Im Blickfeld

LBS Ost mit Potenzialen

Die Art und Weise, wie die Bausparkassen ihre Geschäftszahlen präsentieren, lässt relativ zuverlässig auf das Selbstbewusstsein und die unternehmerischen Perspektiven des jeweiligen Instituts schließen. So ist es nicht ungewöhnlich, dass einige Kassen ihre Geschäftserfolge gebührend dargeboten wissen wollen. Andere hingegen geben ihre Zahlen der geneigten Öffentlichkeit lediglich in Form einer knappen Pressemitteilung zur Kenntnis.

Zu Letzteren gehörte über viele Jahre die LBS Ostdeutsche Landesbausparkasse AG (LBS Ost). Dass die den ostdeutschen Sparkassen gehörende Bausparkasse diesmal in ihre Zentrale nach Potsdam einlud, um ihre Absatz-, Bilanz- und Ertragszahlen vorzustellen, musste demnach gute Gründe haben.

Ein Grund ist der neue Vorstandsvorsitzende, Werner Schäfer. Im April vergangenen Jahres hatte der Chef der Bördesparkasse, Oschersleben, die Leitung der LBS Ost von Carl Gottfried Rischke übernommen. Jetzt war es für den frischen Mann an der Spitze der Bausparkasse an der Zeit, sich und sein erstes LBS-Geschäftsjahr der Öffentlichkeit vorzustellen. Dabei machte er deutlich, dass er im Bausparen neue Akzente setzen will. Noch enger will er die LBS an die Sparkassenberater heranbringen.

Sein Ziel ist es, den Anteil der Privatgirokonteninhaber mit LBS-Bausparvertrag von aktuell 17,1 Prozent mittelfristig auf durchschnittlich 25 Prozent zu steigern. Dass dies möglich ist, zeigen einzelne bausparaffine Sparkassen, die diesen Wert bereits nachhaltig erreichen. Alle Sparkassen, das weiß auch Schäfer, werden diese Quote jedoch nicht schaffen können oder wollen. Damit dieses Signal zwischen Kap Arkona und Zwickau auch gehört wird, kann öffentliche Aufmerksamkeit nicht schaden.

Ein weiterer Grund für die persönliche Präsentation des Zahlenwerks ist ein historischer. Das abgeschlossene Geschäftsjahr 2009 war das 20. der LBS Ost. Diesen Anlass nutzt sie gerne, um auf die seit zwei Jahrzehnten ungefährdete Marktführerschaft im Bausparen in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen und dem Ostteil Berlins hinzuweisen. Aktuell rangiert sie mit 41,6 Prozent Marktanteil deutlich vor den Wettbewerbern BHW und Schwäbisch Hall.

Zu verdanken ist dieser Erfolg aber im Wesentlichen den ostdeutschen Sparkassen, die traditionell in ihrem Geschäftsgebiet einen sehr hohen Marktanteil von durchschnittlich 65 Prozent haben. So überrascht es nicht, dass mehr als 90 Prozent des Bauspar-Neugeschäfts aus den Sparkassenfilialen kommen. Dabei trennt die LBS Ost jedoch bewusst nicht zwischen den Verträgen, die in den Geschäftsstellen bei LBS-Außendienstmitarbeitern und bei Sparkassenberatern abgeschlossen werden. Lediglich zehn Prozent der Neuabschlüsse akquiriert der eigene Außendienst außerhalb der Sparkassenkundschaft.

Zwar spricht die LBS angesichts des Brutto-Neugeschäfts von 3,1 Milliarden Euro von einem "guten Jahresergebnis" 2009, doch bleibt sie mit einem Minus von 21,5 Prozent hinter den Ergebnissen der LBS-Gruppe zurück, die bei der Bausparsumme lediglich einen neunprozentigen Rückgang gegenüber dem von Sonderfaktoren gekennzeichneten Vorjahr verzeichnete.

Vor allem die Änderungen bei der Wohnungsbauprämie hatten zum Jahresende 2008 zu Vorzieheffekten bei allen Bausparkassen geführt - Geschäft, das vor allem in der ersten Jahreshälfte 2009 fehlte. Allerdings ist das 2008 dominierende prämiengetriebene Neugeschäft tendenziell kleinteiliger als die zur konkreten Baufinanzierung abgeschlossenen Verträge, die 2009 etwa 70 Prozent der Neuabschlüsse ausmachten. Daher nahm die durchschnittliche Bausparsumme (Bruttoneugeschäft) im vergangenen Jahr um 14,2 Prozent auf 19 500 Euro zu, während sie 2008 noch 17 100 Euro betrug. Auch im eingelösten Neugeschäft blieb die LBS Ost mit 2,9 Milliarden Euro um 16,4 Prozent deutlich hinter dem Vorjahr zurück.

Mit elf Prozent haben Riester-Bausparverträge einen noch vergleichsweise überschaubaren Anteil am Neugeschäft. Dass die LBS Ost damit zum Teil hinter den Ergebnissen ihrer Schwesterinstitute bleibt, liegt einerseits an der geringeren Bekanntheit von Wohn-Riester in Ostdeutschland gegenüber den Werten im Westen der Republik.

Andererseits macht sich bei den Wohn-Riester-Abschlüssen die Abhängigkeit der Bausparkasse von den Sparkassen bemerkbar. Diese vermitteln Altersvor-sorge-Bausparen in der Regel weniger intensiv als der eigene Außendienst. Wohn-Riester ist für die Bausparkassen aber ein äußerst attraktives Geschäft, nimmt damit doch nicht nur die Kundenbindung zu, sondern auch die Bausparsummen sind deutlich höher. Im Bestand der LBS Ost haben die Verträge eine durchschnittliche Bausparsumme von 27 000 Euro.

In den ersten fünf Monaten 2010 registriert die LBS Ost branchenkonform eine Erholung ihres Neugeschäfts. So stieg die Zahl der Neuabschlüsse um 19,2 Prozent, gemessen an der Bausparsumme von 1,43 Milliarden Euro beträgt der Zuwachs sogar 25,8 Prozent. Zwar stimmt der bisherige Geschäftsverlauf optimistisch, doch warnt der Vorstand vorsorglich, die Entwicklung der ersten Monate auf das Gesamtjahr fortzuschreiben, denn derzeit binde die IT-Umstellung bei den Sparkassen Kapazitäten, die für den Vertrieb nicht zur Verfügung stünden. Dennoch dürfte bis zum Jahresende ein signifikantes Neugeschäftsplus stehen bleiben.

Mittelfristig muss es aber gelingen, mit Riester-Bausparen bei den Sparkassenberatern präsenter zu sein und diese Form der Altersvorsorge auch bei den Sparkassenkunden bekannter zu machen, wenn der Neugeschäftsanteil wie geplant auf 20 Prozent angehoben werden soll - keine geringen Aufgaben für den neuen Vorstandsvorsitzenden. L. H.

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