Direktbanken

Comdirect besinnt sich auf ihre Wurzeln

Für die Comdirect Bank AG, Quickborn, ist das Girokonto noch immer der Wachstums treiber Nummer eins. Um rund 100 000 ist die Zahl der Girokonten bei der Commerzbank-Tochter 2015 gewachsen, 1,3 Millionen waren es Ende 2015. Im Vergleich zum Jahr 2011 ist das eine Zunahme um 60 Prozent. Nach wie vor wird das Girokonto als Ankerprodukt bezeichnet. Der Vorstandsvorsitzende Arno Walter räumt aber auch ein, dass es immer schwerer wird, mit dem Girokonto Geld zu verdienen. Das Cross-Selling wird damit immer wichtiger.

Und dabei kehrt die Comdirect zu ihren Wurzeln - einer starken Konzentration auf das Wertpapiergeschäft - zurück. Lag noch vor wenigen Jahren ein ganz starker Fokus auf dem Thema Banking, so steht jetzt die Geldanlage mit Wertpapieren im Fokus. So hat die Bank beispielsweise im Jahr 2015 nicht wie bisher eine Depotkampagne durchgeführt, sondern zwei.

Dennoch ist dieser Strategieschwenk keine komplette Kehrtwende. Denn die Zielgruppe, auf die man sich beim Wertpapiergeschäft konzentriert, sind nicht mehr so sehr die Trader von einst, sondern ist der normale Sparer, den man dabei begleiten möchte, sein Geld selbst in die Hand zu nehmen. Dazu gehört das im Dezember 2014 gestartete Tool "Anlage-Assistent" das zu den ersten Lösungen für Robo-Advice in Deutschland zählt.

Die Aufklärung in Sachen Wertpapiersparen zeigt auch durchaus Wirkung, so Vorstandschef Arno Walter. 60 000 neue Depots konnte die Bank 2015 verzeichnen - und das entgegen dem Markttrend. Und dank einer Rekordzahl bei den Trades der privaten Anleger stand das Wertpapiergeschäft 2015 für rund 60 Prozent der Erträge. Insgesamt belief sich der Provisionsüberschuss auf 228,4 Millionen Euro nach 193,2 Millionen Euro 2014. Dank der Marktentwicklung wurden dabei - anders als in vielen anderen Jahren in jedem Quartal mindestens 3,5 Millionen Trades verbucht. Auf die überdurchschnittlich aktiven Trader entfiel dabei etwa ein Viertel der Transaktionen, im Wesentlichen war das Wachstum also von der breiten Masse der Kunden getragen.

Zweifellos kam der Comdirect bei dieser Entwicklung im letzten Jahr die positive Entwicklung an den Wertpapiermärkten zugute. Ob sich die Entwicklung auch 2016 so fortschreiben wird, steht deshalb einstweilen infrage. Mag sein, dass die Commerzbank-Tochter in diesem Jahr nicht das dritte Rekordjahr in Folge wird verzeichnen können. Doch sie hat bewiesen, dass sie sich an wechselnde Marktbedingungen gut anpassen kann.

Das Ziel, ihren Kunden eine Vollbank zu sein, hat die Bank deshalb bei aller Konzentration auf das Wertpapiergeschäft nicht aus den Augen verloren. Und sie arbeitet weiter daran. So wurde beispielsweise im Dezember 2015 ein Drei-Raten-Service für die Visa-Karte eingeführt. Noch im Frühjahr 2015 soll ein Angebot im Bereich Ratenkredite folgen, bei dem es nicht nur darum geht, auf der Aktivseite zu wachsen, sondern auch darum, dem Kunden alle Finanzprodukte zu bieten, die er braucht. Dieser Ansatz dient der Kundenbindung auch in weniger guten Marktphasen. Red.

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