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Direktbanken - ING-Diba: Hohe Nachfrage beim Autokredit

Die Zeiten, da Ben Tellings gesonderte Konditionen für Neukunden verteufelte, sind auch für die ING-Diba vorbei. Ganz ohne Aktionszins hie und da kommt die Direktbank im Wettbewerb nicht aus. Und bei einem Einlagenbestand von 85,9 Milliarden Euro verbietet es die schiere Größe, hiervon grundsätzlich auch die Bestandskunden profitieren zu lassen, wenngleich der Vorstandsvorsitzende Roland Boekhout dabei "kein gutes Gefühl" hat. Immerhin wurde das Kunden-Werben-Kunden-Programm dahingehend umgebaut, dass Werber dem Geworbenen gleichgestellt werden und für sechs Monate auf ihre gesamten Einlagen den Neukundenzins erhalten.

In einem zunehmend polarisierten Wettbewerbsumfeld, in dem neue oder kleinere Anbieter mit Kampfkonditionen um die zur Refinanzierung immer wichtigeren Einlagen werben, während große Banken mehr Zurückhaltung zeigen, rechnet Boekhout die ING-Diba jedoch eher zu denjenigen Häusern, die es nicht nötig haben, Kunden zu kaufen - umso mehr als die Direktbank im September letzten Jahres mit der Integration des Commercial Banking und der Pfandbriefemission ein weiteres Standbein für die Liquiditätsbeschaffung aufgebaut hat.

Schwerpunkt bleibt aber weiterhin das Privatkundengeschäft. Und hier kann die ING-Diba zwar nicht mehr mit den Wachstumssprüngen vergangener Jahre aufwarten. Die Zahlen sprechen aber dafür, dass die Bank noch lange nicht an die Wachstumsgrenze stößt und Boekhout zu Recht weiterhin von einem enormen Potenzial spricht. Insgesamt ist die Anzahl der Kunden um rund 300000 netto gewachsen. Das ist der höchste Wert der letzten vier Jahre. Und der Blick auf die Produkte zeigt, dass auch das Cross-Selling funktioniert.

Die Anzahl der Tagesgeldkonten ist im Jahr 2011 um 270000 auf 6,4 Millionen gestiegen, das Bestandsvolumen um sieben Prozent oder 5,5 Milliarden Euro auf 85 Milliarden Euro.

Beim seit 2007 angebotenen Girokonto erhöhte sich die Anzahl um 130 000 oder 18 Prozent auf 859 000. Allein hier schlummern rund 1,6 Milliarden Euro an Einlagen. Im laufenden Jahr will die Bank die Marke von einer Million Girokonten erreichen.

Die Anzahl der Wertpapierdepots erhöhte sich verglichen damit nur moderat, nämlich um 41000 oder fünf Prozent auf 847000 - allerdings nach Löschung von rund 150000 inaktiven Depots.

In der Baufinanzierung erhöhte sich die Anzahl der Konten um elf Prozent auf 673000. Das neu bewilligte Volumen stieg um sechs Prozent auf 8,4 Milliarden Euro, der Bestand um zehn Prozent auf 56,6 Prozent.

Am bemerkenswertesten ist vielleicht die Entwicklung im keineswegs forcierten Verbraucherkreditgeschäft. Hier stieg die Anzahl der Konten um rund 70 000 oder zehn Prozent auf 364000, der Bestand um 17 Prozent oder 400 Millionen Euro auf 3,1 Milliarden Euro und das Neugeschäft um beachtliche 40 Prozent, wobei besonders der Autokredit gefragt war. Hier hat die Direktbank im letzten Jahr einen neuen Vertriebsansatz getestet: die "präventive" Bewilligung eines Kredits bereits vor dem Autokauf. Die Idee dabei: Geht der Kunde mit diesem Kredit, den er - je nach Bedarf - auch nicht voll ausschöpfen muss, ins Autohaus, ist er vergleichsweise immun gegen die ihm dort präsentierten Angebote der jeweiligen Autobank. Der Test war sehr erfolgreich. Derzeit wird überlegt, das Konzept dauerhaft umzusetzen. Red.

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