WERTPAPIERGESCHÄFT

ESMA-Bericht - Argumente für Robo Advice

Die Europäische Aufsichtsbehörde für Wertpapiere und Marktaufsicht (European Securities and Markets Authority, ESMA) hat am 10. Januar 2019 einen Bericht zu Kosten und Ertrag von Investmentfonds veröffentlicht. Daraus geht hervor: Verbraucher zahlten im Schnitt doppelt so viel wie institutionelle Anleger - was vielleicht nicht gar so überraschend ist. Schließlich kommt es auch bei anderen Käufen auf die Volumina an. Auch ein Flottenmanager, der für einen großen Unternehmensfuhrpark kauft oder least, bekommt das gleiche Fahrzeug schließlich günstiger als der Privatmann das einzige Fahrzeug.

Brisanter - wenn auch nicht grundsätzlich neu - ist ein anderes Ergebnis der Untersuchung. Der Ertrag für Verbraucher wird erheblich durch Kostenbelastungen geschmälert. Dass im Schnitt etwa ein Viertel der Gewinne der Anlagen mit den von den Fondsbetreibern geltend gemachten Kosten verrechnet wird, ist aber schon eine Hausnummer, die durchaus den Regulator auf den Plan rufen kann, zumal diese Kosten der Untersuchung zufolge zu über 80 Prozent auf das Management entfallen und zu weniger als 20 Prozent auf die Marktaktivitäten.

Wenig überraschend fällt auch der ESMA zufolge die Kostenbelastung bei passiv gemanagten Fonds geringer aus als bei aktiv gemanagten. Obendrein fallen bei ihnen "durchgehend" auch die Erträge höher aus. Solche Ergebnisse sollten die Branche aufhorchen lassen. Natürlich differieren die Ergebnisse von Land zu Land und der Unterschied liegt wie immer im Detail. Doch für den europäischen Regulator zählt immer nur die Gesamtsicht. Und hier ist eine Kostenbelastung von rund 25 Prozent der Erträge durchaus eine Größenordnung, die unter Verbraucherschutzgesichtspunkten als regulierungsbedürftig empfunden werden könnte - sei es nun auf nationaler Ebene (wie beim Provisionsdeckel in der Lebensversicherung) oder gleich für die gesamte EU.

Das freilich ist Zukunftsmusik. Schon heute jedoch liefern die ausgewiesenen Marktdaten den Robos Marketingargumente frei Haus - basieren ihre Portfolios doch weit überwiegend auf ETFs. Der Trend vom klassischen Fonds hin zum ETF dürfte durch die von Verbraucherschützern gerne aufgegriffenen Erkenntnisse somit weiter befeuert werden - und damit auch die Verschiebung weg von der persönlichen Beratung, bei der die passiven Produkte oft nicht angeboten werden, hin zum Robo Advice. Red.

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