Sicherheit

Bedenken bremsen Online-Banking

Jeder vierte Europäer hatte im Jahr 2015 im Internet Sicherheitsprobleme wie eine Infizierung durch Viren, Missbrauch persönlicher Daten, finanzielle Verluste oder Zugriff von Kindern auf ungeeignete Seiten. Das hat die europäische Statistikbehörde Eurostat zum Tag des sicheren Internets am 9. Februar bekanntgegeben. Deutschland liegt dabei mit einer Quote von 18 Prozent unter dem Durchschnitt.

Beim Anteil derjenigen Nutzer, die von Viren oder Schadprogrammen betroffen waren, sieht es aus deutscher Sicht sogar noch besser aus: Dieses Problem betraf 2015 nur noch 14 Prozent der Internetnutzer - nach noch 22 Prozent im Jahr 2010. Damit rangiert Deutschland sogar unter denjenigen EU-Mitgliedsländern mit vergleichsweise geringen Problemen. Nur in den Niederlanden (6 Prozent), der Tschechischen Republik (8 Prozent), der Slowakei (9 Prozent), in Irland (11 Prozent) und Norwegen (13 Prozent) stellt sich die Situation noch weniger kritisch dar.

Wenn es jedoch um die Sicherheitsbedenken geht, die Verbraucher von bestimmten Aktivitäten im Netz abhalten, stellt sich das Bild ganz anders dar. Zwar haben im vergangenen Jahr nur 10 Prozent der deutschen Internetnutzer aus Sicherheitsgründen darauf verzichtet, Waren oder Dienstleistungen online zu kaufen, was die viertniedrigste Quote in der ganzen EU ist. Vom Online-Banking hingegen haben sich 27 Prozent der deutschen Internetnutzer aufgrund von Sicherheitsbedenken ferngehalten. Das ist der höchste Wert in der gesamten EU. Nur Portugal und Italien kommen mit 26 beziehungsweise 24 Prozent auf einen ähnlich hohen Anteil an Online-Banking-Verweigerern.

Diese Diskrepanz zwischen der emsigen E-Commerce-Nutzung der Deutschen einerseits und der ungewöhnlich hohen Quote an Online-Banking-Verweigerern scheint auf den ersten Blick unlogisch. Sie mag aber vielleicht mit der starken Position des Kaufs auf Rechnung im deutschen E-Commerce zu erklären sein, die die Risiken für den Verbraucher beträchtlich eindämmt. Denn wo keine Zahlungsinformationen online eingegeben werden müssen, dort können sie auch nicht ausgespäht werden. Der hohe Anteil derer, die sich nicht an das Online-Banking heranwagen, bestätigt jedoch einmal mehr die These, dass Sicherheit für die Deutschen in Sachen Zahlungsverkehr das A und O ist.

Für die Banken ergibt sich an dieser Stelle noch eine beträchtliche Herausforderung. Während sich das Phänomen der älteren Online-Banking-Verweigerer, die sich mit dem elektronischen Zugang nicht recht anfreunden können oder vielleicht gar keinen Online-Zugang haben, zunehmend von selbst erledigt, gibt es diejenigen, die sich aus Sicherheitsgründen ganz bewusst verweigern, in allen Altersgruppen. Sie von der Sicherheit des Online-Bankings zu überzeugen, dürfte eine harte Nuss werden. Schließlich wird immer wieder von zunehmender Cyberkriminalität berichtet.

Und der immer schnellere Wechsel der Verfahren, die das Online-Banking sicher machen sollten, zeigt zwar einerseits das hohe Engagement der Kreditwirtschaft in Sachen Sicherheit. Er ist aber zugleich ein Beleg dafür, dass die Sicherheit immer ein Kopf-an-Kopf-Rennen der Anbieterseite mit der kriminellen Szene bleiben wird.

Ein harter Kern von Online-Banking-Muffeln wird der Branche also vermutlich noch eine ganze Weile erhalten bleiben - es sei denn, die Preismodelle würden sich so entwickeln, dass auch den Bedenkenträgern die Sicherheit irgendwann den Preis nicht mehr wert ist.

Red.

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