Selbstbedienung

Veränderte Anforderungen

Als es das Thema "Digitalisierung" im Bankgeschäft noch gar nicht gab, da stand die Selbstbedienung im Fokus. Ging es zunächst vor allem um Effizienzsteigerung, schwenkte der Blick später, als die Kundenfrequenz in den Filialen sank, auf die mögliche Integration neuer Funktionen, die entweder das Cross-Selling ankurbeln oder den Banken durch Integration bankfremder Services wie etwa dem Verkauf von Eintrittskarten zusätzliche Provisionseinnahmen bescheren sollten.

Weder aus dem einen noch aus dem anderen ist bis heute viel geworden. Wohl wird am Geldautomaten inzwischen Werbung angezeigt. Doch die Personalisierung der angezeigten Werbung, individuell auf den gerade vor dem Gerät stehenden Kunden, hat noch immer nicht den Durchbruch geschafft. Technisch wäre das längst ohne weiteres machbar. Doch der individuellen Werbung am Geldautomaten stehen noch immer Datenschutzbedenken im Wege. Einer im Oktober veröffentlichten Studie von ATM Marketplace zufolge lassen deshalb 61 Prozent der weltweit 434 befragten Kreditinstitute auf ihren Geldautomaten allgemeine Marketingkampagnen laufen. Zielgerichtetes Marketing geben jedoch nur 22 Prozent an.

Einen echten Mehrwert für die Kunden könnte ein personalisierbares Nutzer-Interface auf Basis der vorangegangenen Transaktionen bieten, etwa wenn dem Kunden nach seiner Identifizierung automatisch der von ihm am häufigsten gewählte Betrag in der meistgewählten Stückelung als Auswahloption angeboten würde, die dann mit nur Knopfdruck bestätigt werden könnte, um so die Transaktion zu beschleunigen. Datenschutzrechtlich wäre dies vermutlich weit weniger bedenklich - doch auch so weit ist die Personalisierung erst bei 16 Prozent der befragten Banken gediehen. Selbst die Stückelung des angeforderten Betrags kann der Kunde nur bei 39 Prozent der Automaten selbst bestimmen.

Auch die Integration der bankfremden Services ist nur in 16 Prozent der Fälle umgesetzt. Den echten Durchbruch wird es im digitalen Zeitalter dafür wohl auch nicht mehr geben - kann doch fast jeder Kunde seine Tickets jederzeit online, auch über sein Smartphone erwerben.

Die Möglichkeiten der Weiterentwicklung sind wohl derzeit an anderer Stelle zu suchen. 68 Prozent der Befragten nennen hier die Unterstützung kartenloser Transaktionen (die immerhin 34 Prozent bereits umgesetzt haben) und digitaler Geldbörsen (58 Prozent) sowie das Cash-Recycling. Außerdem rückt das Übertragen von Funktionen, die derzeit noch an der Kasse ausgeführt werden (55 Prozent), in den Fokus. Das kann beispielsweise über eine Videokonferenz mit einem Kassierer erfolgen.

Das Potenzial der Geldautomaten, da sind sich die Befragten einig, ist noch nicht ausgeschöpft. Immerhin meinen 88 Prozent, dass die Anzahl der Geldautomaten und sonstigen SB-Geräte gleichbleibt oder in naher Zukunft sogar noch steigen wird. Und doch kann es auch anders gehen, wie es die Frankfurter Sparkasse vormacht: Inhaber eines älteren Sparkonto-Modells erhalten künftig keine Karte mehr, mit der sie Auszüge am Automaten holen oder Ein- und Auszahlungen tätigen können. Sie werden für Transaktionen auf die Kasse verwiesen und können sich Auszüge in die Postbox ihres Online-Banking schicken lassen. Dabei geht es jedoch vermutlich weniger darum, die Selbstbedienung zurückzudrängen. Sondern die "Aussperrung" vom Automaten bietet die Chance, die Kunden auf andere Produkte anzusprechen. Und es lassen sich Kosten für die Ausstellung der in vielen Fällen gar nicht genutzten Karte sparen.

Die Reduktion der Kartenflut ist dabei sicher im Interesse der Kunden, die vielleicht gar nicht für jedes Konto eine eigene Karte brauchen. Technisch wäre es sicher auch machbar, über eine Bankkarte den Zugriff auf alle Konten im gleichen Haus zu ermöglichen - wenn auch vielleicht nicht unbedingt über die gleiche PIN. Doch auch diese Sicherheitsfrage sollte in Zeiten der Biometrie zu beantworten sein. Red.

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