Das Kerngeschäft eines Finanzdienstleisters ist vor allem die Übernahme von Risiken. Folgerichtig sollten sich gerade die Unternehmen dieser Branche so intensiv wie möglich mit dem Thema Risikomanagement auseinandersetzen. Hierbei darf allerdings nicht die Überlegung im Mittelpunkt stehen, wie die immer komplexeren aufsichtsrechtlichen Vorgaben möglichst "schlank" in die Praxis umgesetzt werden können. Vielmehr sollte sich die Konzeption eines Risikomanagementsystems daran ausrichten, wie dieses gestaltet sein muss, damit es - neben der Erfüllung der Ansprüche von BaFin und Co. - einen Beitrag zur Sicherung und Steigerung des Unternehmenswerts leisten kann. Christian Glaser gibt wichtige Antworten auf diese Frage.
Das Buch hebt sich dabei vor allem durch zwei Charakteristika von vergleichbaren Werken ab: Vollständigkeit und Praxisbezug. Zum einen gelingt es dem Autor, praktisch das gesamte Spektrum des Risikomanagements zu behandeln: Von den immer komplexeren aufsichtsrechtlichen Vorgaben über die Methoden in den einzelnen Phasen des Risikomanagementprozesses bis hin zu den erforderlichen Strategie- und Anpassungsprozessen bleiben so gut wie keine Fragen offen. Umso bemerkenswerter erscheint die Tatsache, dass die thematische Breite des Werkes dabei keinesfalls mit inhaltlicher Oberflächlichkeit einhergeht, sondern die unterschiedlichsten Bereiche jeweils fundiert und kompetent behandelt werden. Darüber hinaus konzentrieren sich - etwa auf dem Gebiet der aufsichtsrechtlichen Vorgaben - die Darstellungen auf die in der Praxis relevanten und meistdiskutierten Bereiche der MaRisk, wohingegen die eher operativen beziehungsweise administrativen Fragen des Meldewesens sinnvollerweise nur angeschnitten werden.
Zum anderen beschränken sich die Ausführungen nicht nur auf die theoretischabstrakten Aspekte der Thematik. Vielmehr wird auf fast jeder Seite spürbar, dass der Autor selbst über langjährige und profunde Erfahrungen im Risikomanagement eines Leasingunternehmens verfügt. Gerade im Hinblick auf die aktuelle Diskussion bezüglich der adäquaten Umsetzung aufsichtsrechtlicher Vorgaben dürften sich diese Einschätzungen aus Praktikersicht sowie die Fülle an Umsetzungshilfen als große Unterstützung erweisen.
Als relativ untypisch für ein Buch, das sich dem Risikomanagement in der Finanzdienstleistungsbranche widmet, mag die Tatsache gelten, dass mathematische Formeln in dem vorliegenden Werk sehr dünn gesät sind. Was Einsteigern (und sicher auch vielen Führungskräften) den Zugang zu der mitunter komplexen Materie mit Sicherheit erleichtern wird, mag den mathematisch ambitionierten Fachexperten vielleicht ein wenig enttäuscht zurücklassen - Letzterer erhält durch die umfangreichen weiterführenden Literaturhinweise am Ende jedes Kapitels jedoch genügend Hinweise, wo sich sein diesbezüglicher Wissensdurst befriedigen lässt.
Abschließend bleibt zu hoffen, dass die explizite Nennung der Leasingbranche im Titel des Buches potenzielle Interessenten aus anderen Wirtschaftszweigen nicht davon abhält, sich ebenfalls mit dem Werk zu beschäftigen - aufgrund der zahlreichen universell gültigen Inhalte wird "Risikomanagement im Leasing" sicher auch für viele "branchenfremde" Leser eine gewinnbringende Lektüre darstellen. Fach- und Führungskräften in Leasingunternehmen kann das Werk ohnehin uneingeschränkt empfohlen werden.
Prof. Dr. Roland Franz Erben, Hochschule für Technik Stuttgart