Was wird aus den Banken?

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sb - Mit der Verschiebung von MiFID ist auch die Diskussion um die Provisionen wieder neu entbrannt. Der Wille des Gesetzgebers scheint klar: kein Provisionsverbot, sondern ein Nebeneinander von Beratung auf Provisionsbasis und gegen Honorar. Richtig glücklich damit sind weder Verbrauchschützer noch die Kreditwirtschaft. Verbraucherschützer beklagen den fehlenden politischen Willen zu einem Provisionsverbot. Und die Kreditwirtschaft befürchtet, dass das Bekenntnis des Gesetzgebers zum Fortbestand der Provisionsberatung durch die europäische Wertpapieraufsicht ESMA konterkariert wird, wenn die Bedingungen für die Zulässigkeit von Provisionen allzu eng definiert werden. Im Kern geht es dabei um die Fragestellung, inwiefern Provisionen dazu dienen, dem Kunden einen Zusatzservice zu ermöglichen und die Qualität zu verbessern. Von dieser Bedingung für die Zulässigkeit von Provisionen scheint die ESMA nicht abrücken zu wollen. Wohl auch deshalb legt Georg Fahrenschon in diesem Heft - abgestimmt mit den übrigen Verbänden der DK - so viel Wert darauf, dass Provisionen in Beratungsinfrastruktur, Kundeninformation und Beraterschulung fließen und damit die Dienstleistungsqualität verbessern - obwohl all das doch im Grunde Selbstverständlichkeiten eines Beratungsangebots sind. Dass diese Selbstverständlichkeiten über Provisionen finanziert werden, ist an sich nichts Unredliches. Damit aber bliebe die Frage der ESMA nach dem Zusatznutzen für den Kunden unbeantwortet, zumal sich nicht wegdiskutieren lässt, dass Provisionen zumindest Fehlanreize in der Beratung setzen können und dann gerade nicht zum Nutzen des Kunden beitragen.

Bei einem kompletten Verbot der Beratung auf Provisionsbasis, das zeigt insbesondere die Erfahrung aus Großbritannien, sinkt die Anzahl der Berater. Für Verbraucherschützer ist das kein Übel, nach dem Motto: Besser weniger gute Berater als viele schlechte. Die Entwicklung zeigt aber auch, dass gerade Verbraucher mit kleineren Anlagevolumina ihre Anlageentscheidungen verstärkt ohne Beratung tätigen - oder ganz auf Wertpapiere verzichten. Letzteres ist es, was Politiker vor einem Provisionsverbot zurückschrecken lässt. Dass Anleger zu Selbstentscheidern werden, ist - zumal in Zeiten von Robo Advice - nicht per se kritisch zu sehen. Doch dürfte dies eher auf ohnehin wertpapieraffine Zielgruppen zutreffen. Der Anstoß zu einem Wertpapierinvestment kommt jedoch in einer nicht eben wertpapieraffinen Gesellschaft wie der deutschen in vielen Fällen doch vom Berater. Allein deswegen wäre die Beratungsleistung der Bank schon ein Nutzen für den Kunden, selbst wenn man der Devise der Verbraucherschützer folgt und unterstellt, dass Kunden (der Provisionen wegen) zu häufig in überteuerte Produkte hineinberaten werden und deshalb zu schlechte Anlageergebnisse erzielen. Mehr als beim Tagesgeldkonto dürfte es allemal sein. Wer Provisionsberatung verbietet und eine Altersvorsorge via Spareinlagen vermeiden will, müsste deshalb zwangsläufig eine private Vorsorge verpflichtend festschreiben und dafür beratungsfreie Lösungen wie den schwedischen Vorsorgefonds etablieren, in den automatisch all diejenigen einzahlen, die keine andere Vorsorgeform wählen.

Aber was wird dann aus den Banken und Sparkassen? Beratung und Verkauf zu trennen, hört sich zunächst einmal gut an. Doch damit wäre die Daseinsberechtigung (und Finanzierungsgrundlage) eines dichten Filialnetzes dahin. Jenseits der SB-Infrastruktur bliebe dann wenig mehr als die Baufinanzierungsberatung - und dafür lohnt sich die Präsenz vor Ort gewiss nicht. Kreditinstitute würden mehr oder weniger zu bloßen Transaktionsbanken mutieren. Die Einführung einer Art Vorsorgefonds nach schwedischem Modell hätte zudem weniger Skaleneffekte bei der Transaktion zur Folge, da ein guter Teil der bisherigen Wertpapiergeschäfte dahin umgelenkt werden würde. Um die Infrastruktur zu bezahlen, müssten daher Transaktionsgebühren vermutlich steigen. Rechtfertigen ließe sich diese Entwicklung nur dann, wenn die Honorarberatung dem Kunden im Vergleich zu der auf Provisionsbasis so viel mehr Rendite einbringt, dass er sich unter dem Strich besser stellt. Ob sie das vermag?

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