Wüstenrot: Rekord, Zurückhaltung, Zuversicht

Während sich der W & W-Konzern für das abgelaufene Geschäftsjahr über ein Rekordergebnis freuen kann, sind bei der Bausparkasse Wüstenrot sichtbare Zeichen der Zurückhaltung und der niedrigen Zinsen zu konstatieren. Das Bruttoneugeschäft nach Bausparsumme sank auf 13,7 Millionen Euro und verfehlte damit den Rekordwert des Vorjahres von 15,4 Milliarden Euro deutlich. Eine Überraschung ist dies aber nicht, denn das Vorjahr profitierte stark von Sondereffekten aus Tarifumstellungen. Damals hatten sich Kunden noch höher verzinste Verträge gesichert, die die Bausparkasse später eingestellt hatte.

Nun stehen Finanzierertarife im Vordergrund mit Darlehenszinsen, die ebenfalls einen Rekord darstellen, denn noch nie in der Geschichte der ältesten deutschen Bausparkasse waren diese so niedrig wie derzeit. Trotzdem stagnierten die Darlehenszusagen allein der Bausparkasse Wüstenrot bei 3,5 Milliarden Euro (im Vorjahr 3,6 Milliarden Euro), sei es dem Wettbewerb geschuldet oder einer gewissen Auswahl bei den Geschäften. Konzernübergreifend wurden von allen Gesellschaften (Bausparkasse, Bank, Versicherung) rund 4,7 Milliarden Euro vermittelt; nach 5 Milliarden Euro im Jahr 2013. Davon entfielen 832 Millionen Euro auf das im Jahr 2013 eingeführte Baufinanzierungsportal, während von den Konzerngesellschaften lediglich 3,9 Milliarden Euro vergeben wurden. Im Vorjahr waren es noch 4,6 Milliarden Euro. Doch die wachsende Bedeutung des technischen Vertriebskanals zeigt sich nicht nur am vermittelten Volumen: Rund 55 Prozent aller Darlehensanträge gingen dabei volldigital über das Portal ein, was zur Folge hatte, dass zum einen die Ablehnungsquote von früher gut 25 Prozent auf rund 10 Prozent gesenkt und zum anderen der Bearbeitungszeitraum auf nur noch etwa 5 Tage reduziert werden konnte.

Zurück zum Bausparen: Im Netto-Neugeschäft erzielte die Bausparkasse eine Bausparsumme von 11,5 Milliarden Euro, nach 12,8 Milliarden Euro im Jahr 2013. Laut Unternehmensangaben lag die Netto-Neugeschäftsentwicklung erneut über dem Branchendurchschnitt, womit die Wüstenrot Bausparkasse Marktanteile hinzugewinnen und ihren zweiten Platz unter den deutschen Bausparkassen hin ter dem Branchenprimus Schwäbisch Hall festigen konnte.

Sehr erfreulich verlief das Geschäft des Konzerns. Vorstandsvorsitzender Alexander Erdland spricht nicht ohne Stolz von "einem starken Jahr in der Geschichte der W & W-Gruppe". Der IFRS-Jahresüberschuss von 242 Millionen Euro (155 Millionen Euro im Vorjahr) ist nicht nur ein Rekord, sondern übertrifft darüber hinaus die eigene Ergebnisprognose von 180 Millionen Euro für 2014 um ein gutes Drittel. Hierzu haben alle drei Konzernsparten beigetragen: Das Segment Bauspar/Bank erzielte 52 Millionen Euro und übertraf den Vorjahreswert um 20 Millionen Euro. Der Bereich Schaden/ Unfallversicherung hat mit 128 Millionen Euro nach 50,5 Millionen Euro die größte Steigerung verbucht. Und auch die Personenversicherung konnte trotz der Diskussionen um die Zukunft der Lebensversicherung mit 46 Millionen Euro nach 44,3 Millionen Euro noch ein kleines Plus verzeichnen. Insgesamt verbuchte die Württembergische Bruttobeiträge von 4,03 Milliarden Euro und übertraf damit erstmals die Vier-Milliarden-Marke.

Erfreut zeigte sich Erdland über die Erfolge des Programms "W & W 2015", das bereits 2014 weitestgehend abgeschlossen werden konnte und seine Wirkung auf der Kostenseite entfaltete: Der Ergebnisbeitrag liegt bei rund 150 Millionen Euro nach Steuern und damit im oberen Ende des Zielkorridors von 120 bis 160 Millionen Euro. Doch Erdland wäre nicht Erdland, wenn er nicht weiter antreiben würde: Das nächste Programm "W & W 2020" ist schon aufgesetzt, das sich unter anderem der Verzahnung des Online- und Offline-Angebots widmet. W & W soll so langfristig pro Jahr mindestens 220 Millionen Euro nach Steuern verdienen. Für 2015 liegt die Latte mit erwarteten 200 Millionen Euro da schon ziemlich nah dran. P.O.

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