PREISPOLITIK

ING - Kontoführungsgebühr für jeden vierten Kunden

Quelle: ING-DiBa

Ab April 2020 wird die ING für Kunden, die älter sind als 28 Jahre und einen monatlichen Geldeingang von weniger als 700 Euro aufweisen, monatliche Kontoführungsgebühren in Höhe von 4,90 Euro einführen. Betreffen wird diese Neuregelung nach Schätzungen der Bank etwa ein Viertel der insgesamt 2,8 Millionen Girokontoinhaber. Gemessen an der bisherigen Strategie der ING stellt das gewissermaßen einen "Sündenfall" dar. Es ist allerdings nur folgerichtig.

Das Girokonto stellt nämlich das wichtigste Einstiegsprodukt für die Neukundengewinnung dar. Die Zahl der Girokonten stieg 2019 um 358 000 oder stolze 15 Prozent. Die kostenfreie Kontoführung hat dabei so lange ihre Berechtigung, wie das Konto zum Ausgangspunkt für das Cross-Selling wird. In einem Umfeld, in dem das Gratiskonto immer seltener wird, steigt allerdings auch die Wahrscheinlichkeit, dass damit ein wachsender Anteil solcher Kunden angezogen wird, die kein nennenswertes Ertragspotenzial bieten und bei denen es im Wesentlichen bei einer Ein-Produkt-Nutzung bleibt.

Die Regel ist das nicht. Der Anteil der Kunden mit mindestens einem weiteren Produkt neben dem Girokonto bei der ING ist 2019 um 14 Prozent von 1,59 auf 1,82 Millionen Kunden gestiegen. Das heißt im Umkehrschluss aber eben auch, dass rund 980 000 Kunden nur das Girokonto der Bank nutzen.

Mit dem neuen Preismodell will die Bank deshalb einen Anreiz setzen, die ING als volldigitale Hausbank kennenzulernen. Wer mit der Bank nicht in eine intensivere Geschäftsbeziehung eintreten will oder kann, weil er seinen monatlichen Geldeingang nicht erhöhen kann, dem bleibt nur die Wahl, die Bank zu wechseln, wenn er denn einen anderen Anbieter findet, der ein Girokonto mit weniger als 700 Euro Geldeingang im Monat kostenlos führt, oder er wird nolens volens das Kontoführungsentgelt in Kauf nehmen müssen. Vermutlich wird die ING mit einer gewissen Kündigerquote rechnen, auch könnte die Anzahl der Girokonten 2020 etwas langsamer wachsen als bisher. Das ist jedoch zweifellos einkalkuliert - und gewiss besser als ein Wachstum um jeden Preis.

Verbraucherschützern wird die Entscheidung nicht freuen. Denn für Kunden mit geringen Mitteln, das ist keine Frage, wird die Luft wieder einmal dünner. Das kann man der ING aber ebenso wenig vorwerfen wie anderen Banken. Red.

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