Direktbanken

ING-Diba "steht wie ein Haus"

In diesem Jahr feiert die ING-Diba ihr 50-jähriges Bestehen. Und das Abschneiden im Jahr 2014 gibt ihr auch guten Grund zum Feiern. "Het staat als een huis" (Sie steht wie ein Haus), fasst Vorstandsmitglied Remco Nieland zusammen. 888 Millionen Euro vor Steuern hat die Bank 2014 erwirtschaftet. Das Ergebnis nach Steuern beläuft sich auf 599 Millionen Euro - was gegenüber dem Vorjahr einem Plus von 26 Prozent entspricht. Die Anzahl der Kunden stieg netto um 200 000 Neukunden auf 8,3 Millionen. Wenngleich man die klassische Definition des Begriffs "Hausbank", die am Girokonto festgemacht wird, als überholt betrachtet, darf sich die Jubilarin in diesem Sinne als Hausbank für mittlerweile 1,2 Millionen Kunden bezeichnen. Das sind 11 Prozent mehr als im Vorjahr. 2006 zählte die Bank noch weniger als 150 000 Girokonten.

111 Milliarden Euro Spargelder hat die Bank nunmehr im Bestand. An dieser Stelle tut sich in Form der Anlagemöglichkeiten dieser Gelder für den Vorstandsvorsitzenden Roland Boekhout die einzige Begrenzung für das weitere Wachstum der Bank auf. Als Lektion aus der Bankenkrise hat man mitgenommen, am liebsten "eigene Anlagemöglichkeiten zu bauen".

Hier nennt Boekhout zum einen den kräftigen Zuwachs bei den Verbraucherkrediten. 2014 wurden insgesamt 2,1 Milliarden Euro neu bewilligt, gegenüber 1,7 Milliarden Euro im Vorjahr. Der Bestand stieg um 14 Prozent auf 4,7 Milliarden Euro. Daneben zahlt sich vor allem der Einstieg ins Commercial Banking aus, das mittlerweile mehr als zehn Prozent zum Gesamtergebnis beiträgt. Hier erhöhte sich das Kreditvolumen im abgelaufenen Jahr von 5,4 auf 8,7 Milliarden Euro, auch weil die anfangs auf Dax- und M-Dax-Unternehmen beschränkte Definition der Zielgruppe mittlerweile auf Unternehmen ab 250 Millionen Euro Umsatz erweitert wurde. Auch das "Mittelsegment" wäre bei entsprechendem weiteren Wachstum der Bank nicht tabu.

Voraussetzung für das weitere Wachstum bleibt das Motto "einfach, schnell und günstig". An dieser Stelle ist die ING-Diba zweifellos gut aufgestellt. Eine Cost Income Ratio von 44 Prozent dürfte so manchen Wettbewerber vor Neid erblassen lassen. Die Kosten stets im Blick, hält die Direktbank beispielsweise die Marketingaufwendungen konstant und erreicht mehr Effizienz vor allem durch Veränderungen bei der Mittelallokation. Dafür wird - entsprechend dem Ziel, Deutschlands führende Digitalbank zu werden - in neue Services wie die Video-Legitimation oder die Smart Secure App investiert, die sicheres Mobile Banking mit nur einem Endgerät ermöglicht. Als nächstes steht die Autorisierung der Smart Secure App per Fingerabdruck auf der Agenda. Und die Live-Baufinanzierungs-Beratung am Computer befindet sich im Test.

All diese Innovationen erfolgen jedoch pragmatisch und mit Augenmaß. Trotz des mittlerweile ausgegebenen Mottos "Mobile First" wird bislang nicht daran gedacht, Services wie die telefonische Kontostandsabfrage einzuschränken, solange sie noch vom Kunden nachgefragt werden. Und wie schnell sich das Kundenverhalten ändert, ist bislang nur schwer zu prognostizieren. Bei der im September 2014 eingeführten Video-Legitimation als Alternative zu Postident liegt die Nutzungsquote bisher bei zehn Prozent der Neukunden.

Ein Muss für den Markterfolg sind schließlich die Konditionen. Mit dem gebührenfreien Kauf von 5 000 Fonds und ETFs bei Einmalanlagen ab 500 Euro im außerbörslichen Handel ab dem 1. März dieses Jahres will die ING-Diba einen Beitrag dazu leisten, klassischen Sparern den Einstieg ins Wertpapiergeschäft zu erleichtern, auch wenn sich daraus erst langfristig ein Business Case ergibt, wenn diese Einsteiger zu aktiveren Tradern werden.

Auch die Einführung neuer Gebühren ist kein Tabu. "Gebühren sind für uns kein schmutziges Wort", formuliert es Roland Boekhout, vorausgesetzt, sie sind transparent und beinhalten einen Mehrwert für den Kunden. Dass es auch in einem Umfeld, in dem Bankgebühren mehr und mehr kritisch beäugt und gerichtlich überprüft werden, gelingen kann, neue Gebühren ohne Probleme einzuführen, hat die Bank im vergangenen Jahr vorgemacht. Wenn der Kunde seine Karte verloren hat, war die Ausstellung einer Ersatzkarte bislang kostenfrei. Seit 2014 berechnet die ING-Diba dafür zehn Euro und stößt damit ganz offenbar auf Verständnis bei den betroffenen Kunden. Nicht eine einzige Kundenbeschwerde habe es dazu gegeben. Red.

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