Anlageberatung

Vertrauen der Jungen rechtfertigen

In der aktuellen Diskussion darum, ob Banken im Zuge der Digitalisierung nicht eigentlich überflüssig werden, ist die Beratung nach wie vor ein wichtiges Gut. 81 Prozent der Befragten stimmten bei einer im November 2014 durchgeführten bevölkerungsrepräsentativen Umfrage von Cofinpro AG, Karlsruhe, der Aussage zu, dass eine gute Anlageberatung in Zeiten sehr niedriger Zinsen wichtiger sei denn je.

Über die Qualität der von Banken gebotenen Beratung gehen die Meinungen aber nach wie vor weit auseinander - ebenso wie die Einschätzungen zum Beratungsprotokoll. Zwei Drittel der Befragten gaben in der Umfrage an, dass Banken sich nicht für die Bedürfnisse ihrer Kunden interessieren, zwei Drittel fanden, dass Banken ihre Kunden zu wenig kennen, um wirklich passgenaue Geldanlagen zu empfehlen.

Immerhin 46 Prozent waren jedoch der Meinung, die Qualität der Bankberatung sei in den vergangenen Jahren besser geworden. Auf das Beratungsprotokoll führt das die Mehrheit jedoch nicht zurück. 60 Prozent der Studienteilnehmer sind der Ansicht, dass es die Beratungsqualität nicht verbessert. 58 Prozent geben denn auch an, dass das Protokoll, welches sich schon bei der Geldanlage nicht bewährt habe, auch bei Immobilienkrediten nicht zu einer besseren Beratung führen wird.

Besonders jüngere Kunden bis 34 Jahre stehen dem Protokoll skeptisch gegenüber. 56 Prozent von ihnen (gegenüber 47 Prozent in der Gesamtbevölkerung) halten den Aufwand für das Protokoll für so hoch, dass zu wenig Zeit für die eigentliche Beratung bleibt. 51 Prozent der 18- bis 34-Jährigen (im Durchschnitt 36 Prozent) lesen das Protokoll ohnehin nicht. Auch die Skepsis bezüglich einer Einführung des Beratungsprotokolls bei Immobiliendarlehen ist unter den älteren Kunden weitaus ausgeprägter als unter den jüngeren.

Insgesamt ist das Vertrauen in die Bankberatung unter den Jüngeren deutlich ausgeprägter als unter den Älteren. Auch von ihnen findet zwar nur eine Minderheit, dass die Banken sich für die Bedürfnisse ihrer Kunden interessieren. Allerdings ist dieser Anteil mit 42 deutlich höher als unter den 35- bis 54-Jährigen (37 Prozent) und den über 55-Jährigen (26 Prozent). Dieses vergleichsweise hohe Vertrauen lässt sich durchaus erklären: Jüngere Kunden haben im Schnitt sicher weniger Beratungserfahrung als ältere, erst recht weniger Erfahrungen mit Anlageempfehlungen, die sich im Nachhinein als fatal erwiesen haben. Vielleicht ist aber bei ihnen auch die Botschaft der Branche, die Selbstkritik übte und Besserung gelobt, inzwischen auf fruchtbaren Boden ge fallen. Wie auch immer: Das Vertrauen der Jüngeren, wie es die Studie offenbart, ist ein wichtiges Gut, auf dem die Branche aufbauen kann. Dazu freilich ist es wichtig, die von Absendern aller Bankengruppen verbreitete Werbebotschaft "Wir haben verstanden" auch wirklich in die Praxis umzusetzen. Das Beratungsprotokoll ist dafür zweifellos nicht der entscheidende Baustein. Red.

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