Im Blickfeld

Fuchsjagd ist eröffnet

Es war ein schönes Bild: lachende und zufriedene Banker. Das sieht man dieser Tage nur allzu selten. Viel zu präsent ist überall in der Republik die Krise. Von Krise ist bei den Bausparkassen nichts zu spüren. Im Gegenteil, die Sorge und Unsicherheit lässt das Geschäft boomen. Das liegt zum einen daran, dass immer in Zeiten zusammenbrechender Kapitalmärkte das Thema Immobilien und hierbei auch gerade die selbst genutzte Immobilie wieder auf den Radar der Anleger kommt. Es liegt aber vor allem natürlich am Image des Bausparens: ein wenig altmodisch zwar, aber absolut risikoarm und verlässlich. Und das wiederum rührt daher, dass sich die Branche im Großen und Ganzen treu geblieben ist und ihren Gründungsauftrag, anders als manch anderer Finanzdienstleister, nicht vergessen hat - das Zwecksparen steht noch im Vordergrund des Geschäfts. Das ist gut so und das muss unbedingt so bleiben. Sonst droht das Renommee erheblich Schaden zu nehmen.

Und dann sind Rekordjahre, wie es 2008 wieder einmal war, sicherlich die Seltenheit. Schwäbisch Hall beispielsweise: Der Marktführer hat zum sechsten Mal in Folge ein Rekordjahr hingelegt - das dritte für den Vorstandsvorsitzenden Matthias Metz. Ohne den Erfolg des Konkurrenten W&W (Wüstenrot & Württembergische Gruppe) des früheren Schwä-bisch-Hall-Chefs Alexander Erdland schmälern zu wollen, der kurz vor der Pressekonferenz der Haller Kollegen ebenfalls vorläufige Zahlen vorlegte und sicherlich mit deutlich über 20 Prozent die größten Zuwächse unter den privaten Bausparkassen verzeichnen dürfte und damit die Wende endgültig geschafft hat: Ausgehend von dem schon hohen Niveau verdient der neuerliche Erfolg von Schwäbisch Hall größten Respekt.

Das Bausparneugeschäft stieg nochmals um fast 17 Prozent, von 27,4 auf 32 Milliarden Euro. Dabei schlug vor allem das Jahresendgeschäft zu Buche. Nachdem zu Jahresbeginn noch eher Zurückhaltung bei den Sparern zu spüren war, lag der Dezember dank Krise und Schlussverkauf durch Änderung der Wohnungsbauprämie 80 (! ) Prozent über dem Vorjahr. Hinter dem neuen Rekord stehen 1,1 Millionen neue Bausparverträge, 27 Prozent mehr als im Vorjahr. Für die gesamte Bausparbranche wird mit einem Zuwachs von 13 Prozent gerechnet, was einem Bausparvolumen von 110 Milliarden Euro entspricht. Der Haller Marktanteil liegt demzufolge erstmals über der 30-Prozent-Marke.

Der Vertriebserfolg stammt zu 52 Prozent oder 16,7 Milliarden Euro von den Volks- und Raiffeisenbanken und zu 48 Prozent oder 15,3 Milliarden Euro vom eigenen Haller Außendienst. Das rentiert sich auch für die Primärstufe, auch wenn die Diskussion um die Verteilung der Erlösströme wohl niemals nachlassen wird: Die Provisionserträge der Banken aus dem Bauspar-Neugeschäft sind gegenüber dem Vorjahr um 50 Millionen Euro auf rund 300 Millionen Euro gestiegen. Aber: Bei einer großen Volksbank wie der Frankfurter Volksbank sind die Erlöse aus dem Verbundgeschäft zwar sicherlich willkommen, aber gleichen den sprichwörtlichen "Peanuts" - sie verdient den Großteil ihrer Provisionserlöse aus dem Wertpapiergeschäft.

Im Baufinanzierungsgeschäft kommt Schwäbisch Hall natürlich die aktuelle Zinsentwicklung entgegen. Die abgerufenen Darlehen stiegen um 22 Prozent auf 2,4 Milliarden Euro, das dritte Plus in Folge und der höchste Wert seit 2003. Darüber hinaus stieg das "Schwäbisch Hall-Sofort Baugeld" um 35 Prozent auf rund zwei Milliarden Euro. Allerdings liegen die Zwischenkredite und das für die Partnerbanken vermittelte Kreditvolumen bei unverändert 4,2 Milliarden Euro und damit annähernd so hoch wie das tarifliche Geschäft. Hinzuzurechnen ist noch das Geschäft mit Vorausdarlehen der Genossenschaftsbanken, die mit einem Bausparvertrag unterlegt sind, von 3,7 Milliarden Euro.

Das Vorsorgegeschäft des "Multiproduktvertriebs" Schwäbisch Hall litt dagegen unter der Krise und ging um 2,4 Prozent auf sechs Milliarden Euro zurück. Hier wurde vor allem die Zurückhaltung der Anleger gegenüber Aktien und entsprechender Fonds spürbar. Das Ausland steuerte 690 000 Bausparverträge mit einem Volumen von 8,6 Milliarden Euro und Baufinanzierungen in Höhe von 1,9 Milliarden Euro zum Gesamtergebnis bei.

In der Gewinn- und Verlustrechnung legte der Zinsüberschuss um 25 Millionen Euro auf 962 Millionen Euro zu. Das traditionell negative Provisionsergebnis "stieg" aufgrund der sofort zu leistenden Provisionen um 40 Millionen Euro auf minus 220 Millionen Euro. Die Verwaltungsaufwendungen erhöhten sich leicht auf 363 Millionen Euro, sodass das Teilbetriebsergebnis auf 379 Millionen Euro sank: den zweitbesten Wert der 77-jährigen Unternehmensgeschichte, fünf Prozent unter dem Rekordwert aus dem Vorjahr. Die Eigenkapitalrendite beträgt 13,8 Prozent nach 14,9 Prozent, die Cost Income Ratio bei 48,9 Prozent.

Der Ausblick der Verantwortlichen fällt angesichts der Zahlen verständlicherweise etwas verhalten aus. Im Großen und Ganzen soll das Ergebnis im laufenden Jahr bestätigt und gehalten werden, wobei vor allem im Bausparneugeschäft und im Baufinanzierungsgeschäft die Rekordmarken wieder erreicht werden sollen. Dabei kann der "Wohn-Riester" helfen, weniger bei den absoluten Zahlen als vielmehr als Türöffner für das Kundengespräch.

Nach mehreren Jahren der Neuausrichtung brachte 2008 auch für den W&W-Konzern endlich den erhofften Wachstumsschub. Das Bruttoneugeschäft stieg um 24 Prozent auf rund zehn Milliarden Euro, das eingelöste Neugeschäft legte um 21 Prozent auf rund acht Milliarden Euro zu. Es wurden brutto 325 000 (plus 22 Prozent) neue Verträge vermittelt, netto 280 000 (plus 21 Prozent). Dabei scheint bei Wüstenrot langsam, langsam auch das Cross-Selling in Gang zu kommen: "Engagiert unterstützt wurde er [der Außendienst] von den Agenturen der Württembergischen", so Alexander Erdland. Der Außendienst der Württembergischen nehme damit unter den deutschen Versicherern eine Spitzenposition beim Verkauf von Bausparprodukten ein - wohl auch, weil sich derzeit Versicherungen und andere Vorsorgeprodukte wie Fonds nur äußerst schwer an den Mann bringen lassen. (P. O.)

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