NASSAUISCHE SPARKASSE

Internetfiliale 6.0 erfolgreich

"Die gesamte Belegschaft mitnehmen" ist ein von Unternehmensberatern gern strapaziertes Credo beim Aufbruch ins digitale Zeitalter. Wirklich gelebt wird es in der täglichen Praxis aber bislang selten: Diversen Studien zufolge fühlen sich viele Berufstätige nach wie vor nur unzureichend in diesen Transformationsprozess eingebunden. Zumindest der Nassauischen Sparkasse (Naspa) kann man diesen Vorwurf nicht machen, dort stand das Jahr 2018 nämlich ganz im Zeichen des Aufbaus von digitalem Know-how der Mitarbeiter. So wurden beispielsweise sämtliche Mitarbeiter (insgesamt 1 652) mit einem i-Pad ausgestattet.

"Damit wird jeder einen digitalen Führerschein machen", verkündete Günter Högner, Vorstandsvorsitzender der Naspa, dem man die Begeisterung für das Thema bei der Pressekonferenz zum Geschäftsjahr 2018 sichtlich anmerkte. Insgesamt werden die Naspa-Mitarbeiter dabei 12 000 Stunden in ihre persönliche digitale Fitness investieren, unterstützt von 50 speziell ausgebildeten "Digi-Multis", die die ersten Ansprechpartner in allen Fragen rund um Online-Banking und digitale Services sind.

Dass die digitalen Zugangswege zur Naspa immer stärker frequentiert werden, belegt die erste Zwischenbilanz der 2017 inaugurierten Internetfiliale 6.0: Rund 190 000 der insgesamt 420 000 Privat- und Firmenkunden der Naspa nutzten im vergangenen Jahr Online-Banking (2017: 173 000), 53 000 Kunden die Sparkassen-App (2017: 43 000) und die Webseite "naspa.de" verzeichnete über 13,7 Millionen Besuche (2017: 11,6 Millionen Aufrufe). Die digitale To-Do-Liste ist auch für das laufende Jahr umfangreich. Geplant ist unter anderem die Einführung des elektronischen Postfachs, des digitalen Schließfachs sowie der digitalen Signatur.

So gut die Naspa beim Ausbau und der Annahme ihres Digitalangebots vorankommt, so wichtig bleibt unterdessen zunächst auch die persönliche Nähe zum Kunden in der "analogen" Welt. Bereits im vergangenen Jahr hatte die Naspa angekündigt, ihr Filialnetz auf den Prüfstand zu stellen und dabei Filialen, die nicht mehr in auskömmlichem Maße angenommen werden, zu schließen. Offensichtlich besteht dafür bislang aber kein Bedarf. Denn entgegen dem Branchentrend hat die gemessen am Verbreitungsgebiet (4 200 Quadratkilometer) viertgrößte Sparkasse Deutschlands 2018 erneut keine einzige Niederlassung geschlossen. Das weit verzweigte Filialnetz blieb mit 109 Finanz- und Servicecentern (mittlerweile übrigens allesamt mit WLAN ausgestattet), 15 privaten Banking-Centern, 3 Firmenkunden-Centern und 7 Finanzierungs-Centern unverändert.

Betriebswirtschaftlich konnte die Naspa erneut ein ordentliches Ergebnis erzielen. Der Jahresüberschuss lag mit 50,6 Millionen Euro nur leicht (3,3 Prozent) unter dem Niveau des Vorjahres. Wie erwartet verringerte sich dabei der Zinsüberschuss infolge des anhaltenden Niedrigzinsumfelds um 3,5 Prozent auf 234,3 Millionen Euro. Der Provisionsüberschuss verharrte mit 65,9 Millionen Euro auf Vorjahresniveau. Insbesondere im Wertpapiergeschäft hatte sich die Naspa mehr vorgenommen, doch die Turbulenzen an den Kapitalmärkten durchkreuzten diesen Plan.

Der Kundenkreditbestand sank derweil um 3,2 Prozent auf 8,9 Milliarden Euro - trotz der deutlich um knapp 18 Prozent auf 1,59 Millionen Euro gewachsenen Darlehenszusagen an Privat- und Firmenkunden. Zurückzuführen ist dies im Wesentlichen auf einen Sondereffekt bei Krediten an öffentliche Haushalte: Die hessische Landesregierung hat 2018 Kassenkredite in Höhe von 4,9 Milliarden Euro von knapp 180 Kommunen auf die sogenannte Hessenkasse übertragen.

Dieses Entschuldungsprogramm wirkte sich bei vielen Sparkassen in Hessen und Thüringen bestandsmindernd aus. Trotzdem konnten die 49 Mitgliedsinstitute im Sparkassen- und Giroverband Hessen-Thüringen 2018 insgesamt ein Plus bei den Bestandskrediten von 1,9 Prozent auf 74,9 Milliarden Euro verzeichnen. Nicht so die Naspa, für die sich dadurch ein ungewohntes Bild in der Bilanz ergibt: Denn aufgrund der parallel um 3,7 Prozent auf 9,1 Milliarden Euro gestiegenen Kundeneinlagen gab es 2018 einen leichten Einlagenüberhang für das traditionell aktivlastige Institut zu verzeichnen. Vielleicht auch deshalb spielt die Naspa aktuell mit dem Gedanken, Verwahrentgelte für gut betuchte Privatkunden einzuführen und sich damit gegen ungewollt hohe Einlagenzuflüsse zu schützen. ph

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