Gespräch des Tages

Zentralinstitute - Der pure Unsinn

Da sich das Bankwesen national wie international als eine zivilisatorische Errungenschaft erweist, die den Realitäten nicht immer zu entsprechen vermag, darf man vielleicht einmal ganz von der Wirklichkeit absehen - um sich von den Traumata zu den Träumen zu bewegen. Man nehme also einmal an, es gebe sie einfach gar nicht. Die DZ Bank nicht und die WGZ nicht. Und die Institute, die sich "Landesbank-Girozentrale" nennen, ebenfalls nicht. Sondern und vielmehr auf völlig wunderbare Weise hätten sich in diesem Deutschland nur (! ) viele, viele Kreditgenossenschaften so glücklich entwickelt, wie sie gewiss von Natur aus sind. Und natürlich wären daneben, ebenso bestens für Gesellschaft und Wirtschaft in diesem unserem Lande, viele, viele Sparkassen.

Trotz aller knochenharten Dezentralität seien diese Vielen nun jedoch - pure Science-Fiction - im unentwegten Fortschritt ihrer Betriebs- und Marktwirtschaften zu bemerkenswerter Vernunft gekommen. Bei ihnen allen habe sich Einsicht durchgesetzt, man könne ein paar Dinge, (selbstverständlich nach Säulen getrennt! ) gemeinsam betreiben. Den Zahlungsverkehr und die Wertpapierabwicklung etwa. Die Technik überhaupt, das Börsengeschäft weitgehend und sowieso noch so manches. Faszinierenderweise wäre so viel Einsicht aber überhaupt nichts Neues. Nein, aus just so einfachen Überlegungen sind, lang, lang ist's her, die Girozentralen für die Öffentlichen und die Zentralkassen für die Genossenschaftlichen entstanden: als pure Dienstleister und sonst (fast) nichts.

Aber - vergessen wir doch bitte solche alten Geschichten. Fahren wir stattdessen mit der Annahme fort, die Vollversammlungen aller Genossenschaften und Sparkassen hätten hier und heute darüber zu befinden, welcher Art ihre Zentralbanken sein sollten. Zentralbanken selbstverständlich, die ganz ausschließlich dem Nutzen der Platzbanken verpflichtet wären. Und ein bisschen ideologisiert vielleicht noch: Diese Zentraldienstleister sollten bitteschön auch alleweil die Produktions- und Lagerhalle darstellen können, bei der sich "Höherwertiges" nach Bedarf abrufen ließe. Damit "im Verbund" draußen jeder nach seiner Façon selig werden dürfe.

Könnte man nun annehmen, die Kreditgenossenschaften aus Nord, Süd, Ost und sogar West würden sich in ihrer unvoreingenommenen Vollversammlung zur Gründung einer Zentralbank für das Modell DZ Bank entscheiden? Für einen Finanzkonzern also, in welchem die Versicherung, die Bausparkasse, die Pfandbriefinstitute und auch sonst das Entscheidende des Verbundes fest eingebundene Ertragseinheiten sind? Würde die nicht präjudizierte Vollversammlung der Sparkassen sofort einsehen, dass ihre Girozentrale am besten einem Modell LBBW entspräche, mit dem größten Sparkassenbetrieb im Zentralbesitz? Oder dem Modell der Bayern-LB mit der eigenen Bausparkasse und der DKB als eigener Direktbank? Oder wäre Hessen-Thüringen das brave Traummodell, bevor man sich die Fraspa einverleibte? Unwahrscheinlich das alles!

Aber die Vollversammlungen müssten außerdem ja dann doch wohl auch über das Aufregendste der typischen "Zentralbank" eines Jahres 2007 noch einmal von vorneherein zu bestimmen haben. Über die Fiktion nämlich, die DZ (WGZ) Bank und die Landesbanken müssten unbedingt auch Eigengeschäft, Nicht- Verbund-Geschäft in aller Welt betreiben, um für die deutschen Kreditgenossenschaften und die deutschen Sparkassen ganz furchtbar wertvolle Beteiligungen zu werden. So wertvoll, dass sie ihre Zentraldienste für ihren jeweiligen Verbund glatt gratis abliefern könnten, damit das ganze Theater mit den "Verbundbilanzen" unverzüglich überflüssig wäre.

Fraglos würden alle Kreditgenossenschaften und alle Sparkassen heute der Wahrnehmung solcher Chancen einstimmig zustimmen.

Was für ein Unsinn. Nur trotzdem entsetzlich nahe am echten Leben. K. O.

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