglücklichen Girozentrale eindrucksvoll belegen. Siegfried Naser hat seine Sparkassen gut durch die Zeit geführt. Waren es bei seinem Amtsantritt noch 91 Institute, hielt sich die Zahl der Fusionen im Rahmen, per Ende

2008 zählte der Verband noch 75 Mitglieder. Die Bilanzsumme stieg von rund 293 Milliarden D-Mark auf nunmehr 167 Milliarden Euro, einschließlich Landesbank und anderer Verbundtöchter gar auf 580 Milliarden Euro. Die Risikovorsorge blieb im gleichen Zeitraum - zumindest bei den Sparkassen, muss angemerkt werden - im Bereich des Normalen und Erträglichen. Die Landesbank wurde in eine Holding umgebaut, das Geschäft in Osteuropa und das mit Privatkunden über die Deutsche Kreditbank (DKB) ausgeweitet. All das war nicht falsch.

Die Anerkennung für sein Wirken belegt nicht zuletzt, dass Naser bereits 2008 den Vertrag vorzeitig für eine dritte Amtszeit verlängert bekam. Denn er ist eindeutig ein gutes, ein vorzeigbares Beispiel für die Verknüpfung von Politik und Sparkasse. Der glänzende Jurist und vieljährige (mit höchsten Wahlergebnissen) Landrat des Landkreises Kitzingen eroberte nach sorgfältiger Vorbereitung im Jahre 2000 als Nachfolger von Heinrich Schmidhuber die Spitze des Sparkassenverbandes Bayern. Wer glaubte, hier käme ein unbedarfter Politiker daher, sah sich schnell eines Besseren belehrt. Aktiv- und Passivüberhang, Einlagen- und Kreditzinsen, Fristentransformation oder Zinskurve waren Naser längst keine Fremdworte mehr.

Dass die vor Jahren bejubelte Expansion der Bay-ern-LB in Richtung Süd-Ost-Europa nun zum Milliardengrab für Bank wie Freistaat wurde - Naser übernimmt ebenso wie Landesbankchef Michael Kemmer die Verantwortung, auch wenn damals beim Kauf der Hypo Group Alpe Adria seitens des Verwaltungsrats sicherlich nicht völlig falsch entschieden wurde. Welche Perspektiven hatte eine Landesbank mit all den Verbundbeschränkungen in einem vom harten Preiswettbewerb dominierten deutschen Markt, gefangen zwischen strukturpolitischen Forderungen der Landespolitik und Dividendenwünschen der Eigentümer gehabt? Damals fanden alle den Weg richtig. Siegfried Naser ist "nur" vorzuwerfen, dass er nicht anders als die anderen entschied. Und wo er dies, wie bei seinem frühen Plädoyer für eine Stuttgart-Münchener "Südbank", doch durchaus vernehmlich tat, erntete er ministerielles Wutgestöhn.

Nicht jeder wird den streitbaren Franken vermissen, der nicht davor zurückschreckte, den Saal zu verlassen, um eine unliebsame Abstimmung ungültig zu machen, und auch vor erheblichem Druck der Landesregierung nicht nachgab, wenn ihm Übles für die S-Finanzgruppe in Bayern schwante. Das ist schade. Denn der Sparkassenorganisation nicht nur in Bayern tun Menschen wie Siegfried Naser gut. Für den passionierten Bergsteiger gibt es nun andere Gipfel zu erklimmen - im Berchtesgadener Land oder im Wettersteingebirge, aber nicht mehr in Berlin. Berg Heil!

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