Gespräch des Tages

Sparkassen I - Das Rennen ist gelaufen, oder?

Heinrich Haasis wird seinen im kommenden April auslaufenden Vertrag als Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes nicht um zwei Jahre verlängern, sondern sich in sein Haus am Starnberger See in den wohlverdienten Ruhestand zurückziehen. Das hat so manchen in der S-Finanzgruppe ziemlich überrascht. Allerdings nicht alle. Denn kaum dass diese Meldung verbreitet war, kam gleich eine zweite Mitteilung aus Westfalen hinterher. Der Präsident des dortigen Regionalverbandes, Rolf Gerlach, verkündete per offizieller Presseerklärung, für die Nachfolge zu kandidieren. Da hat der ausgesprochen erfahrene Gerlach schnell geschaltet. Denn nun ist sein Name im Rennen und ein Gegenkandidat muss erstmal gefunden werden. Dass manche Vertreter der Sparkassen Gerlachs kompromisslose Art gerne in Berlin sehen würden, steht außer Frage. Allerdings gibt es auch einige Mahner, die allzu viel zerbrochenes Porzellan fürchten. Denn gerade in Zusammenhang mit der WestLB, deren Aufsichtsratsvorsitzender Gerlach in den für den heutigen Niedergang mit entscheidenden Jahren rund um den ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Thomas Fischer war, ist der großgewachsene Hüne aus Westfalen nicht immer zimperlich mit der deutschen wie der europäischen Politik umgegangen.

Gibt es Alternativen zu Gerlach? Wohl kaum. Gewählt wird der neue Präsident Ende November von der Mitgliederversammlung, die aus 22 Beteiligten aus Sparkassen ebenso wie Regionalverbänden besteht. Es langt die einfache Mehrheit der Stimmen. Der ausgebuffte Stratege Gerlach hat natürlich längst vorgearbeitet. 15 Stimmen, die seine Kandidatur unterstützen, soll er bereits hinter sich versammelt haben. Sein Einfluss ist groß. Über die WestLB, die derzeit über einen Zusammenschluss mit der Helaba verhandelt, die Finanz IT, deren Aufsichtsratschef Gerlach ist, den DSGV, dessen Vi-ze-Präsident er ist, den Deutschen Sparkassen-Verlag, der künftig von Gerlachs langjährigem Wegbegleiter Ilg geführt wird - die "westfälische Eiche" hat einiges, um zu überzeugen. Seine Westfalen weiß Gerlach ohnehin hinter sich, die Rheinländer wohl auch. Denn die schicken lieber Gerlach anstelle ihres eigenen Präsidenten Michael Breuer nach Berlin, den viele in der Organisation lieber auf dem DSGV-Stuhl sehen würden. Die Fusion der beiden Verbände vorausgesetzt, würde Gerlach in einem solchen Fall den größten und mächtigsten Regionalverband Rheinland-Westfalen führen. Da ist manchem im Rheinland der Spatz in der Hand lieber, auch mit Blick auf den Altersunterschied zwischen beiden Beteiligten, die die Nachfolge Gerlachs in Berlin durch Breuer nicht ausschließt.

Die Unterstützung der Hessen für Gerlach gilt als sicher, wird hier doch gerade um den Preis für die WestLB gefeilscht. Der Präsident des SGVHT wird derweilen zwar als äußerst geschickter politischer Strippenzieher geschätzt, allerdings stößt er als etwas knorriger Zeitgenosse manchen auch vor den Kopf. Die Zusage von Hannovers Präsident Mang hat der bislang einzige Kandidat wohl ebenfalls. Mang wird nebenbei schon als neuer Vizepräsident des DSGV gehandelt. Die Bayern, die Ostdeutschen und die baden-württembergischen Vertreter der S-Finanzgruppe werden zunächst abwarten und im Zweifelsfall ebenfalls Gerlach unterstützen, da keiner der amtierenden Regionalpräsidenten eigenen Ambitionen beziehungsweise ernst zu nehmende Siegchancen hat.

Bleiben mögliche Gegenkandidaten. Diese werden wohl nur aus dem politischen Raum kommen, denn es ist kaum vorstellbar, dass sich Gerlachs Widersacher auf einen Sparkassen-Kandidaten einigen können, der dann auch noch offiziell gegen Gerlach kandidiert. Der bayerische Finanzminister Fahrenschon dürfte sicherlich Interesse haben, ihm werden aber allenfalls Außenseiterchancen eingeräumt. Die Vorgänge bei der Bayern-LB sind offensichtlich nicht dazu angetan, die Organisation in der Breite zu überzeugen. Als interessiert an diesem Posten gilt auch der ebenfalls aus Westfalen stammende Parlamentarische Staatssekretär im Finanzministerium Steffen Kampeter. Allerdings dürften sowohl Fahrenschon als auch Kampeter ihren Hut nur dann offiziell in den Ring werfen, wenn sie sich ihrer Wahl zum Präsidenten sicher sein können. Alles andere würde die politische Karriere gefährden.

Doch sicher kann man sich nie sein, erst recht nicht in der von unten geprägten Sparkassen-Finanzgruppe. Das musste nicht zuletzt der schon als künftiger Präsident gehandelte ehemalige Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Köln/Bonn, Gustav Adolf Schröder, schmerzhaft erfahren, als er damals überraschend gegen Dietrich Hoppenstedt den Kürzeren zog. Wohl auch, weil es sich manche scheinbar Verbündete bei der Abstimmung anders überlegten. Das dürfte auch Gerlach ein Warnung sein, bis zuletzt in seinem Bestreben nicht nachzulassen. Dann wird es kaum noch etwas (jemanden) geben, das (der) ihm im Wege steht.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X