Gespräch des Tages

SGVHT - Lebhafter Einstieg

Es war anders bei der ersten Pressekonferenz der hessisch-thüringischen Sparkassen unter ihrem neuen Präsidenten Gerhard Grandke. Aber das lag in erster Linie an dem Naturell der handelnden Personen. In der Sache hat der Nachfolger des stets kontrolliert und deshalb im Zweifel eher spärlicher kommunizierenden Gregor Böhmer doch sehr deutlich werden lassen, dass der SGVHT auch in der Zukunft im deutschen Sparkassenlager gebührend wahrgenommen werden dürfte. Wie schon bei seiner Amtseinführung im Februar war dem Neuen anzumerken, dass er mit vielen Grundsatzfragen des hessisch-thüringischen wie auch des bundesdeutschen Sparkassenwesens dank seiner früheren Stationen in der hessischen Kommunal- und Landespolitik sowie in der Helaba bestens vertraut ist. Jedenfalls nahm er in seiner Positionierung zu heiklen sparkassenpolitischen Fragen viel weniger die Schonfrist der ersten 100 Tage in Anspruch, als das nach einer Amtsdauer von erst zwei Wochen zu erwarten gewesen wäre. Selbst wenn er sich noch keine fertigen Konzepte zu schwierigen Themen wie Landesbankenkonsolidierung, Beseitigung der störenden Gemengelage der Sparkassen im Rhein-Main-Gebiet sowie zu einer S-Direktbank entlocken ließ, deutete er doch an, diese Dinge konstruktiv mitgestalten zu wollen.

Ebenso wie der DSGV-Präsident und viele seiner Kollegen in anderen Regionalverbänden sieht er die Konstellation der Landesbanken trotz aller Einsicht in die Notwendigkeit einer Neuordnung nicht zuletzt durch die politischen Stützungsmaßnahmen in Bayern, in Baden-Württemberg sowie in Hamburg und Schleswig-Holstein so grundlegend verändert, dass er die Marschrichtung der Sparkassenseite in Richtung drei Landesbanken, wie sie in einem Papier aus dem November 2008 angedacht war, ganz nüchtern als mittlerweile überholte Inspiration und Anregung bewertet. Annäherungen zwischen Landesbanken halten er und andere durch das stärkere Engagement der Bundesländer in den drei genannten Fällen auf absehbare Zeit für deutlich erschwert. Und mit Blick auf die Helaba verweist er auf den vergleichsweise niedrigen Handlungsdruck, regt aber zum grundsätzlichen Nachdenken über mögliche Konstellationen an. Ist es beispielsweise besser, vergleichbare Strukturen wie das Kapitalmarkt- oder das Immobiliengeschäft zu bündeln oder im Sinne einer Risikostreuung auf die verbleibenden Einheiten zu verteilen?

In der heiklen Frage der Sparkassen-Gemengelage im Rhein-Main-Gebiet gibt er ganz den erfahrenden Politiker. Einen Zeitlauf bis 2010, wie er in einer Beschlussfassung der Verbandsversammlung gefasst wurde, hält er auch in der neuen Konstellation der hessischen Politik angesichts der Vielzahl der Beteiligten rein zeitlich für völlig unrealistisch. Und abseits aller Schwierigkeiten der seinerzeit festgeschriebenen Vorgabe einer einvernehmlichen Lösung seitens aller Träger will er sich im Vorfeld jedes konstruktiven Lösungsversuchs zusammen mit den Betroffen erst einmal Klarheit über die Organisation der betroffenen Institute sowie über die künftige Ausrichtung der Rhein-Main-Region verschaffen.

In puncto Geschäftsverlauf seiner Sparkassen kann Grandke bei seiner Bestandsaufnahme auf vergleichsweise stabile Verhältnisse blicken. Die aggregierte Ertragsrechnung der Mitgliedssparkassen bleibt jedenfalls in einer Verfassung wie sie dieser Tage weltweit nur die guten der privaten Bankhäuser präsentieren können. Dass das zusammengefasste Betriebsergebnis vor Bewertung mit 932,6 Milliarden Euro um 2,8 Prozent niedriger ausgefallen ist als im Vorjahr, resultiert bei leichtem Anstieg des Zinsüberschusses (plus 1,1 Prozent auf 2,166 Milliarden Euro) und einem vergleichbaren Rückgang des Provisionsüberschusses (minus 1,2 Prozent auf 633 Millionen Euro) aus der Steigerung der Verwaltungsaufwendungen um 1,9 Prozent auf 1,896 Milliarden Euro.

Verleichsweise stark wirkten sich im Berichtsjahr auch beim SGVHT Bewertungsfragen für Wertpapiere aus. So hat der Verband auf Beschluss der Verbandsversammlung im November des vergangenen Jahres das in der Naspa Dublin plc gebündelte Kapitalmarktgeschäft ihres zweitgrößten Mitgliedshauses für 251 Millionen Euro erworben. Die möglichen Risiken hat man aber vertraglich auf maximal 100 Millionen Euro begrenzt - eine Worst-Case-Belastung, die allein durch den verbandseigenen Reservefonds gedeckt wäre. Letzterer wurde im Zuge des Verbundkonzeptes eingerichtet und inzwischen mit rund 150 Millionen Euro dotiert. Mit der Naspa-Transaktion wie dem Bewertungsergebnis seiner Sparkassen im Wertpapiergeschäft insgesamt (dieses hat sich um 103 Millionen Euro auf 361 Millionen Euro erhöht) geht der SGVHT davon aus, durch die Wertansätze stille Reserven gelegt zu haben. Und dank der noch einmal um 2,5 Millionen Euro beziehungsweise 2,5 Prozent rückläufigen und damit historisch niedrigen Vorsorgeaufwendungen im Kreditgeschäft (97,6 nach 100,1 Millionen Euro) hält er auch das Bewertungsergebnis insgesamt für verkraftbar.

Gleichwohl spiegelt sich der spürbar gestiegene Bewertungsbedarf in einem Minus von 23,3 Prozent beim Betriebsergebnis nach Bewertung und vor Dotierung der Vorsorgereserven wider. Dabei mögen die Wertansätze im Wertpapierbereich ein Erholungspotenzial haben, im Kreditbereich dürften sie aber angesichts der derzeitigen Marktlage sicher unter Druck geraten. Mit 287,7 beziehungsweise 142,6 Millionen Euro für den Jahresüberschuss vor beziehungsweise nach Steuern bewegen sich die hessisch-thüringischen Sparkassen mit minus 31,0 Prozent und minus 34,4 Prozent in Dimensionen des Ertragrückgangs, die zwar die Schwierigkeiten des Berichtsjahres widerspiegeln, aber im Branchenvergleich zu anderen Regionen der beiden Verbundgruppen doch recht ordentlich sind.

In der zukunftsgerichteten Frage nach den Aussichten für das laufende Jahr zeigte sich Gerhard Grandke übrigens schon gut mit dem DSGV abgestimmt. Er wetterte zwar gegen die Wettbewerbsverzerrungen durch nicht kostendeckende Kampfkonditionen durch staatlich gestützte Banken und sprach von den Schäden, die diese schwachen Institute den gesunden Sparkassen und Volksbanken zufügen. Als Lösungsansatz das Instrument der weichen Zinsbindung in die öffentliche Diskussion zu bringen, also eine bestimmte Schwankungsbreite um den Marktpreis, obließ er aber zwei Tage später Heinrich Haasis, dem Präsidenten des DSGV.

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