PRODUKTPOLITIK

Assekuranz reagiert auf Ukraine-Krieg

Da sage noch einmal jemand, die Finanzbranche sei zu behäbig und nicht in der Lage, ihre Produkte am Kundenbedarf auszurichten! Zumindest die Assekuranz hat angesichts des Krieges in der Ukraine schnell reagiert und neue Produkte auf den Markt gebracht, die speziell an die gewandelte Sicherheitslage angepasst sind und in dieser Form wohl kaum bereits in einer Schublade bereitgelegen haben. Dazu hätten die Verantwortlichen der Produktentwicklung in der Lage sein müssen, die politische Entwicklung vorauszuahnen.

BU-Police für Soldaten

Am ehesten bereits in Arbeit gewesen sein könnte eine neue Dienstunfähigkeitsversicherung für Soldaten, die die Bayerische Anfang März vorgestellt hat. Für Soldaten besteht zwar seit 1962 eine Konsortiallösung im Rahmen des Bundeswehrrahmenvertrages für den Fall der Dienstunfähigkeit. Seit Beginn ist die Bayerische als Konsorte dort beteiligt. In Ergänzung dafür bietet sie nun mit "BU-Protect Bundeswehr" eine eigenständige Dienstunfähigkeitsversicherung für Soldaten an, die sich an dem doch sehr speziellen, körperlich anspruchsvollen Berufsbild mit dem Umgang mit Waffen sowie Auslandseinsätzen in Krisengebieten ausrichtet. Hintergrund ist die Tatsache, dass die soldatenrechtliche Versorgung nur zum Teil ausreicht. Da das Soldatenverhältnis in der Regel zu Beginn auf Zeit angelegt ist, werden Soldaten bei festgestellter Dienstunfähigkeit aus der Bundeswehr entlassen und in der gesetzlichen Rentenversicherung nachversichert. Hier entsteht dann eine große Versorgungslücke. Bei Berufssoldaten ist die Versorgung zwar besser, doch auch bei ihnen klafft immer noch eine deutliche Lücke zu den laufenden Bezügen. Genau die will der neue Tarif schließen.

Natürlich adressiert der Versicherer damit ein Problem, das schon seit längerem bestand. Doch scheint der Zeitpunkt des Marktstarts kein Zufall zu sein - ist doch die Wahrscheinlichkeit, dass die Bundeswehr auch für den Nato-Verteidigungsfall beziehungsweise die Landesverteidigung gefragt sein könnte, mit den Geschehnissen im Osten Europas beträchtlich gestiegen - und damit eben auch die Wahrscheinlichkeit, dass Soldaten im Zuge ihrer Tätigkeit dienstunfähig werden.

Beitragsfreie Mitversicherung von Flüchtlingen

Ein Angebot der Alten Leipziger ist dagegen ein Stück weit als Teil ihres gesellschaftlichen Engagements zu verstehen. Speziell unter Verweis auf den Ukraine-Krieg ermöglicht sie ihren Kunden, die Flüchtlinge bei sich aufnehmen, sowohl in der Haftpflicht als auch in der Hausratsversicherung einen beitragsfreien Versicherungsschutz für die Geflüchteten, die sie beherbergen. Beitragsfrei mitversichert sind die Flüchtlinge und deren Kinder, die im Haushalt des Versicherten aufgenommen wurden oder denen anderweitig Wohnraum kostenlos zur Verfügung gestellt wurde. Von ihnen verursachte Sachschäden am Eigentum des Versicherungsnehmers, etwa am Mobiliar, sind bis 5 000 Euro mitversichert. Das gilt auch für Schäden, die mitgebrachte Hunde verursachen, auch dann, wenn der Versicherte nicht über eine Tierhalterhaftpflicht verfügt. Mitgebrachte Habseligkeiten sind in der Hausratsversicherung des Gastgebers mitversichert.

Vorerst ist das Angebot bis zum Jahresende befristet. Es ist jedoch nicht auf bestimmte Nationalitäten oder Fluchtländer beschränkt. Ziel der beitragsfreien Mitversicherung aufgenommener Personen ist es, finanzielle Risiken für alle Beteiligten zu begrenzen und so die Entscheidung zu erleichtern, jemanden bei sich zu Hause aufzunehmen. Inwieweit Menschen eine solche Entscheidung tatsächlich von einem unter Umständen fehlenden Versicherungsschutz abhängig beziehungsweise sich darüber überhaupt Gedanken machen, mag fraglich sein. Dennoch ist das Angebot sicher eine gute Idee. Red.

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