Im Blickfeld

Kampagne ohne Neuigkeiten

Sind die Klimaschutzziele der Bundesregierung zu ambitioniert? Rund 40 Prozent des Energieverbrauchs entfallen nach Einschätzung des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) auf Gebäude. Werden diese energetisch saniert, könnte ein Einsparungspotenzial von bis zu 80 Prozent realisiert werden, so wird prognostiziert. Tatsächlich ist im Mietwohnungsbereich schon viel in Wärmedämmung und neue Heiztechnik investiert worden. Doch der Großteil des deutschen Wohnungsbestands befindet sich im Eigentum privater Haushalte, von denen die überwiegende Mehrheit Selbstnutzer sind. Diese würden von einer energetischen Sanierung ihres Hauses unmittelbar profitieren, denn sie könnten die Einsparungen direkt im Geldbeutel spüren.

Angesichts kräftig steigender Energiepreise, einer jahrelangen intensiven öffentlichen Auseinandersetzung mit den Fragen der CO2-Reduktion und der Energiewende kann wohl davon ausgegangen werden, dass auch die selbst nutzenden Eigenheimbesitzer weitgehend hinsichtlich der Möglichkeiten, Kosten und Förderungen energetischer Sanierung informiert sind.

Deshalb ist die jüngste Informationskampagne des BMVBS "CO2 Gebäudesanierung. Gut für Sie - gut fürs Klima." wie Eulen nach Athen tragen. Wer bis jetzt noch keine Sanierung seines Hauses angegangen ist oder geplant hat, dürfte zumindest schon einmal gerechnet haben. Und wer den Investitionsaufwand als nicht tragbar verworfen hat, den dürften auch die neu propagierten, aber wohlbekannten Argumente der Kampagne nicht überzeugen.

Zwar fördert der Bund über die KfW Sanierungsmaßnahmen und auch für Gutachten, die den individuellen Sanierungsbedarf ermitteln, gibt es Zuschüsse, doch bleiben die Investitionen erheblich und für so manchen Eigenheimbesitzer immer noch zu teuer. Hinzu kommt, dass selbst mit Beratung im Durchschnitt "nur" eine Energieeinsparung von rund 27 Prozent erreicht wird.

Das ist zweifellos eine ganze Menge, aber weit entfernt von dem 80-Prozent-Potenzial, mit dem für die energetische (Voll-)Sanierung gerne geworben wird. Diese ist für die meisten nämlich ohnehin nicht zu bezahlen und ob sie sich rechnen würde, darf bezweifelt werden. Eine neue Kampagne wäre sicherlich Erfolg versprechender, wenn sie von deutlich verbesserten Förderungen begleitet würde. L.H.

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