Im Blickfeld

Keine Angst vor der Shoppingcenter-Revolution

Als Warenhäuser vor rund 100 Jahren die Handelslandschaft revolutionierten, schlug ihnen zunächst ein bemerkenswerter Widerstand entgegen. Er kam vor allem vom traditionellen inhabergeführten Einzelhandel. Gegenwärtig scheint sich die Geschichte zu wiederholen: Heute sind Shoppingcenter die erfolgreichen Handelsformate, und erneut gibt es Widerstand - wieder vom inhabergeführten Einzelhandel, zusätzlich aber vor allem von den Warenhäusern. Die Argumente ähneln sich.

Das Argument von damals: Die Warenhäuser zerstören die traditionellen Handelslandschaften und haben massive negative Auswirkungen auf die betroffenen Städte. Die Einzelhändler gingen auf die Barrikaden, es gab eine Flut von Streit- und Protestschriften. Die Argumente von heute: Shoppingcenter ziehen Fußgängerströme und Kaufkraft von den Straßen ab, in denen sich der lokale Einzelhandel und die Warenhäuser befinden - und in der Folge veröden die Städte. Nun haben vor 100 Jahren die Warenhäuser die städtischen Handelslandschaften offensichtlich nicht zerstört, und Beispiele wie die Düsseldorf Arcaden zeigen, dass auch Shoppingcenter nicht zur Verödung der Innenstädte führen - sondern sie vielmehr beleben können. Voraussetzung ist selbstverständlich, dass sie richtig dimensioniert und konzipiert sind.

Nicht nur die Argumente, auch die Folgen der Warenhäuser-Revolution und der Shoppingcenter ähneln sich. In beiden Fällen sind die bis dahin dominierenden Formate nicht verschwunden sie haben sich lediglich ausdifferenziert. Heute gibt es noch immer Geschäfte in den Einkaufsstraßen, die an ihrer Tür mit einer 60, 70 oder auch 100-jährigen Tradition werben - ihr Konzept ging offensichtlich über die Jahre hinweg auf, und sie haben die Warenhaus-Revolution überlebt. Ebenso wenig werden künftig die Warenhäuser aus der Handelslandschaft verschwinden.

Warenhäuser mit attraktiven Konzepten wie das KaDeWe in Berlin oder das Warenhaus Breuninger in Stuttgart sind zukunftsfähig. Gleiches gilt für lokale Einzelhändler mit guten Konzepten. Auch sie werden keine Opfer des Shoppingcenters sein. Umsatzstarke inhabergeführte Einzelhändler können sich sogar auf Shoppingcenter freuen - weil sie dort Potenzial für eine Filiale sehen, zusätzlich zum Hauptgeschäft in der Einkaufsstraße.

Christof Glatzel, Mitglied des Vorstands, mfi management für immobilien AG, Essen

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