Allianz-Studie sieht Risse im Generationenvertrag

Foto: Alexa auf Pixabay

Die Allianz hat die zweite Ausgabe ihres „Global Pension Report“ vorgestellt, der mithilfe des eigenen „Allianz Pension Indexes“ (API) 75 Rentensysteme rund um den Globus analysiert. Der Indikator besteht aus drei Säulen: Analyse der demographischen und fiskalischen Ausgangslage sowie Bestimmung der Nachhaltigkeit (zum Beispiel Finanzierung und Beitragszeiten) und Angemessenheit (zum Beispiel Verbreitungsgrad und Rentenhöhe) des Rentensystems. Insgesamt werden 40 Parameter berücksichtigt, mit Werten zwischen 1 (sehr gut) und 7 (sehr schlecht). In der gewichteten Summe aller Parameter kristallisiert sich die Bewertung des jeweiligen Systems in einer Gesamtnote. Die ungewichtete Gesamtnote für alle untersuchten Rentensysteme beläuft sich demnach auf 3,6:  kaum mehr befriedigend. Gegenüber dem letzten Report von 2020 stellt dies nur eine kleine Verbesserung dar. Nur wenige Länder – wie beispielsweise Frankreich oder China – haben es geschafft, ihr Scoring durch Reformen deutlich zu verbessern. Die wenigen Rentensysteme, die heute gut dastehen – vor allem Dänemark, die Niederlande und Schweden mit einer Gesamtnote deutlich unter 3 –, haben die Weichen sehr früh auf Nachhaltigkeit gestellt, zu einer Zeit, als die demographische Bombe noch leise tickte. Sie können daher als Vorbild für viele Entwicklungsländer gelten, die ebenfalls noch über ein Zeitfenster zur Stabilisierung ihrer Rentensysteme verfügen. In vielen anderen Ländern dagegen wird es ohne schmerzhafte Reformen kaum gehen.

Das deutsche Rentensystem rangiert mit einer Gesamtnote von 3,2 im oberen Mittelfeld – noch. Denn der demographische Ausblick verdüstert sich rapide, der Altersquotient wird bis 2050 auf 53,6 Prozent steigen. Das bedeutet, dass dann für jeden über-65-Jährigen weniger als zwei Personen im Alter zwischen 15 und 64 zur Verfügung stehen. „Deutschland braucht den großen Rentenwurf“, sagt Michaela Grimm, Mitautorin der Studie. „Die sogenannte Aktienrente in ihrer jetzigen Form ist es leider nicht. Entweder bleibt es beim einmaligen Tropfen auf dem heißen Stein oder die Verschuldung wird kräftig nach oben getrieben – angesichts der Zinswende ein mehr als fragwürdiges Unterfangen. Vielversprechender wäre es, konsequent die zweite (betriebliche) und dritte Säule (private Altersvorsorge) auszubauen. Die Konzepte liegen auf den Tisch. Was wir uns auf keinen Fall leisten können: Noch eine verschenkte Legislaturperiode in Sachen Rentenreform.“

Die demographische Entwicklung hat in der Corona-Pandemie nur eine kleine Unterbrechung des langjährigen Trends erfahren. In vielen Ländern kam es zu einem Rückgang der Lebenserwartung, in einigen wenigen konnte sogar ein (kleiner) Babyboom registriert werden. Dennoch soll der globale Altersquotient bis 2050 von heute 15,1 auf 26,3 Prozent klettern; 2019 war ein Anstieg auf „nur“ 25,3 Prozent prognostiziert worden. „Die jüngsten Daten beispielsweise aus China, Korea oder Italien deuten auf eine weitere Beschleunigung des demographischen Wandels hin“, sagte Michaela Grimm, Mitautorin des Reports. „Insbesondere die Geburtenzahlen entwickeln sich schlechter als angenommen, trotz aller familienpolitischen Anstrengungen. Aber es hilft kein Lamentieren, sondern wir müssen den Tatsachen ins Auge schauen: Der Generationenvertrag ist brüchig geworden. Gerade die jüngeren Generationen Y und Z sind gefordert, (noch) stärker selbst fürs Alter vorzusorgen. Die unbequeme Wahrheit lautet: Sie werden länger arbeiten müssen sowie mehr und fokussierter sparen.“

 

 

 

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