MARKTFORSCHUNG

Der Sparwille scheint nachzulassen

Die Covid-19-Pandemie hat in den vergangenen beiden Jahren das Sparverhalten der Bundesbürger noch weiter befeuert. Gestrichene Reisepläne und begrenzte Freizeitoptionen einerseits, Lohneinbußen und unsichere Zukunftsaussichten andererseits sorgten für eine Sparquote auf historischem Rekordniveau. Laut statistischem Bundesamt lag sie 2020 bei 16,1 Prozent, nach 10,8 Prozent 2019.

Jetzt könnte sich eine Trendwende andeuten. Das lässt sich zumindest aus einer Anfang Februar veröffentlichten bevölkerungsrepräsentativen Online-Umfrage im Auftrag der Norisbank herauslesen, die das Marktforschungsinstitut Innofact Ende Oktober 2021 durchgeführt hat. Demnach scheint der Sparwille der Deutschen deutlich zurückzugehen. Während im Frühjahr 2021 drei von vier Befragten (76,3 Prozent) davon ausgingen, ihre Sparquote beizubehalten oder zu steigern, lag dieser Wert bei der Befragung im vierten Quartal mit 60,3 Prozent auf einem deutlich niedrigeren Niveau.

Auch wenn die Tendenz leicht abnimmt, zogen es zum Ende des letzten Jahres noch immer 30,9 Prozent der Befragten (viertes Quartal 2020: 39,2 Prozent) vor, erst einmal abzuwarten, wie sich die aktuelle Corona-Krise auf ihre Finanzen auswirkt, bevor Pläne für die Zukunft gemacht werden. Trotz dieser Unsicherheit nimmt die Ausgabenbereitschaft offenbar zu: Mehr als jeder Fünfte (21,3 Prozent) plant im Jahr 2022 eine größere Reise. 5,4 Prozent der Befragten streben in diesem Jahr sogar eine Auszeit an, um sich ganz bewusst von den Belastungen während der Corona-Zeit zu erholen.

Die Verlagerung vom klassischen Sparen auf Konten hin zur Anlage in Wertpapieren hält an. So vertrauen die 1030 Befragten mit Blick auf das Finanzjahr 2022 ungebrochen auf Aktien und Fonds: Nachdem Wertpapiere im Herbst 2020 erstmals das Girokonto als bevorzugte Anlageoption insbesondere aufgrund des extrem niedrigen Zinsniveaus abgelöst haben, setzt sich das Interesse an Anlagen in Wertpapieren auch in diesem Jahr fort. Rund ein Viertel der Befragten will auch 2022 vornehmlich in Aktien und Fonds investieren (25,1 Prozent). Ein im Vergleich zu den vergangenen Jahrzehnten weiterhin sehr hoher Wert, wenngleich er etwas unter dem Höchststand im Frühjahr 2021 liegt (29,9 Prozent). Das Sparbuch verliert hingegen zunehmend an Attraktivität (13,0 Prozent). Im Frühjahr 2021 lag dieser Wert noch bei 23,0 Prozent. Die Nutzung des Sparbuchs unter den 18- bis 29-Jährigen erreicht somit einen neuen Tiefpunkt.

Das Interesse an Investments in Wertpapieren ist gerade bei den Jüngeren zuletzt massiv gestiegen. Besonders unter den 18- bis 29-Jährigen zeigt sich ein großes Interesse an dieser Form der Anlage. Knapp jeder Dritte (32,6 Prozent, Frühjahr 2021: 29,9 Prozent) von ihnen investiert vorzugsweise in Aktien und Fonds. Red.

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