Privatkundengeschäft

Sparda West spürt Folgen ihrer neuen Konditionen

War es Absicht oder Zufall? Gleich zwei Sparda-Banken haben am 26. Januar ihre Ergebnisse für das Jahr 2016 vorgelegt, was direkte Vergleiche ermöglicht. Dabei zeigen sich einmal mehr die immer deutlicher werdenden Unterschiede zwischen einzelnen Instituten der früher so einheitlichen Gruppe der Sparda-Banken, zumindest, was den Zahlungsverkehr betrifft.

Die Sparda-Bank Hessen freut sich hier über 16 673 neu eröffnete Konten, was einem Wachstum um 7,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Das Nettowachstum der Anzahl der Girokonten wird mit 6 552 angegeben. Hier habe sich der unverändert beibehaltene Verzicht auf Kontoführungsgebühren bemerkbar gemacht, umso mehr, als der Wettbewerb an der Konditionenschraube gedreht hat. Die Entscheidung der Postbank, das Gratiskonto abzuschaffen, hat die Sparda Hessen eigenen Angaben zufolge deutlich gespürt. Hier spricht man vom "Postbank-Effekt".

Bei der Sparda-Bank West sieht das ein wenig anders aus. Sie spricht mit Blick auf die Kundenzahlen von einem "zarten Plus" von 0,6 Prozent nach noch 1,4 beziehungsweise 1,3 Prozent in den beiden Vorjahren. Als Grund dafür macht Vorstandschef Manfred Stevermann sicher nicht zu Unrecht die Einführung einer Jahresgebühr von 10 Euro für die Debitkarte sowie die Anhebung der Jahresgebühr für die Standard-Kreditkarte von 30 auf 40 Euro aus. 22 853 neue Kunden im abgelaufenen Jahr bewertet er vor diesem Hintergrund noch als Erfolg. Für 2017 werden die Erwartungen jedoch gedämpft: Hier wäre Stevermann mit 15 000 Neukunden "rundum zufrieden".

Die Kundeneinlagen sind bei der Sparda West um 2,9 Prozent, bei den Hessen um 5,7 Prozent gewachsen - eine Entwicklung, die beide Häuser als Vertrauensbeweis der Kunden bewerten, nach dem Motto: "Wenn ich schon keine Zinsen mehr bekomme, dann möchte ich doch zumindest sicher sein, dass ich mein gespartes Geld zurückerhalte", wie es Manfred Stevermann in Düsseldorf formuliert.

Im Kerngeschäft der Sparda-Banken, dem Kreditgeschäft, zeigt sich ebenfalls eine ähnliche Entwicklung. Beide sind mit der Entwicklung bei der Baufinanzierung nicht zufrieden, machen sich hier doch deutlich die durch die EU-Wohnimmobilienkreditrichtlinie bewirkten Bremsspuren bemerkbar. Die Düsseldorfer verbuchen einen Anstieg des Kreditbestands um 55 Millionen Euro oder 1,2 Prozent auf 4,62 Milliarden Euro. Davon entfallen 4,46 Milliarden Euro auf Baufinanzierungen. Mit Neuzusagen von 589 Millionen Euro im Bereich der Baufinanzierung habe man Ende 2016 zwar "auf einem ordentlichen Niveau" gelegen, aber mit 6,6 Prozent eben doch unter den Neuzusagen des Jahres 2015.

Gleiches beobachtet man in Frankfurt. Bei der Sparda-Bank Hessen ist der Kreditbestand in der Baufinanzierung um insgesamt 5,0 Prozent auf 2,443 Milliarden Euro gewachsen. Darin enthalten sind Kreditneuzusagen in Höhe von 490 Millionen Euro. Damit blieb das Neugeschäft um 40 Millionen Euro hinter dem Vorjahr zurück. Seit dem 21. März sei die Zahl der täglichen Zusagen spürbar gesunken, berichtet die Bank. Dabei habe die allgemeine Verunsicherung mit Blick auf die Wohnimmobilienkreditrichtlinie "intern gelähmt".

Richtig zufrieden ist Jürgen Weber, der Vorstandsvorsitzende der Sparda-Bank Hessen, mit der Entwicklung im Ratenkreditgeschäft, bei dem die Bank seit 2004 mit der Teambank kooperiert. Der Easy Credit bescherte den Frankfurtern im abgelaufenen Jahr Vermittlungserträge in Höhe von 2,991 Millionen Euro. Das sind 2,9 Prozent mehr als im Vorjahr. Mittlerweile habe sich der Easy Credit zum zweitgrößten Provisionsbringer der Bank entwickelt.

Die Sparda West hingegen hat das Ratenkreditgeschäft bisher noch selbst betrieben. Das Geschäft war aber seit einigen Jahren rückläufig. 2016 betrug das Minus stolze 13,1 Prozent. Das Gesamtvolumen lag zum Jahresende nur noch bei 113 Millionen Euro. Der Erkenntnis folgend, dass dieses wettbewerbsintensive Geschäftsfeld kein gutes Umfeld bietet, um als einzelne Bank nachhaltig erfolgreich sein zu können, hat die Bank deshalb zum Jahresende den Strategiewechsel eingeleitet und arbeitet seit Jahresbeginn 2017 ebenfalls mit der Teambank zusammen.

Im kommenden Jahr wird man sich demnach wohl auch in Düsseldorf wieder auf steigende Erträge aus dem Ratenkreditgeschäft freuen dürfen. Im Plan stehen rund 9 300 Abschlüsse mit einem Bestand von 80 Millionen Euro. Die ersten 700 Abschlüsse mit einem Gesamtvolumen über acht Millionen Euro wurden bis zum 26. Januar bereits registriert - und das ohne besonderen Kommunikationsaufwand. Red.

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